Diskussion über Neugestaltung des Hermannplatzes

Rundtischgespräch über Theaterneubau und Konferenzzentrum im Rahmen der Hermannstädter Architekturtage

Am Hermannplatz fehle eine „urbane Atmosphäre“, so Bürgermeister Johannis (3. v.r., daneben v.l. Sergiu Nistor, Rudolf Scherzer, Constantin Chiriac, Șerban Țiganaș).
Foto: der Verfasser

Die ersten „Hermannstädter Architekturtage“ wurden am 5. Oktober eröffnet – im Rahmen der Internationalen Tage der Architektur. Die Architektenkammer Hermannstadt/Sibiu und die Stiftung Heritas möchten mit dieser Initiative auf städtebauliche Fragen aufmerksam machen sowie mit Bürgern und Verwaltung ins Gespräch kommen. Zum Thema „Architekturwettbewerbe für historische Quartiere – eine zeitgenössische Annäherung an aktuelle Herausforderungen“ veranstalteten die Organisatoren am 5. Oktober ein Symposium im Kulturzentrum Habitus.

Dreh- und Angelpunkt der Vorträge und Diskussionen war die städtebauliche Situation rund um Theater- und Hermannplatz/Piața Unirii. Gabriel Roșca stellte die Diskussion über die geplante Errichtung eines integrierten Kultur- und Konferenzzentrums dar. Der Vorsitzende der Rumänischen Architektenkammer (Ordinul Arhitecților), Șerban Țiganaș, sprach über Architekturwettbewerbe als Instrumente für die qualitätsvolle Stadtbebauung in Rumänien. Im Rahmen eines offenen Rundtischgespräches kamen am Nachmittag die Architekten mit Bürgermeister Klaus Johannis und Theaterdirektor Constantin Chiriac zusammen.

Die städtbauliche Situation rund um Theater- und Hermannplatz sei schwierig, bekannte Johannis. Es fehle eine „urbane Atmosphäre“. Eine Einschätzung, die die Organisatoren der Veranstaltung teilen. Der südwestlich der Altstadt gelegene Bereich diene als Eingangstor zum historischen Zentrum und verlange nach einer hochwertigen Architektur.
Ausgangspunkt der Debatte ist die provisorische Unterbringung des Theaters in einem früheren Kinogebäude. „Die Notwendigkeit eines Ausbaus bzw. eines Neubaus für das Theater ist bekannt“, sagte Johannis. Das Radu-Stanca-Theater entwickelte sich nach seinen Worten in den vergangenen Jahren zu einem Publikumsmagneten mit einem wachsenden Publikum und mit sehr guten, teilweise, sensationellen Stücken.

Doch nicht allein für das Theater müsse man nach einer Lösung suchen. Johannis verwies auf die prekäre Situation des städtischen Kulturhauses, eine der jüngsten Kulturinstitutionen der Stadt, die im Vorfeld der Kulturhauptstadt 2007 gegründet wurde. Das Kulturhaus verfüge über keinen eigenen Sitz, was man in der gegenwärtigen Diskussion berücksichtigen müsse.

Hinzu kommt in jüngster Zeit ein weiterer Aspekt, dem aus Sicht der Stadtverwaltung größere Bedeutung eingeräumt werden soll: Die Förderung des Tagungstourismus. Im Augenblick positioniere sich Hermannstadt als Reiseziel für Kultur- und Tagestouristen. Dies sei eine interessante Nische, in der die Stadt jedoch mit zahlreichen anderen Orten in Europa konkurriere und deren wirtschaftlicher Effekt vergleichsweise gering sei. Seit 2007 beobachte man eine anhaltende Zunahme von Kongressen und Konferenzen, die in Hermannstadt abgehalten werden. Verantwortlich dafür sind nach Meinung des Bürgermeisters die gute verkehrliche Anbindung, die gestiegene Zahl moderner Hotelzimmer sowie die kulturellen Angebote. Was bislang jedoch fehle, sei die Infrastruktur für große Veranstaltungen – daher die Überlegung, ein integriertes Kultur- und Konferenzzentrum zu errichten.

Nicht außer Acht lassen dürfe man in der Diskussion den Standort der 90er Kaserne, dessen derzeitige Nutzung als Parkplatz nur provisorisch ist. Parkplätze könnten an dieser Stelle unterirdisch angelegt werden, während das Grundstück frei wäre für eine Bebauung. Eventuell für eine Handelsnutzung, wie ihm kürzlich vonseiten eines Stuttgarter Architekten vorgeschlagen wurde.

Die derzeitige städtebauliche Situation um Theater- und Hermannplatz ist ein Ergebnis der kommunistischen Stadtplanung der 70er und 80er Jahre. Die dortigen Gebäude sähen aus wie durch Zufall hingestellt, so Johannis. Dominiert wird die Gegend durch die Kreuzung wichtiger Verkehrsadern. Die einstige 90er Kaserne gegenüber dem Continental-Hotel wurde 1986 abgerissen. Die ehemalige Brauerei oberhalb des Theaterplatzes ist eine verwahrloste Brachfläche.

Flächenmäßig gibt es also Potenzial für eine Neugestaltung des gesamten Areals. Erstmals diskutiert wurde der Bau eines neuen Theaters vor gut sechs Jahren. Bereits damals habe man eine Wettbewerbslösung diskutiert. Für ein Projekt dieser Größenordnung müsse man laut Johannis sehr planvoll vorgehen. Wichtig sei festzulegen, was genau benötigt werde. Erst dann könne ein  Architekturwettbewerb folgen, der dem geplanten Komplex eine Form gebe. Wichtig sei die Kanalisierung der Diskussion auf die genannten Probleme, betonte Johannis. Einen Zeitplan gibt es nicht für die Entwicklung des Gebietes. Die Fragen müssten aus Sicht der Stadtverwaltung „nicht unbedingt dringend, sondern vielmehr gut gelöst werden“.