Die Besserwisser

Randbemerkungen

Was tut Rumänien, um die Ukraine, das Bollwerk der Demokratie westlicher Prägung, gegen die Aggression der sibirischen Autokratie Moskaus zu unterstützen? Laut rumänischen Quellen: NICHTS. Klopft man die Worthülsen offizieller Erklärungen auf ihren Inhalt ab, bleibt nix. Was wir über die Unterstützung Rumäniens an Seiten der „freien Welt“ für die Ukraine wissen – immerhin ist Rumänien Mitglied der EU und der Nato, muss also, umso mehr angesichts der rund 650 km gemeinsame Grenze, Bündnistreue zeigen – das Wenige wissen wir aus den Auslandsmedien. Nach dem „elitären“ Prinzip rumänischer Machthaber: „Wir wissen eh alles besser“!

Als der Plebs. Das sind wir, die anderen.

Unter den Ländern, denen die Ukraine nach ihren jüngsten militärischen Erfolgen öffentlich – und schauspielerisch überschwänglich – dankte, fehlte Rumänien. Umkehrschluss: Rumänien hat mit nix zu den jüngsten Gelände-Rückgewinnen der Ukrainer beigetragen, weder durch Waffenlieferungen, noch durch Ausbildung ihrer Soldaten. Rumäniens Regierende kultivieren konsequent eine Nachrichtenwüste, wenn es um Konkretes geht. Im Ankündigen von Künftigem sind sie Weltmeister (Cioran lässt grüßen!), in der Konkretisierung des Angekündigten Dilettanten. „Die Wahrheit ist immer konkret“ kann man bei einem mir lieben Schriftsteller nachlesen, der viel von Politik verstand. Weitergedacht gilt: Rumänische Politiker sind unfähig zur konkreten Wahrheit. Im Klartext: Sie lügen also.

Auch Frankreich, ein seit den Zeiten von de Gaulle militärisch hochgerüstetes Land, tut nicht allzu viel für die militärische Stärkung des Frontlands der abendländischen Demokratie (man darf die Ukraine noch so lange so nennen, so lange ihre interne Demokratie nicht genauer untersucht wird...). Doch Präsident Macron laviert bisher politisch sehr geschickt, indem er auf die Karte der Zweideutigkeit setzt. Was Olaf Scholz, dem vielkritisierten Zögerer in Fragen der Hochrüstung der Ukraine, nicht gelingt. Macron droht neuerdings, dass Frankreich eine schärfere Gangart einschalten könnte, wie es „andere Staaten“ vormachen. Gemeint sind das Baltikumtrio und wohl auch Polen, die unzweideutig Russland als Aggressor bezeichnen und auch überzeugt sind, dass, wenn Moskau auch nur die kleinste Chance sieht, das Sowjetimperium wiederherzustellen, es ohne zu zögern zuschlagen wird.

Macron, in der besten Tradition der französischen Diplomatie, will auf seine Weise nicht gleich alle Türen zuknallen. Raum für den Dialog mit Russland freilassen, auch wenn oder gerade weil sich Neuzar Pu]in bisher als dialogunwürdig erwies. Vielleicht wittert Macron die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts? Aber wer die „russische Seele“ besser versteht/kennt, die Politiker Polens und des Baltikums, oder Frankreich – traditionelles Immigrationsland russischer Intellektualität – das bleibt vorläufig dahingestellt.

Fakt bleibt, dass die letztendlich für alle ziemlich überraschend gekommenen jüngsten Gebiets-Rückgewinne der Ukrainer nicht nur den „geplanten“ Blitzkrieg Russlands im Nu lächerlich gemacht haben, sondern auch diejenigen „Theoretiker“, die bereits von einem „Langzeitkon- flikt“ sprachen. Erstmals seit dem 24. Februar wird eine (minimale) Chance für die Ukrainer erkennbar, diesen (vom ukrainischen Standpunkt gerechten) Krieg zu entscheiden. Aber zweifellos hat Selenskyi Recht, wenn er mehr und modernere Waffen fordert, zumal die Kampfmoral seiner Truppe – zum Unterschied von jener der Russen – gut zu sein scheint.

Rumänien verrennt sich derweil in der Rechtfertigung aller internen Misserfolge durch den Aggressionskrieg Russlands und die daraus folgenden Wirtschaftsprobleme der Welt. Die Wählerschaft gilt den politischen Wortführern als zu infantil, um ihr reinen Wein einzuschenken – auch wohlwissend, dass „reiner“ Wein von diesen Regierenden zu sauer wäre, um genießbar zu sein.