Grenzen sind da, um überwunden zu werden

Sathmarer Schülerinnen und Schüler nahmen an der „European Democratic Action Week“ in Berlin teil

Sieben Schülerinnen und Schüler der 11. Klassenstufe des Deutschen Theoretischen Lyzeums „Johann Ettinger“ in Sathmar/Satu Mare nahmen vom 7. bis 12. Oktober an der „European Democratic Action Week“ in Berlin teil. Während der Woche kamen etwa 50 Jugendliche aus sechs verschiedenen Ländern zusammen, um eine Woche lang gemeinsam Grenzen zu überwinden. Dabei standen nicht nur geografische Grenzen im Fokus, sondern vor allem auch kulturelle und persönliche. Jugendliche aus Treptow-Köpenick (Berlin), Warschau-Mokotów (Polen), Olomouc (Tschechien), Sathmar (Rumänien), Palermo (Italien) und Dolyna (Ukraine) setzten sich in kreativen Workshops intensiv mit dem Thema auseinander. Das Format, das seit den 1990er-Jahren besteht und sich immer weiterentwickelt, fördert den interkulturellen Austausch und stärkt das Demokratieverständnis junger Menschen.

Es sind Initiativen wie diese, die dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Bedeutung europäischer Zusammenarbeit zu schärfen. Die Sathmarer Gruppe folgte dabei mit ihrer Begleitlehrerin Iulia Sîrbu-Hölzli der Einladung der Europabeauftragten des Bezirks Treptow-Köpenick, Sonja Eichmann sowie Adina Erdenberg, die im Vorstand des Beirats für Partizipation und Integration Treptow-Köpenick sitzt und ursprünglich aus Sathmar stammt.

Kulturelle Grenzen mit Kunst überwinden

Die Workshops boten den Jugendlichen eine Vielzahl an Möglichkeiten, Grenzen auf kreative Weise zu überwinden. In Tanz-, Graffiti-, Politik- und Theaterworkshops arbeiteten die Teilnehmenden zusammen und erlebten dabei hautnah, wie unterschiedlich die Ausdrucksformen sein können – und wie sie dennoch eine gemeinsame Sprache finden können.

Ein Highlight war die Entstehung eines wandgroßen Graffitos. Die auf Leinwänden verewigten Teile dieses Kunstwerks sollen symbolisch die Grenzen zu den Heimatländern der Jugendlichen überwinden. Auch eine Tanzchoreografie und kleine Theaterszenen wurden entwickelt, die alle dasselbe Ziel hatten: Verbindungen über alle Unterschiede hinweg zu schaffen. Es wurde sichtbar, dass Kunst als universelles Medium helfen kann, Distanzen zu überbrücken und eine gemeinsame Basis zu finden.

Sprachbarrieren und Team-work: Herausforderungen und Erfolge

Neben den künstlerischen Herausforderungen standen die Jugendlichen auch sprachlichen und sozialen Barrieren gegenüber. Sprachbarrieren zu überwinden war nicht immer leicht, aber es wurde schnell klar, dass der Wille zur Kommunikation entscheidend ist. Mithilfe von Englisch als gemeinsamer Sprache und viel Geduld meisterten die Jugendlichen diese Hürden und erlernten dabei auch wichtige Team-Building-Fähigkeiten.
Teamarbeit war ein zentraler Aspekt der Woche. Ob in Workshops, bei gemeinsamen Aktivitäten oder beim abendlichen Programm – immer wieder wurde deutlich, dass Zusammenarbeit entscheidend ist, um Grenzen zu überwinden. Besonders eindrucksvoll war der Mut, den viele Jugendliche aufbrachten, als sie vor großem Publikum ihre Ergebnisse präsentierten. Diese Erfahrung stärkte ihr Selbstbewusstsein und zeigte, dass man durch gegenseitige Unterstützung und Vertrauen über sich hinauswachsen kann.

Austausch über Freiheit und Grenzen

Ein weiterer Höhepunkt der Woche war das Gespräch mit Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Adina Erdenberg vom Integrationsbeirat Treptow-Köpenick. Im Mittelpunkt stand die Diskussion über die Bedeutung von Freiheit und ihre Grenzen. In Zeiten von zunehmender Entfremdung und gesellschaftlicher Spaltung betonte Igel die Wichtigkeit solcher Projekte, um das Verständnis für andere Sichtweisen zu fördern und den Zusammenhalt über Ländergrenzen hinweg zu stärken. „Es ist der persönliche Austausch, der es uns ermöglicht, andere Sichtweisen besser zu verstehen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Dieses Projekt ist der lebendige Beweis dafür, dass das menschliche Miteinander über Länder- oder Bildungs- oder andere Grenzen hinweg funktionieren kann“, so Igel.

Gemeinsame Küche: Ein kulinarisches Erlebnis

Auch beim gemeinsamen Koch-abend zeigte sich, wie verbindend kulturelle Vielfalt sein kann. Jede Delegation präsentierte eine landestypische Spezialität, sodass die Jugendlichen nicht nur neue Gerichte, sondern auch ein Stück Kultur der anderen Länder kennenlernen konnten. Von ukrainischer Pilzsuppe über rumänische Polenta bis hin zu italienischen Spaghetti Carbonara – die Vielfalt der Küche spiegelte die Vielfalt der teilnehmenden Jugendlichen wider und zeigte, wie Essen als Brücke zwischen den Kulturen fungieren kann.

Ergebnisse, die Grenzen überschreiten

Zum Abschluss der Woche wurden die Ergebnisse der Workshops in der Mittelpunktbibliothek Treptow präsentiert. Das bereits erwähnte Graffito, die Tanzchoreografie und die Theaterszenen machten deutlich, dass die Jugendlichen nicht nur Grenzen überwunden, sondern auch bleibende Verbindungen geschaffen hatten. Besonders eindrucksvoll waren die erarbeiteten Beispiel-Eröffnungsreden für eine mögliche Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema „Bekämpfung des Klimawandels“. Sie verdeutlichten, dass die Jugendlichen nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch eine klare Vision für die Zukunft Europas und der Welt haben.

Grenzen sind da, um überwunden zu werden

Die „European Democratic Action Week“ 2024 zeigte eindrucksvoll, dass Grenzen – ob geografisch, sprachlich oder kulturell – überwunden werden können. In einer Zeit, in der oft die Trennlinien zwischen Menschen betont werden, setzte diese Jugendbegegnung ein starkes Zeichen: Unsere Unterschiede sind kein Hindernis, sondern eine Bereicherung – und sie können uns näher zusammenbringen, als es zunächst scheint.