Stefan Kézdi stieg vor fast vier Jahren in die Jugendarbeit des Hermannstädter Jugendforums ein. Seit November 2024 ist er Jugendreferent am Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt (DFDH). Geboren ist er in Regen/Reghin, aufgewachsen in Heltau/Cisnădie. Mitte letzten Jahres hat er sein Abitur am Gheorghe-Lazăr-Lyzeum abgelegt. Jetzt studiert er im ersten Studienjahr Ingenieurswissenschaften. Mit ADZ-Redakteurin Aurelia Brecht sprach er über seinen Eintritt in die Jugendarbeit, seine Faszination dafür, und darüber, was er als Jugendreferent bewegen möchte.
Was hat dich als Schüler dazu motiviert, in die Jugendarbeit zu gehen?
Seit ich klein bin, wusste ich, dass es das Jugendforum Hermannstadt gibt. Da habe ich immer die Auftritte der Tanzgruppe gesehen. Ab 2013/14 hatten wir auch in Heltau eine Jugendtanzgruppe unter der Leitung von Vlad Popa. Ich habe dort immer die Großen vom Jugendforum bewundert. Als meine Schwester in der neunten Klasse war und ich in der achten, ist sie zum Jugendforum gegangen. Seit damals hatte ich überlegt, auch einzusteigen, aber wir hatten die Prüfungen der achten Klasse und dann kam die Pandemie. Also hat sich mein Einstieg etwas verzögert. In der zehnten Klasse bin ich beim Sachsentreffen für die Tanzgruppe eingesprungen, und seitdem nehme ich so gut wie jede Woche an den Tanzproben teil.
Was hat dich daran begeistert?
Dass es beim Jugendforum eine angenehme Gruppe gab – ich habe viele neue Leute kennengelernt. Bis zur achten Klasse habe ich die Schule in Heltau besucht. Als ich dann in der neunten Klasse am Gheorghe-Lazăr-Lyzeum begann, kannte ich so gut wie niemanden. Die Zeit der neunten Klasse war überschattet von der Pandemie. Als man im September 2021 wieder begann, alles zu öffnen, kannte ich deshalb niemanden, weil alle nur zu Hause vor dem Computer saßen, um dem Unterricht zu folgen. Dann habe ich hier neue Leute kennengelernt und hatte dadurch ein paar Anschlusspersonen in Hermannstadt. Dann bin ich immer wieder gekommen, um noch mehr Leute kennen zu lernen.
Was gefällt dir an deiner Tätigkeit als Jugendreferent?
Es hat mir schon vor meiner Zeit als Jugendreferent Spaß gemacht mitzuhelfen. Wenn zum Beispiel am Vortag des Maifests jemand zur Bühne gehen musste, um etwas vorzubereiten, habe ich das übernommen. Das hat mir immer sehr viel Freude gemacht – auch weil mich das immer mit den Freunden vom Jugendforum zusammengebracht hat. Als ich dann gesehen habe, dass die Stelle des Jugendreferenten ausgeschrieben ist, war ich sehr froh – einfach, weil ich ohnehin schon viel mithelfe und über diese Stelle mehr Möglichkeiten habe, etwas durchzusetzen. Die Stelle gibt mir die Chance, meine Ideen zu verwirklichen und mich auszuprobieren.
Was hast du dir als Jugendreferent vorgenommen?
Ich möchte vor allem mehr Projekte mit der Tanzgruppe durchführen: Wir haben immer wieder Angebote, auch in anderen Orten, zum Beispiel in Temeswar/Timișoara, Bukarest oder Konstanza aufzutreten. Solche Ausfahrten können auch anstrengend sein, weil man sehr früh morgens losfährt, mittags den Auftritt hat und am Abend schon wieder zurückfährt. Aber mir haben diese Tagesausflüge als Teilnehmer immer sehr gefallen. Vor allem im Sommer, wenn wir wieder viele Angebote in diese Richtung haben, möchte ich versuchen, zu mehreren Gelegenheiten Gruppenauftritte zu organisieren. Bei diesen Fahrten nimmt man immer etwas mit.
Was denn zum Beispiel?
Bei der Ausfahrt letztes Jahr zur türkisch-tatarischen Minderheit in Konstanza haben wir wirklich etwas dazugelernt. Immer wenn man irgendwohin fährt, sieht und lernt man etwas Neues. Wir haben in Konstanza eine weitere Minderheit Rumäniens kennengelernt. Ich hatte die türkisch-tatarische Minderheit in Rumänien bisher nicht wirklich wahrgenommen. Ich kenne die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben. Aber was weiter von der deutschen Minderheit weggeht, damit hatte ich mich bisher – ehrlich gesagt – noch nicht so intensiv beschäftigt. Ich war verblüfft – denn es waren auch aus Georgien Leute dort, und aus der Türkei. Dadurch lernt man neue Minderheiten kennen – deren Eigenarten und Bräuche.
Gibt es etwas, was du dir für die Tanzgruppe vorgenommen hast?
Ich möchte vor allem die Tanzperformance der Gruppe verbessern und an der Koordination arbeiten. Außerdem möchte ich neue Trachtenteile bestellen. Die erwähnten Tagesausflüge behält man immer gut in Erinnerung – so kann man eine Gruppe auch im Forum halten. Ich möchte, dass die Leute, die in der Tanzgruppe sind, nicht nach der 12. Klasse weggehen. Meine Studienplatzwahl war für mich daran geknüpft, dass ich weiter im Forum sein kann. Ich möchte auch anderen Leuten die Möglichkeit geben, eine gute Freundesgruppe hier im Forum zu finden, damit sie danach auch hier bleiben.
Das war also wirklich ein Kriterium für dich?
Ja, ich wollte eigentlich in Richtung „Häuserbau“ studieren, was es aber nur in Klausenburg und Temeswar gab. Und ich wollte unbedingt hier in Hermannstadt bleiben. Vor allem wegen des Jugendforums.
Wie hast du die erste Zeit am DFDH als Jugendreferent erlebt?
Der Anfang in der Jugendgruppe war ein bisschen holprig. Denn bis Anfang November 2024 war ich ja ganz normales Mitglied und den Rollenwechsel in das Amt des Jugendreferenten, in dem man etwas leitet und Entscheidungen trifft, musste die Gruppe und auch ich erst durchlaufen. Im Forum selbst hat alles von Anfang an sehr gut geklappt. Ich habe mich mit allen gut verstanden. Die Arbeitsaufteilung lief ohne Probleme ab, auch wenn es mal eine schwerere Woche mit mehr Programm gab. Das hat super funktioniert.
Welche Aufgaben übernimmst du als Jugendreferent am DFDH noch?
Ich helfe generell viel im Forum. Wenn etwas im Bereich Kulturarbeit anfällt, helfe ich dort auch mit: Beim Katharinenball und Marienball habe ich unterstützt – und eben auch den Auftritt der Tanzgruppe koordiniert. Ich kann bei den Kulturprojekten organisatorisch mitunterstützen: In der Programmgestaltung, der Antragstellung, bei Einkäufen und Buchungen. Bald kommt das Maifest. Dort wird sicher auch wieder viel zu tun sein.
Warum sollten Jugendliche in die Jugendarbeit am DFDH einsteigen? Was ist daran attraktiv?
Die Gemeinschaft und die Tatsache, neue Leute kennen zu lernen, enge Freundschaften zu knüpfen. Wir geben die Möglichkeit, gemeinsam Zeit zu verbringen, außerhalb der Familie: Mit 16, 17 will man auch mal von zu Hause weg, alleine. Womit wir immer sehr geworben haben, ist das Tanzprobenwochenende. Es findet einmal im Jahr statt. Von Freitag bis Sonntag fahren wir in eine Ortschaft, die ein bisschen abseits der größeren Städte liegt: Letztes Jahr waren wir zum Beispiel in Zoodt/Sadu. An diesem Wochenende ist die Tanzgruppe wirklich nur unter sich, lernt ein oder zwei neue Tänze, hat Spaß. Da ist auch Zeit, schon einstudierte Tänze zu perfektionieren. Das ist immer ein Highlight.
Was bedeutet die deutsche Minderheit für dich?
Es fällt mir schwer das zu erklären, denn ich bin ja in der deutschen Minderheit aufgewachsen und kannte immer sehr viele Leute, die zu ihr gehören – für mich ist das die Normalität. Seit ich mich erinnern kann, war ich immer von der deutschen Minderheit umgeben. Wir haben immer Deutsch zu Hause gesprochen.
Gibt es ein Projekt, das dir besonders wichtig ist?
Mir sind alle wichtig. Alle müssen meiner Ansicht nach gut laufen. Vielleicht ist das Tanzprobenwochenende ein bisschen relevanter für die Gruppe.
Was macht dir besonders Spaß in deiner Tätigkeit als Jugendreferent?
Ich mag Langeweile nicht. Als Jugendreferent habe ich jetzt das Programm wirklich von morgens bis abends voll. Das stört mich gar nicht, sondern macht mir eher Spaß. Ich habe immer etwas zu tun – und wenn es mal weniger ist, frage ich jemanden im Forum, ob er Hilfe braucht: Dann habe ich jeden Tag etwas Neues zu tun. Das gefällt mir.
Was möchtest du als Jugendreferent bewegen?
Es läuft sehr gut mit der deutschen Minderheit in den ganz jungen Generationen, im Bereich Kindergarten und Schulen. Mein Ziel ist, die Leute nach der 12. Klasse weiter am Forum zu halten. Dass sie mit dem Forum groß werden, aber die Beteiligung nicht mit dem Abitur abbricht. So wie es bei mir auch ist. Da muss eine Lücke gefüllt werden. Das will ich versuchen – dass den Leuten das Forum wirklich Spaß macht und dass sie hier bleiben.