Die 87. Edition der Internationalen Grünen Woche Berlin war ein Erfolg

Eine kulinarische Reise durch alle Regionen Rumäniens, starke Präsenz Siebenbürgens

Das Symbol der Internationalen Grünen Woche

Staatssekretär Sorin Moise (links) mit seinem Messe-Team am Informations-Stand des MADR mit Lucia Bota, Larisa Petre, Livia Chivu und Ionuț George Diaconeasa

Freude am Messestand der LAG Somes-Codru über den Besuch der Bayerischen Honigkönigin Victoria I

Gute Laune auch am MADR-Informations-Stand: Stefan Darjan, Mitglied im Messe-Team, mit fröhlichen Besuchern, die kulinarische Köstlichkeiten an diesem gut frequentierten Stand verkosten

Die Internationale Grüne Woche findet immer im Januar in den Messehallen der Messe Berlin GmbH unter dem Berliner Funkturm statt. Von 20. bis 29. Januar fungierte die 87. Edition als Bühne und Forum der Debatte um die Zukunft von Agrar- und Ernährungswirtschaft. Im Zentrum der Diskussionen standen die globalen und regionalen Herausforderungen durch multiple Krisen wie Klimawandel, Artensterben, Krieg und gestörte Lieferketten für die Land- und Ernährungswirtschaft. Offizielles Partnerland der Grünen Woche 2023 war Irland. Rumänien war diese Ehre 2012 zuteil geworden, als 60 rumänische Firmen unter dem Motto „Erkunde den Garten der Karpaten“ ihre Bio-Produkte präsentiert hatten. 

Dieses Jahr präsentierte der rumänische Messekomplex seine Angebote in der Messehalle 11.2: Vertreten waren acht siebenbürgische Firmen mit Bio-Produkten wie Honig und Wein, angeboten zum Verkosten und Verkauf an den Messeständen den LAG-Aktionsgruppen-Verbände LAG Somes-Codru und der AG Zona Satmarului, zudem der große Informationsstand des Landwirtschaftsministeriums (MADR) in der gleichen Halle zum Verkosten und zur Promotion von traditionellen rumänischen sowie EU-zertifizierten Produkten aller Regionen Rumäniens, etwa Edel-Salami aus Hermannstadt/Sibiu und „Traditioneller Karpfenrogensalat“, im EU-Register als geschützter Name registriert.

Traditionell fand während der Grünen Woche das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) statt, eine internationale Konferenz mit Diskussionen der Zukunft des Agrarsektors und der globalen Lebensmittelindustrie. Politischer Höhepunkt der GFFA war die Agrarministerkonferenz, an der 70 Agrarminister aus aller Welt teilnahmen, aus Rumänien der MADR-Staatssekretär Sorin Moise.

Für Furore sorgten Startups junger Leute auf der Grünen Woche mit kreativen Ideen und Lösungen in der Agrar- und Lebensmittelbranche. Das Themenspektrum reichte dabei von der Grillenfarm mit der Verwertung von Grillen und Maden in Lebensmitteln in Pulverform sowie pflanzlichem „Thunfisch“ über Naturschutzprojekte bis zu pflanzlichem Düngemittel – der Erfindergeist der Agtech- und Foodbranche kennt keine Grenzen. Die Jury ermittelte als Gewinner das Startup-Projekt „Seedalive“. Die Forschungs- und Testergebnisse dieses Projektes von Jugendlichen aus Osnabrück „verkürzt die Qualitätskontrolle von Saatgut von aktuell 14 Tagen auf gerade mal vier Stunden. Mit Hilfe eines Keimfähigkeitsschnelltests als Kit-Lösung haben landwirtschaftliche Betriebe binnen kürzester Zeit Klarheit darüber, ob Saatgut vital, alternd oder schon tot ist“, so die Projektbeschreibung. Dieses Projekt könnte durchaus auch für Rumänien interessant sein. 

Auch die diesjährige Grüne Woche war eine Erfolgsstory in ihrer langen Geschichte seit 1926. Ihren Namen verdankt diese Veranstaltung der Kleiderfarbe der häufig in Lodenmäntel gehüllten Besucher aus der Forst- und Landwirtschaftsbranche der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Beginn des Messewesens in Berlin ist hingegen auf das Jahr 1822 datiert, wo am 1. September die erste Messe begann, angekündigt als „Ausstellung der Erzeugnisse vaterländischen Gewerbefleißes“. Seitdem nimmt die Grüne Woche, unterbrochen durch drastische Ereignisse wie den Zweiten Weltkrieg, eine rasante Entwicklung. 

1963 betrug der Anteil ausländischer Teilnehmer bereits zwei Drittel. Rumänien beteiligt sich seit 1973. Einen regelrechten Hype der Zunahme an Ausstellern aus aller Welt erlebte die Grüne Woche seit den 1990er Jahren durch die deutsche Wiedervereinigung und damit verbundene Öffnung des Ostblocks, ausgebremst 2021/22 durch Corona.

Wenngleich zur diesjährigen Grünen Woche 100.000 Besucher weniger als vor zwei Jahren (400.000 Gäste) kamen, die Anzahl der Aussteller von 1400 aus 60 Ländern auf knapp 400 schrumpfte, war die Grüne Woche 2023 dennoch ein Erfolg. Die Freude über die gelungene Reanimation dieser traditionsreichen Berliner Messe war nicht nur beim Veranstalter Messe Berlin GmbH und den Besuchern sowie Ausstellern riesengroß, sondern auch in Berliner Wirtschaftsbranchen wie Hotellerie und Handel, schließlich ist die Grüne Woche auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 

Das Messepublikum zeigte sich konsumfreudig und gab pro Kopf für den Verzehr kulinarischer Köstlichkeiten vor Ort beziehungsweise für den Kauf von Waren zum Mitnehmen durchschnittlich 130 Euro aus. Somit lag das Konsumverhalten auf ähnlichem Niveau wie bei der Grünen Woche 2020. Dass sich rund 1700 Medienschaffende aus 25 Ländern akkreditierten, hatte zudem den Effekt, dass die vielfältige Berichterstattung einen zusätzlichen Werbeeffekt bescherte, von dem die Stadt nachhaltig profitiert: Als Metropole von großen Leitmessen wie der Internationalen Grünen Woche und Internationalen Tourismusbörse Berlin. Die musikalisch-mediale Botschaft: Berlin spielt mit diesen Leitmessen nach wie vor die erste Geige.

Die von Ausstellern während der Messe erzielten Einnahmen durch den Verkauf ihrer angebotenen Produkte an Messebesucher ist nicht per se Indikator und Gradmesser des Erfolges. Im Fokus steht vielmehr, wie es gelingt, die Grüne Woche als Plattform zum Generieren von Reputation zu nutzen und Geschäftskontakte mit potenziellen Kooperationspartnern, vor allem mit Vermarktungsunternehmen, anzubahnen. Der Idealfall ist, wenn sich Aussteller schon im zeitlichen Vorfeld der Messe mit potentiellen ausländischen Partnern für Geschäftstreffen auf der Messe verabreden und Verträge gleich vor Ort  abschließen.

Das unverzichtbare KnowHow für erfolgreiches Agieren auf Messen heißt AIDA. Gemeint ist nicht etwa Giuseppe Verdis Oper, vielmehr die vier Stufen in der Werbepsychologie für erfolgreiches Marketing: A (Attention), I (Interest), D (Desire/Wunsch), A (Action). Nur wenn jede Stufe im Blick ist und Schritt für Schritt clever realisiert wird, ist man erfolgreich. Als allererstes stellt sich immer Schritt A: Wie und wodurch kann ich Aufmerksamkeit generieren, um die nächsten Stufen erreichen zu können? Etwa mit eigenen Messeständen, mit denen die lokalen Aktionsgruppen-Verbände LAG Somes-Codru und die LAG Zona Satmarului vor Ort in Berlin vertreten waren.

Jeder LAG-Verband hatte Repräsentanten von vier Kleinunternehmen dieser Regionen am Messestand, zum Beispiel Edgard Görbe vom Weingut CRAMA NACHBIL aus Bildegg/Beltiug mit edlen Tropfen, sowie Adrian Bratosin, der Bienenhonig in Premium-Qualität offerierte. Judita Toga aus dem Dorf Petrești, Managerin der LAG Satmarului, bot Bio-Fruchtsäfte an. Die LAGs werden vom EU-Agrarfond ko-finanziert, um Kleinunternehmer der Landwirtschaft bei der Vermarktung ihrer Produkte in Rumänien und im Ausland zu unterstützen. Die Abkürzung „LAG“ steht für „Local Action Group“.

Darüber hinaus lud der MADR-Infostand die Messebesucher zur Verkostung von Siebenbürger Köstlichkeiten wie „Telemea de Sibiu“ ein, wobei Kostproben aus  allen Regionen auf den Tisch kamen, etwa mein Kuchen-Favorit „Cozonac Mopan“ aus Suceava. Außerdem stellten die MADR-Mitarbeiter auch Lebensmittelmuster wie „Salinate de Turda“ (Eingesalzenes) vor, die auf EU-Ebene ein Gütesiegel erhalten sollen. 

In Ergänzung zum Bewerben rumänischer Spitzenprodukte informierte die MADR-Delegation die Besucher ihres Info-Standes auch über Tourismus-Highlights Rumäniens anhand von exzellent gestalteten Werbematerialien wie der „Distileriile BRAN“ und „MOESIS Picolo Angelo SRL Tulcea“. In der Kombination ausgewählter Spitzenfirmen der Lebensmittelindustrie wie „Salam de Sibiu“ mit Tourismusdestinationen wie Törzburg/Bran und Kronstadt/Brașov liefen deren Werbeclips über einen großen Bildschirm am MADR-Infostand.Der MADR-Infostand und die beiden LAG-Messestände waren gut frequentiert, boten sie doch mit Verkostungen eine kulinarische Tour durch das reizvolle Rumänien. Sogar die Bayerische Honigkönigin Victoria I. und die Kirschblütenkönigin der Stadt Mühlheim Marina I. statteten ihnen Spontan-Besuch ab. 

Der Geschäftsführer der Messe Berlin GmbH, Dirk Hoffmann, brachte mit seinem Resümee das Ergebnis der ersten Grünen Woche nach der durch Corona bedingten Pause auf den Punkt: Die Internationale Grüne Woche 2023 war ein Traumstart ins neue Messejahr. Das Ziel sei erreicht worden und habe gezeigt, dass die globale Leitmesse für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau auch in ihrer 87. Auflage begeistert und den Geschmack von Fach- und Privatpublikum gleichermaßen trifft. Als Treffpunkt für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sei die Grüne Woche das Forum für die Debatte um Regionalität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.