Die Reise der gefiederten Sieben

Eine Begleitung der Störche beim Flug ins Winterquartier

Freilaufende Hunde scheuchen die Störche hoch, sodass ihre Beobachter sie erneut auf einer benachbarten Wiese wiederfinden. Foto: Steffen Hollerbach

Nur wenige Wochen ist es her, dass Friedrich Philippi von der diesjährigen Storchenzählung im Kreis Hermannstadt berichtete. Zum 23. August hin brachen nun viele der Weißstörche auf, um in ihr südliches Winterquartier zu fliegen. Je nach den Flugbedingungen wie dem Wetter kann sich dies um einige Tage verschieben, erklärt Philippi. Den Stichtag scheint sich aber jeder Storch der Region Siebenbürgen im Kalender rot markiert zu haben. Während die Jungstörche in der Regel eher losfliegen, wartete die ältere Generation noch den Besuch aus dem Norden ab. Da die Ostroute nach Afrika ohnehin über Rumänien führt, konnten sie geduldig auf die gefiederte Verwandtschaft warten. Von diesen bringen dieses Jahr nämlich einige ein interessantes Gepäckstück mit sich, einen kleinen GPS-Sender.

Sieben Weißstörche aus Mecklenburg-Vorpommern sind es, die von den Storchenfreunden Helmut Eggers und Steffen Hollerbach mit den knapp 50 Gramm schweren solar-gespeisten Sendern versehen wurden. Mit deren Hilfe wollen sie die Störche auf ihrer Reise bis zur Türkei begleiten, um mehr über die Bedingungen und Gefahren auf dem Weg in den Süden in Erfahrung zu bringen. So können die beiden ehrenamtlichen Vogelschützer anhand ihrer Daten erkennen, dass die Weißstörche zunehmend in der Nähe von Mülldeponien rasten. Herauszufinden, ob sich in der Türkei manche der Deponien zu einem Winterquartier entwickeln werden, wie es bereits in Spanien der Fall ist, ist eine der Intentionen der Zugbegleiter.

Die Storchenfreunde halten zudem nach Gefahren für die Weißstörche Ausschau, um ihren Schutz auf der Reise zu verbessern. Gefahren wie beispielswei-se jenem ungesicherten Strommasten in der Nähe einer Deponie bei Kronstadt, bei welchem sie bereits vor zwei Jahren 36 tote Störche vorfanden. Auch dieses Jahr starben an dieser Stelle elf Weißstörche und Eggers und Hollerbach versuchen nun abermals in Zusammenarbeit mit örtlichen Vogelschützern, auf die Zustände dort aufmerksam zu machen. Eine Sicherung der Leitung wäre mit nur geringem Aufwand möglich und es bleibt zu hoffen, dass eine solche bald vorgenommen wird.

Einen am Bein verletzten Storch bringen Eggers und Hollerbach von Kronstadt nach Großau, zu der Ökologin Miruna Gritu, welche seit mehreren Jahren eine Auffangstation für Störche unterhält. Nach einem Zwischenaufenthalt bei einem Tierarzt wird er nun hier neben 47 seiner Artgenossen gepflegt und zumindest auch den Winter verbringen, denn in diesem Jahr kann er seine Reise nicht mehr fortsetzen. Vielleicht leisten ihm noch einige der Einzelexemplare Gesellschaft, die es dieses Jahr wieder versuchen werden, in Rumänien nahe den Mülldeponien zu überwintern und doch scheitern. Vielleicht auch der ein oder andere Jungstorch, der zwar erst spät ausgebrütet wurde, es dann aber meistens doch noch schafft, der Verwandtschaft hinterherzufliegen. Mit Sicherheit aber wird sich unser verletzter Weißstorch schon das Abreisedatum für das nächste Jahr vorgemerkt haben. Und der ein oder andere Storch mit GPS-Sender wird dann bestimmt auch wieder über seine Reiseroute informieren.
Die Reise der sieben mit GPS-Sender versehenen Störche kann im NDR-Liveticker mitverfolgt werden, die Storchenfreunde Eggers und Hollerbach berichten dort täglich in ihrem Reiseblog. Die Schlagwörter für die Online-Suche sind „ Liveticker Sieben Störche“.