Der Müll des Berglands stinkt bis zu OLAF

Offiziell spricht man von „Entwurfsmängeln“, inoffiziell von fehlenden geologischen Untersuchungen

Die Leitung des Kreisrats Karasch-Severin wird bestürmt, im Dringlichkeitsmodus „das Problem” des Zentrums für Müllmanagement am Rande der Gemeinde Lupak bei Reschitza zu lösen. Dieses sollte schon vor 25 Monaten eingeweiht werden, funktioniert aber auch heute noch nicht. Schlimmer noch: Ein Teil dessen, was gebaut wurde, beginnt durch Nichtbenutzung ausgelöste Verfallserscheinungen zu zeigen. Etwa Risse im Auffangbassins. Offiziell reiten der Kreisrat und die dort für Lupak Verantwortlichen auf „Projektionsmängeln“ herum. Inoffiziell wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert, dass das Objekt ohne gründliche geologische Untersuchungen des im Banater Karst liegenden Zentrums für die Müllverarbeitung gebaut wurde. Auf dem Papier sei alles in Ordnung, vor Ort sei kein Geologe gewesen...

Nun tauchen Staatsanwälte auf, die mittels Expertenkonsultation nach den Ursachen suchen, wieso die in den Sand gesetzten Gelder keinerlei Wirkung entfalten können. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssen dann die Richter vor einem Prozess lesen. Meist dicke Aktenmappen, oft mehrere Bände. Angehört wurde unter anderen der Präsident des Kreisrats Karasch-Severin, Silviu Hurduzeu. Ihm und einer gewissen Lässigkeit seiner Amtsführung wird allgemein der stinkende Müll angelastet, der beginnt, alle Ortschaften des Banater Berglands zu ersticken. Weil die Entsorgungsfirmen nicht damit nachkommen, ihn nach Großwardein/Oradea zu transportieren – die einzige Müllkippe in der (ziemlich fernen) Nähe, die noch unsortierten Haushaltsmüll gegen Entgelt auf einer provisorischen Müllkippe übernimmt – und weil die Kommunen es satt haben, den Ferntransport des Mülls zu subventionieren (ADZ berichtete jüngst zum Fall Reschitza).
Die Staatsanwälte filzen für ihre Untersuchung aber auch diejenigen, die bisher Gelder vom Müll aller eingestrichen haben, inzwischen ausgestiegen sind und meinten, sich dieser Gelder in aller Ruhe erfreuen zu können. Am stärksten verärgert über den Kreisrat sind die Bürgermeister, denn sie sind die ersten und unmittelbarsten Ansprechpersonen aller Unzufriedenen mit der Müllentsorgung im Banater Bergland.

Eines der großen Probleme in Lupak ist ungelöst: die Frage der Führung und Behandlung des Sickerwassers, das durch das Mülldepot einsickert, in einem Bassin aufgefangen wird und behandelt werden muss, weil es in Lupac der Regel hochgradig verseucht ist, mit löslichen und ausgeflockten (umweltschädlichen bis giftigen) Substanzen aus dem Müll. Und dessen Menge je nach Niederschlagsmenge schwankt. In diesem Bereich gibt es bis zur Stunde in Lupak keine Lösung, nicht einmal zur verlässlichen Verhinderung der Vermischung des Sickerwassers mit dem Grundwasser. In diesem Sinn ist es sogar gut, dass das zentrale Mülldepot noch nicht in Betrieb ist... Zumal bereits Risse im Bassin für das Auffangen des Sickerwassers festgestellt wurden. Über dem Depot sollte ursprünglich ein Dach hochgezogen werden, um das Eindringen von Niederschlägen zu verhindern und die Sickerwassermenge so gering wie möglich zu halten. Auch dieses Dach gibt es nicht. Inzwischen hat der Kreisrat ein Projekt ausgeschrieben zur „Reparatur und Mängelbehebung am Sickerwasserbecken“. All das, nachdem die Lupaker Anlage seit mehr als einem Jahr offiziell bereits abgenommen wurde... Problematisch ist auch der Fertigstellungstermin für die „Mängelbehebung“: neun Monate. Bauleute sagen, in dieser Frist sei das unmöglich. Höchstens ein Entwurf dazu und die technische Überwachung könne man in einer solch kurzen Frist erarbeiten und bestimmen.
Auf all das hat auch die europäische Antikorruptionsbehörde OLAF ein Auge: Ursprünglich ist Lupak mittels EU-Finanzierung errichtet worden. Die EU zog sich zurück, als das Überziehen der Termine begann. Vor zwei Jahren. Und der Kreisrat sollte ursprünglich die von der EU finanzierten Gelder erstatten... Davon spricht man im Bergland gegenwärtig nicht mehr.

Am eindeutigsten hat sich bisher ein Parteikollege von Kreisratspräses Hurduzeu, der Ferdinandsberger Bürgermeister Luca Mălăescu geäußert, der auch Vorsitzender der Vereinigung der PSD-Bürgermeister im Bergland ist: „Ich schlage dem Herrn Präfekten vor, eine Dringlichkeitskommission zu gründen, die das Müllproblem unter die Lupe nehmen und lösen soll. Damit ist nicht zu spielen. Seit Hunedoara und Arad unseren Müll nicht mehr annehmen, wird die Sache von Tag zu Tag teurer. In zwei, drei Monaten wird unsere Situation explosiv! Die Transportkosten des Mülls werden uns erdrücken. Da muss endlich mit der Faust auf den Tisch geschlagen werden. Wir sind der einzige Landkreis Westrumäniens, der keine zeitweilige Mülldeponie genehmigt bekam. Das war ein ungeheurer Fehler!“

Vom wirtschaftlichen Standpunkt und vom Standpunkt des gesunden Menschenverstands hat Luca Mălăescu recht. Nur: Provisorische Lösungen haben es in Rumänien an sich. Sie neigen stark dazu, zur Permanenz zu werden...