Im Tourismusnomenklator verzeichnet

Zwei Kommunen für touristisch von nationaler Bedeutung erklärt

Das als Pfahlbaudorf errichtete Hotel im Golf des Donaustausees vor Berzasca. | Fotos: der Autor

Der sagenumwobene Baba Kaya-Felsen am Eingang zum Donauengpass, zwischen den Festungen Sigismunds von Luxemburg am rechten und Ladislaus Postumus‘ am linken Donauufer.

Die „Schießscharte“ der ehemals militärisch befestigten Veterani-Höhle, von wo die habsburgischen Truppen unter Hauptmann Baron d`Arnau 1692 einer großen türkischen Übermacht, die auf Tschaiken die Donau überquerten, 45 Tage lang Widerstand leisteten. 1788 wurde die Höhle zum zweiten Mal in ihrer Geschichte als Widerstandsnest gegen eine türkische Invasion des Banats genutzt. Die früher „Piskabara“ genannte Uferhöhle erhielt ihren heutigen Namen nach dem kommandierenden General Siebenbürgens, Friedrich von Veterani (1643-1695), der als Feldmarschall in einer Türkenschlacht bei Lugosch gefallen ist und dessen Kopf die Osmanen dem Sultan als Trophäe darbrachten. | Foto: Zoltán Pázmany

Die Regierung Rumäniens erneuert/vervollständigt mit einiger Regelmäßigkeit die Liste der Ortschaften, die einer touristischen Klassifizierung unterliegen. Im Tourismusnomenklator der Ortschaften von nationaler Bedeutung für den Fremdenverkehr tauchen neuerdings Herkulesbad (!!! – erst jetzt?) und der Großraum Borlova/Muntele Mic (Gemeinde Turnu Ruieni) auf, sowie, als „von lokalem Interesse“, Anina; außerdem die Gemeinden Berzasca und Coronini im Donaudurchbruch beim Eisernen Tor, Crivaia/Franzdorf und Sekul am Fuß des Semenik, „Drei Wässer“ und das Semenikplateau sowie die Gemeinde Mehadia, das römische Ad Mediam.

Für jede der Ortschaften/Räume hat die Regierung eine kurze Begründung für die Aufnahme in den Nomenklator veröffentlicht. Das allgemeine Ziel einer Aufnahme in die offizielle Nennliste sei, „eine ausgewogene Entwicklung der betreffenden Räume zu erzielen, einschließlich durch die Assoziierung mit Anrainergemeinden/-ortschaften. Auch soll die Nominalisierung einen „Impuls“ zur beschleunigten „Verbesserung der nötigen Infrastruktur“ auslösen, inklusive „die Beschaffung der erforderlichen Ausstattung“, Unterstützungsmaßnahmen für die Ortschaften zur Beseitigung/Verbesserung „unzureichend solider Strukturen“ und die „bessere Nutzung der kulturellen Potenziale als Entwicklungs- und Werbefaktor für einen qualitätsvollen und nachhaltigen Tourismus“. Nicht zuletzt soll die Setzung auf diese Liste den Zugang zu EU-Finanzierungen und -Subventionen erleichtern.

Der Großraum um die Gemeinde Coronini, einschließlich die Ortschaft selbst und ihre fast fertig renovierte Burg, erbaut zur Zeit des Ungarnkönigs Ladislaus Postumus (V Utószülött László, 1440-1457), die über der Ortschaft am linken Donauufer über dem Eingang zum fast 130 km langen Eisernen Tor der Donau thront, ist charakterisiert durch eine ungewöhnliche Biodiversität, „mit Pflanzen und Sträuchern, die einzigartig für Rumänien sind“. 

Außerdem sei der Raum speläologisch hochinteressant – wie die gesamte Donauklamm – und habe auch durch die historischen Verbindungen zur am gegenüberliegenden Donau-ufer stehenden Festung Golumbac des Sigismund von Luxemburg (1368-1437) ihren Reiz, die von den Serben mit österreichischer Unterstützung längst vorbildlich renoviert und touristisch zu einem Anziehungspunkt gemacht wurde. Zu den Attraktionen des Raums gehört auch die Tschechengemeinde Sankt Helena/Sf. Elena, mit ihrem Hausmacherbrot und dem traditionellen Schweinebraten mit Knödeln sowie den mehrmals jährlich stattfindenden Rock- und Jazzkonzerten.

Berzasca, die zweite Gemeinde im Donaudurchbruch, ist die ehemals südlichste Ortschaft, die zum Einfluss- und Verwaltungsgebiet des Wallachisch-Illyrischen/Rumänen-Banater Grenzregiments Nr. 13 (mit Garnisonssitz in Karansebesch) gehörte. Hier, im Ortszentrum, steht die den Erzengeln Michael und Gabriel geweihte älteste rumänisch-orthodoxe Kirche der Klissura (wie der Donauengpass in der Bezeichnung des Bewohner vor Ort heißt), in der Nähe befinden sich die Ruinen der in den späten 60er-Jahren ausgegrabenen Dakerfestung von Stenka Liubcovei (die Teil einer Reihe dakischer Grenzfestungen am Nordufer der Donau ist, die sich alle im oder in unmittelbarer Nähe des Donaudurchbruchs befinden), der antiottomanische Verteidigungswall Dranco und die Ruinen des rumänisch-orthodoxen (früher serbisch-orthodoxen) Klosters im Sirina-Seitental der Donau, das einst Sankt Nikolaus geweiht war. 

Unweit von hier befindet sich – am anderen Donauufer – das Weltkulturerbe Lepenski Vir (und am diesseitigen Ufer, bei Svinița, der Heilige Berg der Bewohner der vor 9000-12.000 Jahren (in etwa zeitgleich mit Mohenjo Daro im Indus-Tal) stadtähnlich gebauten Siedlung auf einer Felsterrasse der Donau, die heute unter dem Spiegel des Donaustausees Eisernes Tor I liegt. Nicht zuletzt ist das Pfahlbauten-Hotel von Berzasca ein Magnet für Touristen. 

Mehadia liegt im Temesch-Cerna-Durchbruch, an der alten Handelsstraße, die das Banat/Mitteleuropa mit der Walachischen Tiefebene und der Unteren Donau/dem Orient verbindet. Einerseits gibt es hier das Naturreservat des Nationalparks Domogled-Cernatal, das Nordende des Naturparks Eisernes Tor/Djerdapp mit dem Naturreservat Coronini-Bedina und das Forstreservat Belareca im Quellgebiet des hier durchfließenden „Weißen Flusses“ (wie das aus dem Slawischen kommende Bela Reka zu übersetzen ist), der in die Cerna bei Herkulesbad und mit dieser in Orschowa in die Donau mündet. Alle diese Schutzgebiete sind einem Natura-2000-EU-Reservat eingebunden. Zudem gibt es hier die „schwarze Schlucht“, einen auch von der E-70 sichtbaren Berghang am rechten Ufer der Bela Reka, wo Kohleschiefer sichtbar ist, der infolge eines vor Jahrhunderten erfolgten Erdrutsches zutage trat und heute als geologisches Reservat ausgeschildert wurde. Zudem befindet sich in der Nähe von Mehadia auch das Iardașița-Reservat und das Gratzka-Tal, das durch den Natur- und Jagdschriftsteller Otto Alscher (1880-1944) bekanntgewordene geomorphologische Reservat. Alscher hatte in der Gratzka seine Jagdhütte, die er ganzjährig bewohnte. Mehadia ist auch bekannt für die Ruinen des römischen Castrums Praetorium Ad Mediam, für die altsteinzeitliche Siedlung bei Zidina, für die Ruine der mittelalterlichen Grenzfestung des Ungarreiches, die noch mit einem von der Zeit stark angenagten Turm über der Ortschaft zu sehen sind, sowie für weitere vier archäologisch erforschte Siedlungen, datiert von der Altsteinzeit bis in die Dakerzeit, die alle auf dem Gebiet der Ortschaft lagen. 

Im kommenden Jahr werden in diesen Ortschaften Besuche der Experten des Ministeriums für Unternehmertum und Tourismus erwartet, die auf Ansuchen der Verwaltungen dieser neu ausgeschriebenen touristischen Räume eine Expertise erstellen sollen, aufgrund derer künftige Entwicklungs- und Nutzungspläne auszuarbeiten sind.