Die frohe Botschaft

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Von allen vier Evangelien im Neuen Testament berichtet das Johannesevangelium über die größten und spektakulärsten Wundergeschichten, die Jesus vollbracht hat. Denken wir einmal an die Speisung der Fünftausend, an die Geschichte wie Jesus auf dem See geht oder an die Hochzeit zu Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt.
Johannes will uns Jesus als den darstellen, der alles Menschliche und Vernünftige durchbricht. Und diese Wundergeschichten tun das. Sie zeigen uns den Sohn Gottes, dem wirklich nichts unmöglich ist. Die Auferweckung des Lazarus (Joh 11) stellt wohl die Spitze dieser Wundergeschichten dar. 

Viele von uns wissen, welche Gefühle hochkommen, wenn ein lieber Mensch stirbt oder wenn eine ärztliche Diagnose die Zukunft in Frage stellt. Viele Fragen entstehen in solchen Momenten. Auch die wohl quälendste Frage: Warum? Warum musste dieses passieren? Warum ausgerechnet mir?
Dasselbe mussten auch Maria und Martha erfahren, als ihr Bruder Lazarus plötzlich erkrankte und verstarb. Sie hatten gehofft, dass er wieder gesund wird. Sie haben gebetet und nach Jesus gerufen, doch er kam zu spät. 
Als Jesus endlich kommt, geschieht etwas mit einer der beiden Frauen. Martha überwindet ihre Erstarrung, macht sich auf den Weg, um Jesus zu begegnen. Maria dagegen bleibt zu Hause.

Menschen in einer Lebenskrise reagieren unterschiedlich. Manche suchen den Rückzug, die Isolierung, andere hingegen wollen die Nähe von Menschen spüren.
Martha hört, dass Jesus kommt. Sie will mit ihm reden. Vieles bewegt sie: die tiefe Trauer über den Verlust des Bruders, aber auch ihre Enttäuschung, dass Jesus nicht da war, als er gebraucht wurde. Sie geht auf ihn los und schüttet ihre Gefühle vor ihm aus. Jesus hört ihr zu und nachdem alles raus ist, sagt sie: Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt, nachdem mein Bruder sterben musste, deine Bitten erhört.

Martha weiß, dass Jesus Gottes Sohn ist. Sie weiß, dass allein er retten kann. Sie weiß es nicht nur, sie glaubt es auch. In diesem Moment des Wiedererwachens aus der Trauer, will Jesus sie trösten und sagt: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Welch große Zusage, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird, sondern das Leben. Martha glaubt das. Sie stellt das gar nicht in Frage, so wie wir heute vieles, was wir nicht begreifen können, in Frage stellen. Jesus geht aber einen Schritt weiter. Er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ Ob Martha das glaubt? Ob wir es glauben? 

Von Martha heißt es, dass sie es tut. Sie glaubt. „Ja Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Die Frage nach dem „Warum“ bewegt sie nicht mehr. Sie merkt, dass all ihr Fragen in Jesus eine Antwort findet.
Das ist der entscheidende Moment in der Erzählung. Das Wunder der Auferweckung ist ja noch gar nicht geschehen. Sie braucht es eigentlich auch nicht, um an diesen Gott zu glauben, der ihr wieder das Licht ins Leben gebracht hat.
Der Evangelist hat diese Glaubensgeschichte auch für jeden Einzelnen von uns geschrieben. Mit Jesus kommt Gott in unser vom Tod bedrohtes, schönes und schweres Leben. Er sagt auch zu uns: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und er stellt uns dieselbe Frage: „Glaubst du das?“

Wir erfahren auch, dass Jesus unsere „Warum“-Fragen über das manchmal grausame und ungerechte Leben aushält. Wir dürfen und sollen sogar klagen, denn Tod und Leid werden weiterhin in der Welt sein. Aber unser Herr möchte uns begegnen und uns erfahren lassen, dass es Heil gibt, dass es sich lohnt, nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen, so wie Martha es getan hat. Dafür braucht es allerdings unser „Ja“. Erst wenn wir mit Ja auf die Frage unseres Herrn antworten, werden wir das wahre Wunder des Lebens erfahren.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Das ist die frohe Botschaft, die an jedem neuen Tag unseres Lebens in unseren Ohren und Herzen klingen möchte und uns wieder aufrichtet.