In den Fußstapfen Mariens

Das Weltjugendtreffen versammelte junge Katholiken aus der ganzen Welt in Lissabon

Die Temeswarer Gruppe verbrachte erlebnisreiche Tage in der Gemeinde Pombal, Diözese Leiria Fátima.

Die Gelegenheit, zu einem der bedeutendsten marianischen Wallfahrtsorte zu pilgern, nahmen die rumänischen Pilger in Fátima wahr. | Fotos: privat

Dicht aneinander gedrängt wurde auf dem Campo da Graca/Parque Tejo die Vigil gefeiert und übernachtet.

Das internationale Weltjugendtreffen(WJT) fand Anfang August in Lissabon/Portugal statt. Kritik gab es bei der 80-prozentig katholischen Bevölkerung an der hohen staatlichen Bezuschussung, zumal sich auch dieses Land mit Armut und Problemen im Gesundheitssystem herumschlagen muss. Pilger aus der Diözese Münster zeigten sich entrüstet, weil sie bei einer Messe zur Mundkommunion gezwungen worden seien, aber ein Wunder wurde nach dem WJT auch medienkundig: Ein 16-jähriges Mädchen aus Madrid habe ihr Sehvermögen wieder erlangt. Von alledem bekamen die meisten Teilnehmer aus Rumänien so gut wie nichts mit. Trotz Strapazen und Entbehrungen bleiben einen Monat nach der Heimkehr drei Ereignisse für Pilger aus der römisch-katholischen Diözese Temeswar vordergründig: die geistige Bereicherung in Fatima, das Treffen mit dem Papst und neue Freundschaften mit jungen Menschen aus der halben Welt.

Pfr. Tibor Szabo begleitete zwanzig Jugendliche über zwei Wochen in Portugal, zumal es beim Weltjugendtag vor dem großen Treffen immer auch Tage der Begegnung auf diözesaner Ebene gibt:

„Die erste Woche war in Pombal, in der Nähe von Coimbra und Fatima. Diese haben wir als leichter und schöner empfunden, weil mehr persönlicher Kontakt möglich war. Wir haben als Gruppe verschiedene Programme vorbereitet, die spirituell bereichernd waren. Weltjugendtag in Lissabon war schon anders, da dort das Programm vorgegeben war: Wir hatten eine Eröffnungsmesse mit den ehemaligen Patriarchen von Lissabon, wir haben den Papst empfangen und am Gruß der Jugendlichen an den Papst teilgenommen. Dann gab es den Kreuzweg und dann die Vigil am Samstagabend und die Messe am 6. August mit dem Papst zusammen. Für den, der organisiert,  ist das schon ein bisschen anstrengend gewesen. Das Schöne an sich ist, so viele junge Menschen zu sehen, die gemeinsam an einem Platz beten. Zu Beginn der Woche waren 450.000 Jugendliche angemeldet, bis zum Wochenende, hieß es, hätten an der Vigil 2 Millionen teilgenommen. Von unserer Gruppe nahmen viele zum ersten Mal an so einem Treffen teil, andere waren schon in Panama oder Krakau dabei. Für mich war es bei diesem Treffen ein besonderes Erlebnis, einen ganzen Nachmittag in Fatima verbringen zu können. Ein Höhepunkt war jedoch auch die Vigil auf dem großen Feld und die Predigt des Papstes am Sonntag, der uns die Worte mitgab: glänzen, ohne Angst sein und zuhören. Auch wenn es unvermeidlich war, dass man sich die Region Pombal und Lissabon von der touristischen Seite angesehen hat, so haben wir doch einen starken Akzent auf die spirituelle Ebene gesetzt und haben mit unseren Jugendlichen an dem ganzen geistigen Programm teilgenommen.

‘Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg’. Die von Papst Franziskus gewählte Bibelstelle aus dem Lukasevangelium eröffnet den Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth und stellte das Motto des Weltjugendtags 2023 dar. Ich glaube, dass der Papst an die junge Maria gedacht hat und dass sie bereit war, zu dienen, und dass sie so zu einem Vorbild für die Jugendlichen bei diesem Treffen werden sollte.“

Astrid Schriffert arbeitet in Temeswar, stammt aus Arad und nahm zum zweiten Mal an einem katholischen Weltjugendtag teil: 

„Für mich war die Vigil vom Samstagabend mit dem Heiligen Vater das Schönste: Er hat uns so liebevoll angesprochen und für mich war es nach zwei Wochen teils großer Anstrengung und Müdigkeit wie eine große Umarmung. Ich musste nämlich bei diesem Treffen meine Komfortzone verlassen: Wir waren viel zu Fuß unterwegs, was ich nicht gewohnt bin, in Lissabon haben wir in einer Schule geschlafen, es war sehr heiß und in der Schule gab es wenige Duschen und nur kaltes Wasser, doch es hat mit der Gruppe doch viel Spaß gemacht. 2027 soll das Treffen in Seoul, in Korea, stattfinden und es soll davor 2025 einen Jubiläums-Weltjugendtag in Rom geben, und ich wünsche mir sehr, an beiden wieder teilnehmen zu können, denn es gefällt mir, in verschiedene Länder zu reisen und dort Kultur und Leute kennenzulernen und zu sehen, wie sie ihren Glauben leben. Ich habe das in Polen und Portugal erlebt und bin auf Korea und Italien gespannt. Denn auch dieses Treffen hat mir viele neue Freundschaften beschert, besonders war es bei der Familie, die uns in Pombal aufgenommen hat, die uns wie die liebsten Gäste behandelt hat, obwohl sie uns davor gar nicht kannten. Das war für mich etwas sehr Besonderes.“

Als junge Erwachsene, Grundschullehrerin an der deutschen Abteilung des Diaconovici-Tietz-Nationalkollegs in Reschitza, hat Maria-Elena Sorca den Weltjugendtag in Portugal als eine Quelle des Friedens erlebt:

„In Pombal haben wir mit den Freiwilligen und unseren Gastfamilien ganz viel unternommen. Diese herzlichen Begegnungen sind meine Lieblingserfahrung gewesen. Es war so friedlich und die Leute dort haben uns das Gefühl von Zu-Hause-Sein gegeben. In Lissabon war es viel voller, aber trotz der vielen Menschen aus der ganzen Welt habe ich auf dem großen Feld ganz viel seelischen Frieden und Liebe erfahren können. Die einfachen Bedingungen in Lissabon haben mich gelehrt, dass wir eigentlich sehr wenig brauchen, um froh zu sein. Und das kann ich auch weitergeben, auch den Kindern in meiner ehemaligen 4. Klasse, denen ich je einen kleinen Rosenkranz mitgebracht habe und mit denen wir einen kleinen Ausflug gemacht haben. Außerdem glaube ich, dass Gott alle unsere Mühe und Strapazen sieht und sie als Opfer annimmt. Den Papst zu treffen, war für mich eine zusätzliche Motivation. Bei jedem Jugendtreffen ist es anders, denn ich bin mir sicher, dass das, was er sagt, von Gott kommt und es hilft uns auch in Zukunft, wenn wir nicht mehr alle zusammen sind. Ich denke, dass wir mit jedem Jugendtreffen sehen, dass die Kirche und ihre Gemeinschaft sehr stark sind. Wenn wir alle aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, ist das, was uns verbindet, die Liebe Gottes.“

Alexia Toth ist Schülerin am Colegiul Bănățean in Temeswar und eine der jüngsten Teilnehmerinnen aus der Temeswarer Diözese gewesen:

„Es war die Idee meines Vaters gewesen, mich zum Weltjugendtag zu schicken, denn er war als Jugendlicher selbst 2000 in Rom dabei und meinte, dass ich auch so eine Erfahrung machen soll. Und es war eine sehr schöne Erfahrung, die mich mein ganzes Leben begleiten wird. Es war sehr eindrucksvoll auf dem großen Feld, die Vigil und dann die Messe mit dem Papst, trotz der vorausgegangenen körperlichen Herausforderungen, denn wir hatten viel Gepäck, mussten zwölf Kilometer zu Fuß gehen. Aber beim Treffen mit dem Papst habe ich mich ganz leicht und froh gefühlt, fast als wäre ich eine andere Person. Es ist ein großer Unterschied, ihn im Radio oder Internet zu sehen und live zu erleben. Er hat über Schule und Studium gesprochen und wie wichtig es ist, dass wir lernen und nicht in Schwierigkeiten geraten. Ich weiß, dass es Kinder an meiner Schule gibt, die mit Zigaretten, Drogen und Alkohol Probleme haben. Ich glaube, dass sie, wenn sie auch eine Erfahrung wie ich mit dem Papst hätten, dass sie auch neue Menschen würden und sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren würden. 

Das Treffen hat unsere Gruppe wie zu einer Familie zusammengeschweißt. Für Freunde und Familie habe ich aus Pombal, Sintra, Lissabon und Fatima Magnete als Souvenirs mitgebracht. Schön war es aber auch, dass ich Rumänienmagnete mitgebracht und mit anderen Teilnehmern ausgetauscht habe, so dass ich nun nicht nur neue Freunde, sondern auch Andenken aus Russland, China, Beijing, Italien, Korea habe.“ 

Ebenfalls zur Betreuung der Jugendlichen mitgereist war zum Weltjugendtreffen in diesem Jahr  Schönstatt-Schwester Erika-Mária Bukovics. Sie ist seit fünf Jahren Jugendre-ferentin der römisch-katholischen Diözese Temeswar:

„Für mich ist es immer sehr wichtig, dass ich so vielen Jugendlichen persönlich begegnen darf und die vielen Länder, die vertreten sind. Und natürlich war der Höhepunkt wie immer, den Heiligen Vater sehen zu dürfen. 

Als Referenten möchten wir den Jugendlichen helfen, dass sie nicht als Touristen hingehen. Deswegen hatten wir vorher auch Vorbereitung, mit Anbetung, dass es für viele auch eine innige Begegnung mit Jesus Christus gab. Denn es ist sehr wichtig, dass die Jugendlichen auch in ihrem Glauben wachsen können. Die Gruppe war diesmal kleiner als in Krakau oder Madrid, fast alle volljährig, also selbstständig, und so war es dieses Mal viel leichter als sonst, als wir nicht geflogen sind oder mit zwei Bussen und viel jüngeren Teilnehmern unterwegs waren. 

Persönlich habe ich für mich sehr viele schöne Sätze von unserem Heiligen Vater mitgenommen. Mich hat sehr berührt, dass er wiederholt hat. „Habt keine Angst“. Wenn Gott an unserer Seite ist, dann müssen wir uns nicht fürchten. Für mich war die Zeit der Katechese Gelegenheit zu einer tiefen Begegnung mit Jesus. Und ich habe mich sehr gefreut, als sichtbares Souvenir, von einem Jugendlichen einen Rosenkranz bekommen zu haben, auf dessen Rückseite Korea steht. Nun beten wir zusammen für den Frieden, besonders weil dort auch ein Jugendtreffen ausgerichtet werden soll.

Auf jeden Fall möchte ich viele Jugendliche motivieren, dass sie gerne am Weltjugendtag teilnehmen und auch mit anderen ihren Glauben teilen. Auch wenn es kein bequemer Weg ist, ist es aber ein schöner Weg, ein Weg der Spiritualität und ein Weg, auf dem wir mit dem Heiligen Vater zusammen beten können, mit vielen Jugendlichen beten können, um einander im Glauben zu stärken.“

Es waren über 400 Jugendliche, die aus den katholischen Diözesen Rumäniens Ende Juli nach Portugal aufbrachen, um sich am 38. Weltjugendtag zum gemeinsamen Gebet und Feiern zu treffen. Nebst Priestern und Schwestern reisten auch Bischöfe mit, so Josef Pál, Diözesanbischof von Temeswar, Virgil Bercea, griechisch-katholischer Bischof von Großwardein/Oradea, Claudiu Lucian Pop, griechisch-katholischer Bischof von Cluj-Gherla und László Böcskei, römisch-katholischer Bischof von Großwardein.