Fest der Sprachen in der Hauptstadt

Interkulturelle literarische Begegnung am europäischen Sprachentag

Am europäischen Sprachentag las der Hermannstädter Schriftsteller Joachim Wittstock aus dem Buch „Dumbrava morilor“ in der Bukarester Vertretung der Europäischen Kommission im Rahmen des interkulturellen literarischen Cafés.
Foto: Aida Ivan

Vielfalt und Multilinguismus sind wesentliche Bestandteile, die dem Globalisierungsprozess zugrunde liegen. Erwünscht ist, dass Menschen noch andere zwei Sprachen abgesehen von ihrer Muttersprache sprechen. Solche Vorsätze wurden am europäischen Sprachentag verbreitet, der unter dem Zeichen der Interkulturalität am vergangenen Donnerstag in der Bukarester Vertretung der Europäischen Kommission feierlich begangen wurde. An der offiziellen Eröffnung des Aktionstags haben Nicolae Idu, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien, Amet Aledin, Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen (DRI), Monica Calotă von der Nationalagentur für Gemeinschaftsprogramme (ANPCDEFP), Marinica Stoian und Augustin Mihalache seitens des Bildungsministeriums Ansprachen gehalten. Die Wichtigkeit der Vielsprachigkeit als wesentliche Politik im Rahmen des Globalisierungsprozesses hob Nicolae Idu hervor: „Eine mehrsprachige Person ist besser intellektuell ausgestattet, um mit den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zurechtzukommen“, meinte er.

Was die „Einheit in der Vielfalt“, ein anderes grundlegendes Prinzip der EU, anbelangt, wusste der Vertreter des Departements für interethnische Beziehungen (DRI), Amet Aledin, die Rolle der Muttersprache als Basis einer Gemeinschaft zu würdigen. Erinnert hat er an das ununterbrochene 10-jährige Engagement des DRI, die Sprachen der Minderheiten zu fördern. Feststellen konnte er eine bemerkenswerte Entwicklung: Vor mehr als zehn Jahren wurden die Sprachen der Minderheiten kaum in der Öffentlichkeit erwähnt. Jetzt werden sie zusammen mit den modernen oder weitverbreiteten Sprachen erforscht, analysiert, studiert und anerkannt. Das ist von großer Tragweite für die Minderheiten, deren Sprache das Hauptinstrument ist, mit dem sie ihre Identität und Kultur zum Ausdruck bringen. Außerdem bringe Rumänien auf europäischer Ebene eine sehr reiche Erfahrung im Bereich des Sprachenschutzes mit, da hierzulande insgesamt 20 Sprachen unterstützt werden, die mehr oder weniger verbreitet und lebendig sind. Die Literatur der Minderheiten wird durch Veröffentlichung von Lehrbüchern und Anthologien an die Öffentlichkeit gebracht. Außerdem werden die Minderheiten durch die Durchführung von interkulturellen Aktionen unterstützt – so wie das interkulturelle literarische Café am Nachmittag desselben Tages, an dem sich Vertreter von sieben ethnischen Gemeinschaften aus Rumänien beteiligt haben.

Anschließend wurden in Rahmen der feierlichen Veranstaltung „European-Language-Label“ Prämien an besonders verdienstvolle Lehrkräfte aus dem präuniversitären und universitären Bereich des Fremdsprachenunterrichts verliehen. Die Vertreter der Schuleinrichtungen aus Bukarest, Brăila, Klausenburg/Cluj und Prahova haben ihre innovativen Projekte präsentiert. Der Höhepunkt des Tages war aber das literarische Café. Schriftsteller verschiedener Minderheiten lasen aus ihren Werken vor. Aus diesem Anlass konnte die Zuhörerschaft Vielfalt in der reinsten Form erleben – durch die Texte, die sich mit verschiedensten Themen auseinandersetzten und die verschiedenartigen Stile und Perspektiven ihrer Verfasser belegten. Das einfache Anhören der literarischen Proben aus jeder der sieben anwesenden Minderheiten war für das Publikum eine Bereicherung: Es wurde Einblick in das innere Leben einiger Menschen gewährt, die einer anderen Kultur angehören. Den Auftakt machte die Dichterin Emel Emin mit türkischen Gedichten. Tief lyrisch waren auch die Texte des Schriftstellers Joachim Wittstock, der im Namen der deutschen Minderheit auftrat. Gelesen hat er in deutscher und rumänischer Sprache poetische Prosaausschnitte aus dem Band „Dumbrava morilor“, der eine von Nora Iuga zusammengestellte und aus dem Deutschen übersetzte Auswahl von Wittstocks Texten enthält.

Csaba Székely las seitens der in Rumänien lebenden Ungarn. Repräsentiert waren auch die serbische Minderheit durch Slavomir Gvozdenovici, die jüdische durch Gheorghe Schwartz und die ukrainische durch Corneliu Irod. Auch die Roma-Minderheit war zum ersten Mal bei einer Festlichkeit zum Tag der Sprachen vertreten: Der Schauspieler Sorin Sandu trat erstmals öffentlich als Dichter auf, was dem darauf folgenden Gespräch ein größere Intensität verlieh. An dem literarischen Café haben auch Enikö Katalin Laczicko, Staatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen, und die Dichterin und Übersetzerin Nora Iuga teilgenommen.