Im Internet geht ein Witz viral: „Früher wurde man als mutig bezeichnet, wenn man Rumänien vor 1989 verlassen hat. Heutzutage gilt man als mutig, wenn man bleibt.“ Dienten früher im Kommunismus Bul˛-Witze als Frustventil, sind es heute Memes, die die Stimmung der Bevölkerung reflektieren. Etwa: „Trump hat einen partialen Waffenstillstand für den Krieg in der Ukraine vorgeschlagen: Es schießen nur noch die Russen.“
Doch wie ist denn aktuell die Stimmung der Rumänen in Anbetracht der russischen Bedrohung und der hostilen Haltung der USA in Bezug auf NATO, EU und die Unterstützung der Ukraine? Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IRSOP von Mitte März gibt dazu Aufschluss.
Zwei Drittel hält Russland für Bedrohung
Im vollen Hybridkrieg Russland gegen Europa – Fake News, Sabotage an Unterseekabeln oder anderen pressebekannten Destabilisierungsversuchen – meinten im Rahmen dieser Umfrage mit 1140 Teilnehmern dennoch nur zwei Drittel der Befragten, dass „Russland eine Bedrohung für Europa“ sei. Ein Drittel hält dies für „nicht zutreffend“.
Allerdings würden 84 Prozent befürworten, dass Rumänien die EU im Falle von Destabilisierungsbemühungen anderer Staaten oder Kräfte zu unterstützt. Nur 12 Prozent halten dies für nicht erstrebenswert.
Besorgt über Krieg, doch Europa stark
Knapp zwei Drittel (61%) der Befragten äußerten sich „sehr besorgt“ über die Möglichkeit eines Krieges in ganz Europa innerhalb der nächsten Jahre; 22 Prozent zeigen sich „weniger besorgt“ und 17 kümmert das „gar nicht“.
Allerdings glauben ebenfalls fast zwei Drittel (60%) an einen Sieg Europas im Falle einer militärischen Konfrontation mit Russland. Nur 32 Prozent halten Russland für den wahrscheinlicheren Sieger.
Im Falle eines Austritts der USA aus der NATO - was den Abzug von 100.000 US-Soldaten aus Europa und die Streichung der amerikanischen NATO-Finanzierung bedeuten würde - glauben hingegen nur 42 Prozent der Befragten, Europa sei stark genug, sich selbst zu verteidigen. Über die Hälfte (55%) zweifelt dies an.
Was tun, Rumänien?
Was Rumänien also tun soll, falls die USA die NATO verließe? Gut die Hälfte (52%) der Befragten meinten, Rumänien solle sich in diesem Fall auf die EU verlassen. Ein knappes Drittel (27%) würde nur auf die eigene Verteidigung setzen, während sich 16 Prozent lieber auf den Schutz der USA, drei Prozent auf den von Russland stützen würden.
Für eine Erhöhung des rumänischen Verteidigungshaushalts vor der aktuellen Bedrohungslage stimmen knappe zwei Drittel (60%) der Befragten. Für einen höheren Beitrag Rumäniens zur EU-Verteidigung sprach sich jedoch nur rund ein Drittel (32%) der Befragten aus. 65 Prozent meinen, Rumäniens aktueller Beitrag zur EU-Verteidigung sei ausreichend.
Interessant ist, dass fast die Hälfte der Befragten - 49 Prozent – vor dem aktuellen Bedrohungshintergrund die Einführung einer rumänischen Pflichtarmee befürworten würden. Fast ebensoviele aber – 51 Prozent halten die Freiwilligenarmee für ausreichend.
Starke Einigkeit in der Bevölkerung hingegen herrscht über die Frage einer Entsendung rumänischer Soldaten für Friedenstruppen in die Ukraine: Damit sind überwältigende 78 Prozent nicht einverstanden; nur 20 Prozent würden eine solche Maßnahme befürworten.
Pessismismus über Ende des Ukraine-Kriegs
Ohnehin sind zwei Drittel der Befragten (65%) der Meinung, der Krieg in der Ukraine werde noch länger dauern. Nur 31 Prozent rechnen mit einem baldigen Ende. Wer dann der Gewinner sein werde? Russland, meinen 64 Prozent der Befragten. Die Ukraine, gaben nur 19 Prozent an. Der diesmal relativ große Rest von 17 Prozent ist sich unsicher.
58 Prozent der Befragten plädieren für eine weitere finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine durch die EU, für den Fall, dass die USA sich davon distanzieren, 39 Prozent wären dagegen.
Zum Schluss noch einmal zum Schmunzeln: Eine Karikatur zeigt ein Ehepaar auf dem Sofa, die Diskussion verläuft ungefähr so. Er: „Trump will, dass wir unseren Verteidigungshaushalt erhöhen.“ Sie: „Vielleicht sollten wir mal Putin fragen, was es kostet, dass er uns nicht angreift. Vielleicht ist es bei ihm ja billiger?“ Sehr zeitgemäß auch dieser Rat: „Jeden Abend nach den Nachrichten gucke ich einen Horrorfilm – damit ich mich vor dem Schlafengehen wieder ein bisschen beruhige.“