„Gaudete“ – Lenauheimer Orgel festlich neugeweiht

Gemeinschaft von hüben und drüben setze sich für die Restaurierung und Modernisierung ein

Pfr. Bonaventura Dumea aus Billed und Pfr. Cristinel Balan (links), der für den Ort als Filiale zuständige Pfarrer, konzelebrierten in der Lenauheimer Theresien-Kirche. | Fotos: Enikö Sipos und Dr. Claudiu Călin

Originalgetreu und aufwendig wurde das mechanische Orgelwerk in Lenauheim saniert.

Selten ist die Besucherzahl des Gottesdienstes in der Lenauheimer Kirche so groß, wie zu diesem Anlass.

„Gaudete“– der dritte Adventssonntag, auch Sonntag der Freude genannt, brachte Freude in die Seelen vieler Gläubigen und Bewohner der Temescher Gemeinde von Lenauheim, die sich um die Verwirklichung des Projekts zur Restaurierung einer der ältesten Orgeln im Banat bemüht hatten: Werner Griebel und Jürgen Griebel, Vorsitzender bzw. stellvertr. Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Lenauheim, letzterer auch stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben e. V. in Deutschland, Dr. Franz Metz, Organist und Musikwissenschaftler, Pfr. Cristinel Balan, Seelsorger von Lowrin, und Ilie Suciu, Bürgermeister von Lenauheim. Diese und viele andere waren die großzügigen Sponsoren – wie das Gerhardsforum Banater Schwaben e.V., die Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. und die Heimatortsgemeinschaft – HOG Lenauheim, die durch ihre finanzielle Unterstützung es Orgelbaumeister und Restaurateur Sándor Péter aus Sînsimion (Siebenbürgen) ermöglicht haben, die Arbeiten durchzuführen. Sie alle waren am dritten Adventssonntag in der Kirche und wohnten dem bischöflichen Hochamt und der Segnung der restaurierten Orgel von Bischof Josef Csaba Pál bei. Den musikalischen Teil des Pontifikalamtes gestalteten Mitglieder des  Exultate-Chors der römisch-katholischen Domkirche zum Hl. Georg in Temeswar unter der Leitung des Organisten Róbert Bajkai-Fábián. Dr. Franz Metz spielte die hergerichtete Orgel. An der Veranstaltung beteiligten sich als Ehrengäste auch Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, und Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen. Banater Deutsche kamen zudem aus den Nachbargemeinden Billed/Biled, Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare und Gottlob zur Messfeier.

„Da die Musik in den Gottesdiensten in erster Linie der Verherrlichung Gottes und der Heiligung der Menschen dient, ist der Klang der Orgel ein wunderbares Zeichen des neuen Liedes, das wir Gott zu singen berufen sind (…) So wollen auch wir, dein heiliges Volk, das sich freudig an diesem Ort versammelt hat, uns in die Stimmen des universellen Gesanges einreihen und dir diese Orgel zum Segen anbieten, damit wir dir, unterstützt von ihrem Klang, in herrlicher Harmonie Lobpreis und Gebet darbringen können“, betete der Bischof zur Segnung der Orgel, oben auf der Orgelempore in Anwesenheit des Organisten, des Dirigenten, des Restaurateurs und des Chors.

In der zu diesem Anlass von der HOG Lenauheim herausgegebenen zweisprachigen Broschüre über die Kirchenorgel heißt es: „Die wertvolle historische Orgel von Lenauheim stammt zusammen mit dem Hauptaltar aus einer österreichischen Klosterkirche und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nach Lenauheim gebracht. Da sich auf dem Hauptaltar die Jahreszahl 1783 befindet, kann man annehmen, dass auch die Orgel aus dieser Zeit stammt. Dies hob auch Desiderius Járossy, der Temeswarer Domkapellmeister, in seinen Forschungen hervor. Die Orgel hatte damals nur ein Manual und Pedal und war „hinterspielig“, d.h. der Organist musste damals hinter dem Orgelgehäuse spielen. Der Temeswarer Orgelbauer Franz Anton Wälter vergrößerte diese Orgel und baute sie in der Lenauheimer Kirche auf. Das rein mechanische Instrument hat zwei Manuale, ein Pedal und 16 Register.“

In seiner Predigt, die er in deutscher und rumänischer Sprache hielt, betonte der Diözesanbischof: „Die Orgel hilft uns, in Harmonie zu leben und die Harmonie in großer Ehre zu halten! Manchmal werden Orgelkonzerte gegeben, aber in der Messe ist die Orgel bescheiden. Sie will nicht hervorgehoben werden, sie will nur begleiten, helfen, damit wir besser, sicherer und selbstbewusster singen können. Die Orgel kommt in diesem Zusammenhang, um uns in unserer Berufung zu helfen. Und was ist unsere Berufung? Sie besteht darin, anderen zu helfen, so wie die Orgel uns hilft, Gott zu loben“. Dann fuhr der Bischof fort: „Die Begegnung mit Gott in unserem Leben ist wesentlich und der Grund unserer Freude. Im Evangelium haben wir gehört, dass diejenigen, die sich um Johannes den Täufer versammelten, die Frage stellten: ‚Was sollen wir tun?‘ Können wir mit offenem Herzen den lieben Gott fragen, was ich zu tun habe? Wenn wir diese Frage aufrichtig stellen, ist das bereits ein Zeichen dafür, dass wir Gott begegnet sind. Und woher kommt die Freude? Freude kommt daher, dass wir das Wort Gottes leben.“

Am Ende der Hl. Messe verlieh der Diözesanbischof die St.-Gerhard-Medaille an Werner Griebel, Jürgen Griebel, Pfr. Cristinel Balan, Dr. Franz Metz und dem Bürgermeister von Lenauheim, Ilie Suciu, die ihrerseits am Ende der Heiligen Messe Gruß- und Dankesworte an Gott und die Unterstützer des Projekts richteten.

„Wir haben eine historische Orgel, die gerettet wurde. In dieser Kirche haben bereits mehrere Kirchenmusikkonzerte stattgefunden, die zur musikalischen Bildung der Bewohner beigetragen haben. Auch Gruppen, die das dem Dichter Nikolaus Lenau gewidmete Museum und Gedenkhaus besuchen, sind zu Konzerten in dieser Kirche eingeladen,“ sagte Werner Griebel, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, in seiner Abschlussrede.

Den musikalischen Abschluss bildete der Kinderchor der Grundschule Lenauheim unter der Leitung von Musiklehrer Iosif Vrâncuța mit Weihnachtsliedern in rumänischer Sprache.