Gesundheit und Fortschritt im Visier

Junger Temeswarer forscht im Bereich der Bioinformatik

Sergiu Micorici vereint seine Leidenschaften Biologie und Informatik, indem er als freiwilliger Forscher am Oncogen-Forschungsinstitut Temeswar mitwirkt.

Vor drei Jahren beteiligte sich Sergiu Micorici (links) mit dem Temeswarer BioCoderDojo-Team an einem internationalen Wettbewerb. Sie kamen als einziges rumänisches Team ins Finale.

Mit seiner langjährigen Erfahrung versucht der junge Temeswarer auch andere junge Leute, Schüler und Studenten, auf Bioinformatik und Forschung neugierig zu machen und trägt zu verschiedenen Projekten für Jugendliche bei. | Fotos: privat

Sergiu Micorici ist 18 und einer der jungen Menschen, die sich vornehmen, die Welt zu verändern. Der junge Temeswarer ist schon seit Jahren von Informatik und Biologie begeistert und hat im Laufe der Jahre einen Weg gefunden, beide Leidenschaften in Verbindung zu bringen. Schon seit seiner Zeit in der Allgemeinschule nahm er an Schulolympiaden und Wettbewerben in beiden Bereichen teil, hat Internship-Programmen in IT-Firmen beigewohnt und zur Gründung des BioCoderDojo-Projekts in Temeswar/Timișoara beigetragen. Mittlerweile ist Sergiu Student im ersten Jahrgang an der Universität für Medizin und Pharmazeutik und freiwilliger Forscher innerhalb des OncoGen-Instituts Temeswar und arbeitet an einer Alternative für Covid-19-Tests, die auf der CRISPR-Technologie basieren. Unter anderen wirkt der junge Mann auch an Projekten und Mentorenprogrammen für Schüler und Studenten mit, die ebenfalls von den Wissenschaften der Biologie begeistert sind.

„Mein Interesse für Informatik und Biologie hat sich schon als Schüler entwickelt. Es gab Zeiten, da entweder das eine oder das andere meine gesamte Aufmerksamkeit gewann, doch ich habe mittlerweile einen Weg gefunden, die beiden in Verbindung zu setzen. Nichts funktioniert ohne IT, also sind meine technischen Kenntnisse nur noch ein Plus in jedem Bereich. An der Uni studiere ich nun Medizin und auch wenn es anfangs  schien, dass dies nichts mit den anderen zwei Leidenschaften zu tun hat, denke ich, dass gerade dies die beiden am besten vereint“, sagt Sergiu Micorici. 

In der neunten Klasse hat Sergiu beim internationalen Wettbewerb „CoderDojo Coolest Projects“ in Irland teilgenommen. Daran beteiligen sich Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt, die ihre Projekte vorstellen. Sergiu stellte damals ein Projekt für eine Drohne mit elektrochemischen Sensoren vor. Ein Jahr später nahm er an einem weiteren Wettbewerb in Schottland zum Thema Klimawandel teil. 

Der Begriff „CoderDojo“ bezeichnet eine weltweite Bewegung, die von der CoderDojo Foundation Irland unterstützt und koordiniert wird. Es geht dabei darum, dass Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre das Programmieren unter professioneller Anleitung von Mentoren erlernen. Aus dem CoderDojo-Programm vor Ort entwickelte sich später ein Projekt, das auf Bioinformatik, synthetische Biologie und E-Gesundheit basiert. „BioCoderDojo“ wurde vor drei Jahren in Temeswar gegründet und richtet sich an Lyzeumsschüler. In der Gründung dieses Projekts vor Ort hat Sergiu eine wichtige Rolle gespielt. „Bei der Entstehung dieses Projekts habe ich eng mit Radu Ticiu, dem Gründer von CoderDojo in Temeswar, gearbeitet. Anfang 2019 haben wir kleine Sitzungen mit meinen Schulkollegen vom Banater Kolleg in die Wege geleitet. Während die ersten beiden Sitzungen etwa zehn Teilnehmer hatten, brachte die dritte schon rund 60  zusammen“, erzählt Sergiu Micorici. 

Noch im Sommer des gleichen Jahres haben die Vertreter von BioCoderDojo Temeswar beim ICCET-Wettbewerb in Moskau teilgenommen. Alle Teams, die alle Anforderungen erfüllten, wurden als Gewinner bezeichnet, darunter auch das einzige Team aus Rumänien – BioCoderDojo Temeswar. „Das Projekt zielte darauf ab, die CRISPR/Cas9-Technologie für die genetische Bearbeitung zu nutzen. Obwohl es schwierig war, erhielt unser Team Hilfe aus Bukarest, vom Institut für Biochemie, aber auch von den rumänischen Forschern in Oxford, die bei der Erstellung des Laborprotokolls halfen“, erzählt Sergiu Micorici weiter. Die aktuelle Auflage der International Conference on Communication Engineering and Technology (ICCET) fand vor Kurzem in Shanghai, China, statt.

Freiwillige Forschung und Mentoring

Die CRISPR-Technologie ist auch derzeit im Visier des jungen Forschers. Unter dieser Technologie versteht man eine neue, molekularbiologische Methode, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. Damit können einzelne DNA-Bausteine eingefügt, entfernt oder modifiziert werden. Das Verfahren funktioniert grundsätzlich bei allen Organismen. Innerhalb des Temeswarer Oncogen-Forschungszentrums für Gentherapien bei der Behandlung von Krebskrankheiten wird derzeit an einem neuen Covid-19-Test gearbeitet. Sergiu Micorici tüftelt aber auch an der Entwicklung einer Software zur Vorhersage von Mutationen und der Tendenz des Coronavirus, sich zu verändern.

Die Begeisterung für Forschung und Innovation möchte der junge Mann als Mitwirkender innerhalb der BioMentorHub-Plattform auch mit anderen Jugendlichen teilen. Schüler und Studenten, die genauso wie er von biologischen Wissenschaften begeistert sind, können über diese Plattform mit Fachleuten und Forschern weltweit in Verbindung treten. 

Aktuell läuft über diese Plattform ein wissenschaftlicher Aufsatzwettbewerb für Studenten und Lyzeumsschüler. „BioMed“ zielt da-rauf ab, die Kreativität anzuregen und das Interesse an den Bereichen Biowissenschaften – Molekularbiologie, Biophysik, Biochemie, Mikrobiologie, Medizin und Medizintechnik sowie Kompetenzentwicklung zu wecken. Die Teilnehmer an diesem Wettbewerb müssen einen Aufsatz verfassen, in dem die mögliche Entwicklung von Methoden, Technologien, Werkzeugen oder Materialien antizipiert und neue Anwendungen zu folgenden Themen vorgestellt werden: Bioinspirierte Systeme – Natur als Inspirationsquelle für Innovationen in den Bereichen menschliche Gesundheit und Umweltschutz sowie das Thema „HealthAI“ – die „industrielle“ Revolution unseres Jahrhunderts. Probleme aus den Bereichen menschliche Gesundheit und Umweltschutz sollen dabei Lösungen, die auf künstlicher Intelligenz/Elektrotechnik basieren, aufzeigen. Bewerben können sich in den beiden Teilnahmekategorien Schüler der 9. bis 12. Klasse sowie Studenten und Masteranden aus Rumänien oder der Diaspora. Bewerbungsschluss ist der 15. März. Details dazu sind von der Webseite biomentorhub.ro abrufbar. 

Nichtformelles Bildungsprojekt für Schüler

Zu Themen wie Forschungstätigkeit und Unternehmertum im Bereich der Bioinformatik, Biotechnologie, biomedizinisches Ingenieurwesen und synthetische Biologie hat Sergiu Micorici im Vorjahr Lyzeumsschüler auf ein weiteres Bildungsprojekt neugierig gemacht: „Timișoara Life & Bytes“ wurde 2021 vom „One Source“-Verein, dem Banater Kolleg und dem Verein „BioMentorHub“ betrieben. Das Projekt bot interessierten Gymnasiasten die Möglichkeit, sich an Schul- oder Online-Präsentationsveranstaltungen, Webinaren mit jungen Fachleuten in den oben genannten Bereichen oder Studienbesuchen bei lokalen Organisationen (Forschungszentren, Genetikabteilungen von Universitäten, bei Unternehmen, die biomedizinische Geräte oder Laborgeräte entwickeln sowie bei Startups auf dem Gebiet der Nutzung künstlicher Intelligenz in der Bildgebung, Onkologie, Wissenschaft und Unternehmertum) zu beteiligen. Karriereberatung in den vom Projekt abgedeckten Bereichen und Fragen im Zusammenhang mit der Politik der Europäischen Union in Bezug auf Telemedizin, E-Gesundheit, Bioökonomie, Biotechnologie oder synthetische Biologie waren ebenfalls Teil dieses Projekts, das von der Stadt über das Projektzentrum Temeswar betrieben wurde. 

„Die Wissenschaft ist logisch. Wenn man das tut was man liebt – Schritt für Schritt – scheint nichts schwierig zu sein. Am Ende des Tages hat man, egal wie viele Stunden man gearbeitet hat, eine gewisse Art von Zufriedenheit“, schließt der 18-Jährige.