Frühling, Sonne – und erste Zeckenbisse

Infektionsärzte warnen vor den lästigen, teils sehr gefährlichen Parasiten

Bei Waldspaziergängen oder beim Zelten sollte man zeckenabwehrende Sprays verwenden. Foto: Zoltán Pázmány

Wird man dennoch gebissen, sollte die Zecke mit einer Pinzette entfernt werden. Foto: Victor-Babeș-Krankenhaus

Sie sind oft winzig klein, aber bergen in manchen Fällen große Gefahren für die Gesundheit: Zecken, die kleinen blutsaugenden Parasiten, kommen in Wald- und Graslandschaften vor und können eine Vielzahl von Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen. Mit der Erwärmung des Wetters hat nun die Zeckensaison begonnen: In den vergangenen zwei Wochen haben fast 20 Personen das Victor-Babe{-Krankenhaus für ansteckende Krankheiten in Temeswar/Timi{oara aufgesucht, nachdem sie von den lästigen Parasiten gebissen worden sind.

Von April bis November sind die Zecken aktiv. Die Tiere sind in Gebieten mit hohem Gras, aber auch in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit aktiv. Wenn die Temperaturen auf über sieben Grad Celsius steigen, treten schon die ersten Fälle von Zeckenbissen auf. Zecken sind parasitäre Wesen, die sich vom Blut eines Wirts ernähren. Sie sind keine Insekten, sondern Milben (Acarina), die ihrerseits zur Kategorie der Spinnentiere gehören. 

Gemeiner Holzbock

Es gibt viele verschiedene Arten von Zecken. In Deutschland sind die beiden am häufigsten vorkommenden Arten der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Der Holzbock ist häufiger und kann Lyme-Borreliose und FSME übertragen, während die Auwaldzecke Babesiose und andere Krankheiten übertragen kann. Die häufigsten Zecken in Rumänien sind der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Der gemeine Holzbock ist in ganz Rumänien verbreitet und kann Krankheiten wie Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Die Braune Hundezecke ist vor allem in städtischen Gebieten anzutreffen und kann Babesiose und Ehrlichiose übertragen. Das Virus, das die Zeckenenzephalitis auslöst, wird übertragen, sobald die Zecke zu fressen beginnt.

Zecken durchlaufen vier Entwicklungsstadien: Ei, Larve, Nymphe und erwachsene Zecke. Sie brauchen Blut, um von einem Entwicklungsstadium zum nächsten zu gelangen. Sie können sich auf Menschen und Tiere festbeißen und von ihnen Blut saugen. Einmal vollgesogen, fallen sie von ihrem Wirt ab und legen ihre Eier.

Impfung kann vor Lähmung schützen

Zecken können eine Vielzahl von Krankheiten übertragen, darunter Lyme-Borreliose, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Babesiose. Lyme-Borreliose ist die am häufigsten übertragene Krankheit. Im Anfangsstadium ist die Heilungschance durch eine Antibiotikatherapie noch relativ hoch, später greift die Krankheit in mehreren Stadien verschiedene Organe an (vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke) und entwickelt sich zur Autoimmunerkrankung.

FSME kann zunächst grippeähnliche Symptome verursachen, wobei bei den meisten Menschen die Krankheit symptomlos verläuft. 70 Prozent der symptomatischen Patienten erleiden aber eine zweite Krankheitsphase, die zu monatelangen Kopfschmerzen und Erbrechen führen kann. Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet unter einer Hirnhautentzündung, es kann zu Bewusstseinsstörungen und Lähmungen kommen – solch schweren Fälle heilen selten aus, oft bleiben Lähmungen bestehen. 

FSME kann nicht ursächlich behandelt werden – aber eine Impfung bietet zuverlässigen Schutz: Sie kann um umgerechnet 48 Euro in rumänischen Apotheken (zumeist nach vorheriger Bestellung) erworben werden, für eine Immunisierung sind drei Dosen notwendig. 

Babesiose ist eine weniger bekannte Krankheit, die Fieber und Anämie verursachen kann: Babesien, die 1888 von Victor Babe{ entdeckt wurden, sind Parasiten, die rote Blutkörperchen angreifen. Sie wird bei Menschen selten dia-gnostiziert. 

Pinzetten sind das Mittel der Wahl

„Es ist sehr wichtig, die Zecke so schnell wie möglich, innerhalb von 24 Stunden, zu entfernen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Borrelien, die durch den Insektenstich übertragen werden, in die Blutbahn gelangen, und von dort ist es nur noch ein Schritt bis zur Borreliose“, sagt Mirela Turaiche, Fachärztin für Infektionskrankheiten am Victor-Babe{-Spital. 
Die Ärzte vom Temeswarer Victor-Babe{-Krankenhaus warnen davor, entdeckte Zecken mit Erhitzung oder chemischen Substanzen zu traktieren: Es bestünde die Möglichkeit, dass man dabei die Haut verletzt oder gar die Parasiten unter Stress setzt, die dann eine größere Menge an Erregern freisetzen.  

„Wer nicht innerhalb von 24 Stunden in eine Notaufnahme kommen kann, sollte versuchen, die Zecke zu entfernen. Verwenden Sie dazu eine Pinzette, die so nah wie möglich an der Einstich-stelle angesetzt wird, und entfernen Sie die Zecke langsam, ohne sie zu quetschen. Desinfizieren Sie die Stelle mit Alkohol und einer antiseptischen Lösung. Wenn dieses Verfahren erfolgreich ist, muss die Person, die gestochen wurde, von einem Arzt für Infektionskrankheiten konsultiert werden, der gege-benenfalls die Durchführung spezifischer Bluttests empfiehlt. Die Borreliose beginnt innerhalb von  30 Tagen nach dem Kontakt mit den Borrelien, die durch den Zeckenbiss übertragen werden“, sagt Infektionsärztin Mirela Turaiche. Etwa drei Wochen nach der Ansteckung tritt in 90 Prozent der Fälle die typische Borreliose-Wanderröte auf – eine kreisrote Rötung, die über die Haut „wandert“. Durch spezifische Bluttests kann eine Ansteckung genau nachgewiesen werden. 

Vorsorge durch Kleidung und Insektenschutzmittel

Die Ärzte vom Victor-Babe{-Krankenhaus empfehlen eine Reihe von Maßnahmen, um den Kontakt mit Zecken zu vermeiden. Beim Aufhalten im Gras sollten die Menschen helle Kleidung tragen, damit die Zecken sichtbar sind. Arme und Beine sollten mit Kleidung bedeckt sein, bei Waldspaziergängen sollten die Socken über die Hose gezogen werden, Sandalen oder sonstiges offenes Schuhwerk sollte man vermeiden. 

Auch das Auftragen von Insektenschutzmitteln, die DEET oder Icaridin enthalten, kann wirksam sein. Wer im Freien, auf dem Boden oder in einem Zelt, schläft, der sollte ein insektenabweisendes Netz um das Bett und eine insektenabweisende Folie verwenden. Bei der Ankunft zu Hause muss alles kontrolliert werden: Gepäck, Kleidung, Haustiere. Duschen ist angesagt, danach sollte man die eigene Haut kontrollieren, vor allem an den weichen, dünnhäutigen Körperstellen (z.B. unter den Armen, zwischen den Ohren, zwischen den Beinen, in den Knienkehlen, am Bauchnabel, auf der Kopfhaut).

Nicht überall sind Zecken gefährlich

Die gute Nachricht lautet: Nicht alle Zecken übertragen Krankheiten und nicht in allen Gebieten treten Borreliose-Fälle auf. In Rumänien gibt es mehrere sogenannte Endemie-Gebiete für Lyme-Borreliose. Dazu gehören die Waldgebiete im Karpatenbogen, insbesondere in den Gebieten Maramuresch, Bukowina, Harghita, Covasna und Prahova. Auch im Banat, in Oltenien, in der Dobrudscha oder bei Jassy wurden vereinzelt Fälle von Lyme-Borreliose gemeldet. In Rumänien wird Lyme-Borreliose hauptsächlich durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen. Eine Untersuchung der Zecke auf Krankheiten ist nicht relevant, zumal das nicht automatisch bedeutet, dass sie diese auf ihren Wirt übertragen hat. Wichtig ist aber, nach jedem Aufenthalt in der Natur den Körper auf Zecken zu untersuchen. Je schneller man sie entfernt, desto geringer ist die Gefahr, sich eine Krankheit geholt zu haben.