Der öffentliche Raum ist kein Hundeklo

Tierische Exkremente können die Gesundheit gefährden

Eine Hundehalterin entsorgt die Exkremente ihres vierbeinigen Lieblings korrekt. | Foto: Horea Spahiu

Infektionsgefahr durch Hundekot: Spulwürmer | Foto: santevet.de

In Spanien haben Bürger unachtsame Hundehalter mit ferngesteuerten „Speed Poop“-Plastikhäufchen auf Rädern verfolgt, um sie auf die Hinterlassenschaft ihres Tieres aufmerksam zu machen.

Dieses visuelle Material kann als Abziehbild bestellt und an stark frequentierten Plätzen aufgeklebt werden. | Fotos: Grow Up Romania

Diesen Artikel möchte ich seit meiner Anstellung bei der ADZ schreiben, also seit fast vier Jahren. Es ist ein Thema, das mich bewegt. Jetzt, bei der Abgabe des Beitrags, im Kontext der Invasion Russlands in die Ukraine, im Kontext des Krieges, scheint das Thema „nichtig und klein”... Dennoch ist es gut zu wissen, wie gefährlich Hundekot für die Gesundheit sein kann und was ein jeder von uns tun kann, um den öffentlichen Raum reiner und somit gesünder zu erhalten.

Wer ist noch nie in ein Hundehäufchen getreten? Ehrlich. Auf Gehsteigen, Straßeninseln, in Parks, auf Kinderspielplätzen, Grünflächen neben Wohnblocks oder Feldwegen fällt Hundekot immer wieder störend auf. Und wenn nicht dort, dann spätestens zu Hause, wenn die Schuhsohlen stinken und womöglich der Teppich bekleckert ist. Hundedreck ist aber nicht nur ein hässlicher Anblick und geruchsbelästigend, er kann auch gefährlich für die Gesundheit sein.

Kein Kavaliersdelikt

Dabei ist das Gesetz in Rumänien eindeutig: Hundebesitzer haben die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner im öffentlichen Raum zu entfernen, sonst droht eine Geldstrafe. Die Sanktionen vergibt die Lokalpolizei. In Kronstadt/Bra{ov beispielsweise, der Stadt, die letztes Jahr neben Konstanza landesweit die meisten Touristen anzog, ist per Gemeinderatsbeschluss HCL 149 von 2017 untersagt, im städtischen Bereich Straßen, Gehwege, Parks oder öffentliche Orte mit Tierkot zu verunreinigen. Bei Zuwiderhandlung werden Privatpersonen mit 800 bis 1600 Lei, Rechtspersonen mit bis zu 2500 Lei bestraft. 

Die Maßnahme scheint jedoch nur auf dem Papier zu gelten, denn Warnungen oder Strafen werden tatsächlich kaum verhängt. In der offiziellen Antwort der Lokalpolizei an die ADZ bezüglich der Anzahl der Geldstrafen, die von 2019 bis 2021 verhängt wurden, wird um das Thema peinlich herum geschrieben, eine konkrete Antwort gibt es auch nach mehrfachem schriftlichen Nachfragen nicht. In einem Telefongespräch erklärt ein Lokalpolizist, dass es ja unmöglich sei, alle Hundehalter bei der Tat zu erwischen. 

Auch in anderen Städten ist die Situation nicht besser. In Bukarest sind besonders die kleinen Nebenstraßen in Villenvierteln mit Hundehaufen übersät. Auch Sandkästen auf Kinderspielplätzen in Parks und Erholungsflächen dienen Vierbeinern oft als Toilette.

Nach mehrjährigem Bemühen eines Bukarester Elternvereins „Grow Up Romania“ ist dort nun die Lokalpolizei in den Parks unterwegs, die dem Oberbürgermeisteramt untergeordnet sind. In den letzten Wochen des letzten Jahres erhielten daraufhin mehr als 1400 Hundebesitzer Verwarnungen, weil sie die Hinterlassenschaften ihrer Schützlinge nicht entsorgt hatten. Einige Dutzend haben sich geweigert, den öffentlichen Raum zu säubern, sodass sie Geldstrafen zahlen mussten.

So wie in Bukarest könnte die Polizei auch in Kronstadt oder anderen Städten an stark frequentierten öffentlichen Orten, etwa in Parks und auf Grünflächen neben Wohnblocks, Hundebesitzern beim Spazierenführen ihrer Tiere beobachten und eingreifen. 

Zu wenige Hundespielplätze

Per Gesetz sind Hundehalter verpflichtet, ihre vierbeinigen Freunde beim Gassigehen im öffentlichen Raum an der Leine zu halten (gefährliche Rassen müssen Maulkorb tragen), deren Dokumente bereitzuhalten und mit Hundekotbeuteln ausgestattet zu sein. Frei laufen dürfen Hunde nur in Hundeparks oder auf Hundespielplätzen, doch davon gibt es nicht viele. Die wenigsten Städte haben große Anlagen für Hunde, so wie Pite{ti, wo vor einem Jahr ein Park eröffnet wurde, der Hunden 600 Quadratmeter zum Austoben bietet. Auch in Botoșani befindet sich ein schöner umzäunter Platz, wo sich energiegeladene Vierbeiner so richtig auslaufen können. Die meisten Spielplätze für Hunde sind aber klein, ungepflegt und kaum mit Ausstattung zum Spielen oder Trainieren versehen. In Kronstadt gibt es sieben solche umzäunte Flächen. Nur zwei sind groß genug zum Toben, doch Hundewippen, Tunnel oder Laufstege gibt es keine.

Unter dem Namen „Ham-stadt“ ist nun in Kronstadt ein Projekt in Sicht, das die Stadt in eine tierfreundliche verwandeln soll. Aus dem Lokalbudget sollen die bereits existierenden „Hundeparks“ renoviert und weitere, moderne, gut ausgestattete eingerichtet werden. 

Kronstadt ist eine der wenigen Städte Rumäniens, wo Hunde auch in Parks willkommen sind. Im vergangenen Sommer wurde das Verbot, Haustiere mitzubringen, aufgehoben – allerdings mit der ohnehin gesetzlich verankerten Verpflichtung, die Notdurft der Tiere ordnungsgemäß zu entsorgen und die Tiere an der Leine zu halten. An markierten Kinderspielplätzen ist der Zutritt mit Hunden verboten. Der Entschluss war in der Zivilgesellschaft umstritten. Tierliebhaber träumten davon, wie in London, Paris oder Berlin im duftenden Gras zu sitzen und ihren Hunden beim Spielen zuzusehen, andere beschwerten sich über mögliche Verunreinigungen auch auf Erholungsflächen. Von Kotbeutelspendern, von wo man kostenlos Beutel entnehmen kann, war bislang nicht die Rede.

Reizthema in vielen Ländern

Rücksichtslosigkeit und Unbedachtheit vieler Hundebesitzer, die beim Gassigehen nur an die eigene Bequemlichkeit denken, empören Bürger in zahlreichen Ländern. In Deutschland, Spanien, Amerika oder Taiwan, um nur einige zu nennen, haben sie Initiative ergriffen und sich auf friedliche Weise gegen das Geschäft der Tiere im öffentlichen Raum gestellt. Manchmal erfolglos, andere Male gelungen. 

Recherchiert man im Internet, so erfährt man, dass weltweit Lösungen für dieses Dauerproblem gesucht wurden, da Hundeexkremente in zahlreichen Städten und Dörfern der Welt ein Problem sind. Fußgänger treten versehentlich in Häufchen und tragen sie auf Schuhsohlen ins Auto, in den Bus oder ins Haus. Rollstuhlfahrer nehmen Reste auf ihren Räder mit. Besitzer von Elektrorollstühlen haben zumindest den Vorteil, die Räder nicht anfassen zu müssen. Seh- und Gehbehinderte entdecken die Tretminen oft nur, wenn ihre Sohlen rutschen oder in Innenräumen der Geruch auffällt.

Hundehasser können da schon mal zu extremen Methoden greifen, um Abhilfe zu schaffen: Köder mit Gift, Rasierklingen oder Nägeln gespickt. Die Tiere verenden qualvoll daran. Ohne fatale Folgen, aber trotzdem sehr schmerzhaft für die Vierbeiner sind Pfeffer und Zitronensäure. Viele chemische Stoffe, die zu Abwehr oder Abschreckung von Hunden eingesetzt werden, können zu Vergiftungen führen.

Hunde mit und ohne Besitzer...

Meist schiebt man die Schuld für dreckige Straßen und Gehwege auf Streuner, aber viele Häufchen stammen von Tieren, die jemandem gehören. „Besonders in Villenvierteln, die sich neben dem Wald befinden, lassen Hundebesitzer ihre Tiere stundenlang außerhalb der Höfe frei umherlaufen. Niemand sammelt die Hinterlassenschaften dieser Hunde ein“, beklagt Gabriel Ho-meghi, Leiter des öffentlichen Tierheims in Biergärten/Stupini neben Kronstadt. Seit Jahren sieht er bei seinen Einsätzen in der Stadt dieselben Hunde herumlaufen. Er weiß, wo sie wohnen und versucht, deren Besitzer, ob Privatpersonen oder Unternehmen, zu überzeugen, ihre Hunde im Hof zu behalten – für die Sicherheit der Passanten, die von Hunden angegriffen werden könnten, zum Schutz der Hunde selbst, die von Autos überfahren werden könnten, aber auch für die Reinheit der Gegend.
Außerdem stößt er oft auf das Problem, dass viele dieser Tiere nicht registriert sind, also gesetztlich gesehen gar keinen Besitzer haben. Sie tragen keinen Mikrochip, man kann sie also nicht identifizieren, falls sie in ein Tierheim gelangen. Sie sind auch nicht geimpft, entwurmt oder entfloht und können Krankheiten übertragen. Darüber hinaus sind nicht alle kastriert, was zu unerwünschtem, unkontrolliertem Nachwuchs führt. Die Population solcher Hunde wächst ständig. Und damit auch die Menge der Häufchen... 

Auch wenn die von Hundefängern eingefangenen Exemplare, die nach zwei Wochen von niemandem zurückgefordert werden, gesetzlich eingeschläfert werden dürfen, ist deren Zahl immer noch hoch. Allein im Tierheim in Biergärten landen monatlich rund 250 Streuner. Eine Zusammenarbeit der Lokalbehörden mit dem Verein „Millionen Freunde“ führte dazu, dass die Hunde zur Adoption abgegeben werden konnten, sodass in den letzten acht Jahren die Anzahl der Straßenhunde von rund 1000 auf etwa 600 Tiere jährlich gesunken ist. 

Laut Portal zur Identifizierung und Registrierung der Hunde in Rumänien, RomPetID, waren 2018 in Rumänien mehr als zweieinhalb Millionen Hunde registriert – aktuellere Daten gibt es nicht. Eine Studie von iSenseSolutions zeigte, dass 2016 fast die Hälfte der Stadtbewohner landesweit Haustiere besaß, 65 Prozent davon Hunde. Dazu kommen noch die Hunde, die in Dörfern leben.

Potenzielles Infektionsrisiko

Die Ausscheidungen dieser Tiere stellen für Menschen ein potentielles Infektionsrisiko dar. Insbesondere auf Kinderspielplätzen kann man leicht in Kontakt mit Parasiten gelangen, wenn Ausscheidungen von Tieren herumliegen. Kleinkinder können Exkremente mit  Steinen oder Tannenzapfen verwechseln und anfassen, oder einfach nur im beschmutzten Sand spielen, oft führen sie dann die Hände zum Mund. Die orale Aufnahme von Parasiten geht sehr schnell. Auch auf Schuhsohlen können die winzigen Eier mitgetragen und im Haus verbreitet werden. Infektionen mit Salmonella, E. Coli, Giardien oder Kokzidien sind so möglich, häufig auch mit Peitschenwürmern oder Hakenwürmern. Spul- oder Bandwürmer können zu schweren Erkrankungen führen, manche können sogar lebensbedrohliche Folgen haben. Die Infektion kann lange unbemerkt bleiben und später zur Beeinträchtigung der Organfunktionen führen. Insbesondere Kinder, Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind stark gefährdet.

Würmer oder Wurmeier sind nur selten im Kot sichtbar. Bei manchen Parasiten bleiben die Eier oder Larven nicht nur wochen-, sondern jahrelang im Boden. So kann es zu einer Kontamination durch besiedelten Staub oder Erde kommen. 

Auch durch Streicheln über Hunde- und Katzenfell, in dem Wurmeier haften, durch engen Kontakt zum eigenen Haustier, über verunreinigte Gegenstände oder Nahrung wie Gemüse und Obst können diese unerwünschten Lebewesen auf den Menschen übertragen werden. Regelmäßige Entwurmung von Haustieren ist daher wichtig. Auch deswegen stellt die Pflege des Hundes eine wichtige Verantwortung dar. 

Schwer erkennbar – der Spulwurm

Eine der schlimmsten Parasiten ist der Spulwurm (Toxocara canis). Wenig bekannt und schwer identifizierbar, können Spulwürmer Leber, Zentralnervensystem und Lunge angreifen, aber auch Schäden am Auge hervorrufen, die im Extremfall zur Erblindung führen. Roxana C. erzählt aus eigener Erfahrung: „Neun Ärzte unterschiedlicher Fachgebiete haben mich fast zwei Wochen lang untersucht, um herauszubekommen, was so plötzlich mit mir geschah. Keine Behandlung war erfolgreich. Mein Körper wurde in wenigen Tagen an mehreren Stellen gleichzeitig angegriffen“. Einem heftigen Stich in die Rippen, der sie lahmlegte, folgten fast blitzartig die Erkrankung der Lungen, eines Auges, der Nasennebenhöhlen, hinzu kam eine akute Harnwegsinfektion und starke Nierenschmerzen. Mit der Diagnose ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) wurde die Anfang Dreißigjährige dann für zehn Tage ins Krankenhaus eingewiesen. Außer der Behandlung dieser chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankung erhielt sie für die Augenbeschwerden Spritzen neben das Auge. Ihr Zustand hat sich zwar stabilisiert, wieder zuhause kamen aber neue Symptome auf: Die Knie wollten ihr nicht mehr gehorchen, sie konnte plötzlich nicht mehr laufen. „Ich schaute meine Kinder an (Anm. d. Red.: ein Kindergartenkind und ein Grundschüler) und dachte, ich will nicht sterben, ich will sie heranwachsen sehen”, erinnert sie sich. Eine Immunologin hat ihr weitere Untersuchungen empfohlen. „Sie hat alle Untersuchungen auf dem Papier angekreuzt, die es gab. Alle habe ich gemacht. Es hat ein Vermögen gekostet, aber ich war so verzweifelt. Dann hat sich herausgestellt, dass Toxocara canis in meinem Körper war”. Nach einer dreißigtägigen Behandlung mit dem Wurmmittel Albendazol ist Roxanas Körper geheilt. Nach der Genesung hat sie sich über den Parasiten informiert, der ihr und ihrer Familie so viel Leid verursacht hatte. Es war erschreckend zu wissen, dass dieser Wurm im menschlichen Körper auf dem Blutweg in die Organe gelangt und eine korrekte Diagnose dieser Krankheit nicht immer möglich ist. Roxana denkt mit Entsetzen daran, dass nicht alle Menschen davon genesen.

Erziehung als Lösung

Auch die Tiere selbst können nach einem Befall mit Parasiten, Viren oder Bakterien krank werden. Selbst wenn sie geimpft und entwurmt sind, können sie sich durch Schnüffeln, Lecken oder Fressen von fremdem Hundekot anstecken. Dabei sind Welpen öfter betroffen als erwachsene Hunde. Auch Tiere, die keine Symptome zeigen, können die Erreger ausscheiden und eine Ansteckungsgefahr für andere Hunde darstellen. Medikamentöse Behandlung ist jedoch möglich. 

Nichtsdestotrotz kann die Spulwurm-Infektion, die bei erwachsenen Hunden in der Regel symptomlos verläuft, schlimme Auswirkungen haben. Nicht nur Müdigkeit, Appetitmangel, Abmagerung, glanzloses Fell, Husten oder ein durch die vielen Würmer aufgetriebener Bauch sind die Folgen. Das Tier kann auch erbrechen, Blutungen in Darm, Leber und Lunge erleiden oder nervöse Erscheinungen mit Krämpfen oder Darmverschluss. Bei Massenbefall kann es sogar zu einem Darmwandriss kommen, was das Ende des Vierbeiners bedeuten kann.

„Den Kot des eigenen Tieres zu entsorgen gehört zur Verantwortung des Besitzers”, sagt Tierarzt Cristian Cristea. Ihn nicht zu entfernen sei, als würde man den vollen Müllsack vom Fenster auf die Straße hinunter werfen. „Es hängt mit der Kultur und Bildung der Hundehalter zusammen“, ist sich Cristea sicher. „Ich glaube, dass nur Erziehung eine Verbesserung der Situation bringen wird.”


Einige Lösungen

Gesetzlich müssen Hundebesitzer ihre Hunde ins  R.E.C.S. (Registrul de Evidenta a Câinilor cu Stăpân) aufnehmen lassen. Das geschieht durch das Chippen beim Tierarzt. Der winzige Chip unter der Haut sorgt dafür, dass der Familienliebling gekennzeichnet ist und leichter gefunden werden kann, falls er sich verirrt. Hundehalter erhalten einen Ausweis, in dem  eingetragen wird, wann entwurmt, entfloht und geimpft wurde. Diese regelmäßige Pflege verringert die Gefahr einer Übertragung von Krankheiten. 

Weil allerdings bei Weitem nicht alle Hunde verantwortungsvolle Besitzer haben, die sich daran halten, gibt es einige Empfehlungen, um sich vor Parasiten zu schützen. Waschen gehört zu den elementarsten, aber effizientesten Methoden, die Aufnahme von Wurmeiern oder -larven zu vermeiden. Kinderärztin Ilinca Tranulis empfiehlt Eltern, ihren Kindern vor jedem Essen oder nach dem Spielen im Park, die Hände zu waschen. Ebenfalls wichtig ist es, Obst und Gemüse gründlich zu putzen, da darauf  kontaminierter Staub liegen könnte. Flächen, wo Hunde Gassi gehen, sollten  von Kindern bis zum vierten Lebensjahr, die alles in den Mund stecken, gemieden werden.

Brüskierung oder Erziehung

„Ich würde Fotos mit Hundehaufen im A4 -Format  in Augenhöhe überall hin kleben, wo Leute ihre Hunde Gassi führen. Größere Poster mit dem Bild und einigen Informationen könnten vielleicht in Parks die Leute auf dieses Problem aufmerksam machen”, meint Monica Grama aus Kronstadt. Sie hat es satt, die Sohlen der Schuhe ihrer fünfjährigen Tochter und manchmal auch ihre eigenen Schuhe zu waschen. „Es ist einfach eklig!“ Es sei ihr unverständlich, wie Menschen so rücksichtslos gegenüber anderen sein könnten. Sie kennt alle Nachbarn in ihrer Straße, die ihren Hunden das Tor öffnen, damit sie im öffentlichen Raum - „bloß nicht im Hof” - ihr Geschäft verrichten. Manche hat sie darauf angesprochen, bei anderen hat sie sich geschämt, sie anzusprechen, wegen des hohen Alters. Sie überlegt aber, die Namen der unzivilisierten Hundehalter groß auszudrucken und in die Bushaltestelle zu kleben: „Es ist eure Verantwortung, die Hinterlassenschaft eurer Hunde zu entsorgen!“ würde auf den Plakaten stehen.

Nicht nur Monica hatte diese Idee. Der Bukarester Elternverein „Grow Up Romania” arbeitet seit einigen Jahren daran, die Öffentlichkeit auf Situationen aufmerksam zu machen, die den Alltag der Bürger beeinträchtigen. Er will das Leben mit Kindern in der Hauptstadt erleichtern und Kinderspielplätze sauberer halten. Dazu gehört auch die Informations- und Sensibilisierungskampagne „Strânge după câinele tău” („Entsorge den Haufen deines Hundes!“), die zu mehr Verantwortung einlädt. Mit gelben Postern und Stickern soll die Aufmerksamkeit der Passanten erregt werden. Der Verein stellt visuelles Material zur Verfügung, das Interessenten auf der Internetseite growupromania.ro bestellen und in ihren Städten verbreiten können. In schwarz-weiß gibt es die Poster und Sticker zum kostenlosen Herunterladen. Die  Sticker können überall dort, wo Tierhalter verkehren, auf öffentliche Objekte wie Mülleimer oder Masten geklebt werden. Plakate sind effizient an Eingängen in Wohnblocks, in Aufzügen, als Aushang im Treppenhaus (mit Einverständnis der Eigentümergemeinschaft), aber auch in Tierkliniken oder Tierhandlungen. In Parks und an Kinderspielplätze gehören diese Aufmerksamkeitsheischer auch hin. 

„Proaktive Information und Bürgererziehung können die Mentalität langfristig verändern“, erklärt Dana Ostacie vom Verein „Grow Up Romania“. 

„Informationskampagnen helfen den Leuten, Probleme im öffentlichen Raum wahrzunehmen und sogar, sich aktiv in deren Lösung einzubringen”. Für einen Erfolg sei es allerdings nötig, dass solchen Aktionen von Strafen begleitet werden, die von der Lokalpolizei verhängt werden. „Erziehung + Strafen = Liebe”. Eines ohne das andere sei nicht effizient.

Ostacie erzählt von einem kleinen Erfolg: der Zusammenarbeit mit dem Bürgermeisteramt Bukarest und der dortigen Lokalpolizei. Seither sind die Parks, die zum Oberbürgermeisteramt gehören und wo Polizisten seit letztem Jahr Strafen verhängen, deutlich reiner. „Die Leute müssen sich vor Strafe fürchten, nur das kann Verhaltensänderungen bewirken.”

„Grow Up Romania“ präsentiert auf seiner Internetseite auch eine Vorlage, mit der Bürger sich mit ihrem Anliegen an Lokalbehörden wenden können. Viele empörte Bürger beschweren sich bei Bürgermeisterämtern oder der Stadtreinigung. Diese sind jedoch nur verpflichtet, im Winter Schee zu räumen, Hundehäufchen wegzukehren gehört nicht zu ihren Pflichten.

Ighid in Deutschland

In Deutschland hat sich u.a. die „Initiative gegen Hundekot in Deutschland“, Ighid, etabliert. Durch Veranstaltungen und Events zum Thema haben sie mit kleinen Schritten Erfolge erzielt. Durch Kommunikation, etwa Plakate, wird Bewusstsein für das Problem geschaffen, durch Infrastruktur das Einsammeln von Exkrementen leicht gemacht. Hundekotbeutelspender mit kostenlosen Beuteln stehen an Hotspots, die Zahl der Entsorgungsbehälter wächst. Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Gehhilfen, aber auch Senioren, die sich nicht bücken können, erhalten in Bürgerbüros oder beim Ordnungsamt gratis Hundekotgreifer. 

Ighid hat auch Kinder in die Initiative einbezogen. So haben Kindergartengruppen in Tönisvorst Bilder zum Thema „saubere Stadt“ gezeichnet. Einige davon wurden beschichtet und am Zaun des Kindergartens ausgehängt. Daneben wurden Halter mit Kotbeuteln angebracht und Schilder mit „Hundekot schürt Hundehass“.

„Nimm ein Sackerl für das Gackerl“

In Ländern aller Kontinente treiben tierische „Tretminen“ Menschen in den Wahnsinn. Unter den Methoden, unachtsame Hundebesitzer auf das Problem aufmerksam zu machen, haben einige Engländer liegengelassenen Kot mit grellem buntem Spray besprüht oder mit Kreide eingekreist. Andere markierten ihn mit einem Fähnchen, um zu zeigen wie viele Häufchen herumliegen. Andere sammelten liegengelassene „Würstchen“ in bunte Plastikbeutel und hingen sie dicht nebeneinandern an Äste auf Alleen in Parks. Das Bild war nicht besonders anziehend.
Andere erhofften mehr Rücksicht durch Schilder mit ironischen oder höflichen Texten. „Sei kein Schwein und räum das Häufchen ein“, „Nimm ein Sackerl für das Gackerl“, „Bitte keine Hundehaufen hinterlassen“,  „Lassen Sie ihn vor der eigenen Tür kacken“. Ein humorvolles Schild war in Ostthüringen zu sehen: „Gehst du mit dem Hund spazieren, ist er an der Lein‘ zu führen. Geht nach hinten was verloren, bist du zum Sammeln auserkoren. Ist dir das alles ganz egal, kostet es Bußgeld - voll normal”. 
Hundekot ist kein Düngemittel, kein Mist, sondern verätzt die Grünflächen. Schilder wie „Diese Wiese gehört zur Tierernährung - und Nahrungsmittelproduktion. Bitte nicht mit Hundekot verschmutzen“ oder „… aber doch nicht in mein Futter“ sollen der Verbreitung von Infektionen mit Parasiten aus Exkrementen vorbeugen.

Häufchen im Briefkasten

Um das Bewusstsein der Bürger erfolgreich zu schärfen, wurde in einer Stadt in Nordspanien die Regelung eingeführt, beim Registrieren des Hundes auch dessen DNA zu speichern. Auf diese Weise kann ganz genau festgestellt werden, wem die Hundehaufen „gehören“. Diese Methode zeigte sich auch in Nordtexas erfolgreich. 

Als sehr effizient stellte sich auch ein Projekt im spanischen Dorf Brunete heraus. Dort spürten Freiwillige nachlässige Hundebesitzer auf und steckten ihnen in Plastiktüten eingewickelte Häufchen in die Postkästen. Infolge dieser Aktion sank die Menge an Hundekot im öffentlichen Raum um 70 Prozent. 

Eine Aktion der taiwanesischen Stadt New Taipei hatte auch große Wirkung auf die Sauberkeit der Stadt. Behörden schrieben einen Goldbarren im Wert von 2200 Dollar und 85 kleinere Prämien aus. Für jeden vollen Hundebeutel, der abgegeben wurde, erhielt man einen Bon, mit dem man an der Verlosung für die Prämien teilnahm. Die Hälfte der Exkremente der Stadt wurden entsorgt. 

Auch Bauern haben mit diesem Problem zu kämpfen. Auf ihren Anbauflächen liegt nicht selten Hundekot. Dabei werden dort Lebensmittel produziert. 

Adoption fördern

„Während des Lockdown, 2020, haben wir überlegt einen Hund für die Kinder anzuschaffen. Die Zeit damals war sehr schwierig, wir hatten beide Homeoffice und die Kinder – Kindergarten und Vorschule – mussten unterhalten werden“, erzählt Angelica aus Kronstadt. Drei Monate hat es gedauert, bis sie und ihr Mann Nelson aufgenommen haben. Nelson ist ein freundlicher, etwa zweijähriger Mischling, den Freunde von der Straße holten und tauften. „Das Schlimmste für mich war der Gedanke, seinen Dreck aufräumen zu müssen“, gibt die junge Frau zu. Die ersten Male sollen die schlimmsten gewesen sein, der Geruch sei schrecklich gewesen. Mit der Zeit ist sie „Profi im Aufräumen der Hundehäufchen“ geworden, sagt sie lachend. 

Da ein Teil der Exkremente, die auf Straßen in Städten, Wiesen und Feldern herumliegen, von herrenlosen Hunden stammen, kann verantwortungsvolle Adoption die Anzahl der Häufchen verringern. Aus dem Tierheim in Biergärten/Stupini bei Kronstadt/Brașov werden monatlich etwa 50 Hunde adoptiert. Sie finden in Deutschland ein neues Zuhause. Kronstädter, die ein Tier aufnehmen und verantwortungsvoll behandeln wollen, kann man an den Fingern einer Hand zählen.

Dass die meisten der aufgezählten Initiativen von privaten Bürgervereinigungen stammen, zeigt wohl, dass die Behörden dieses Problem nicht in den Griff bekommen. Hierzulande nicht – und anderswo auch nicht. Mit Sicherheit wäre es von Vorteil in Rumänien, das Aufräumen durch Anbringen von mehr Mülleimern zu erleichtern, Hundekotbeutelspender an frequentierten Orten aufzustellen oder mehrere und größere Hundespielplätze einzurichten. Bestimmt würden auch Geldstrafen so manchen wachrütteln und erziehen. Das Entsorgen von Hundekot müsste allerdings aus Eigeninitiative geschehen und auf Erziehung basieren. Wenn dies nicht der Fall ist, kann man kreativ werden und selber agieren – Ideen gibt es, wie man sieht, genug.