Info-Point im Mühlental

Ab August hat Eftimie Murgu eine touristische Informationsstelle

Am Montag dem 5. August wurde der touristische Informationspunkt der Gemeinde Eftimie Murgu (bis 1970 Rudăria) im Banater Bergland eröffnet. Eftimie Murgu, der Geburtsort des 1848-er Revolutionärs und Pfarrers, von dem Rudăria in kommunistischer Zeit seinen Namen bekommen hat, liegt am Eingang der Rudărica-Schlucht, in welcher fast zwei Dutzend kleine Wassermühlen zum einzigen Mühlenreservat Europas zusammengeschlossen sind. Die Gegend ist auch der Beginn einer wildromantischen Straße, die nach etwas über 50 Kilometern unterschiedlichen Zustands im Donauengpass endet und wo, donauwärts, früher auch eine fast 30 Kilometer lange Schmalspurbahn für Holztransporte existierte, deren Betrieb erst nach der Wende eingestellt wurde und die „verschwunden” ist.

Der in vielen Toponymen dieses Raums vorkommende, bis heute unter den Bewohnern bei Orts- und Flurbezeichnungen übliche Wortwurzel „Ruda” (Ortschaft Rudăria, Bach Rudărica, Bach Rudăria usw.) bedeutet im Altslawischen „Eisen” und hat nichts mit den „Rudari”, den Löffelzigeunern zu tun – wie die Spottdeutungen der Bewohner umliegender Ortschaften des Almasch/Almăj-Tals (diese Bezeichnung kommt vom Ungarischen „alma”=Apfel) es suggerieren - sondern mit einer im Altertum – in der Römerzeit – und im frühen Mittelalter genutzten Ressource dieses Raums, dem Eisenerz.

Die kleinen Wassermühlen, die ortschaftsaufwärts in der Schlucht des Rudărica-Bachs, zum Teil direkt im Bachbett, stehen, sind im 19. Jahrhundert als oberschächtige Mühlen nach Plänen aus Wien (wo sie in Archiven noch vorhanden sein sollen) – manche Forscher behaupten auch (ohne es zu beweisen), dass die Baupläne vom „Genius des rumänischen Volkes” entwickelt wurden – gebaut und werden nach dem konsekrierten System der Organisierung der Grenzregimenter (eine Mühle wird von einem Zug unter Führung des Zugführers genutzt, wobei ein Zug ursprünglich in etwa einer Dorfgasse entsprach) instandgehalten und genutzt. Die Instandhaltungsarbeiten werden auf Beschluss des Zugführers gemeinsam durchgeführt, die Nutzung geschieht nach vorheriger Terminvereinbarung beim Zugführer, der in der Regel auch den Schlüssel zur Mühle aufbewahrt. Gemahlen werden vor allem Maiskörner. Viele schwören, das beste Maismehl überhaupt komme von diesen Mühlen. Aus dem Maismehl der Mühlen aus dem Rudărica-Tal wird ein hervorragendes hartkrustiges, oft raues Maisbrot gebacken, das, zusammen mit mehr oder weniger gesalzenem Schafs-käse und geräuchertem Speck zur Lieblingsnahrung der Landwirte dieses Raums gehörte, ein Essen, das in jüngerer Zeit, beträufelt mit dem hervorragenden, in Fässern aus Akazien- oder Maulbeerholz gealtertem Pflaumenschnaps dieser Gegend, zu den Highlights von Festmählern im Almasch-Tal avanciert ist.

Das Mühlenreservat (rezervat mulinologic) von Eftimie Murgu wurde nach der Wende zum Kulturgut der UNESCO erklärt und wird zunehmend von Touristen besucht, wobei diese nicht nur die 22 Mühlen in der Rudăria-Schlucht, sondern auch die rund zehn Mühlen auf Dorfgebiet besuchen, die durch Ableitungskanäle aus dem Bachbett mit Wasser versorgt werden.
Der touristische Infopoint Rudăria/Eftimie Murgu ist mit einer Bezuschussung von 200.000 Euro gebaut und eingerichtet worden, die aus dem Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung stammen. Bürgermeister Ilie Licu Imbrescu erwartet in der kommenden Woche auch die Überweisung der Restfinanzierung von 350.000 Lei, die erst losgeeist wird, wenn eine Kommission aus Temeswar, die zur Übergabe anreist, alle bisherigen Ausgaben nachgeprüft hat: „Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist,” sagt der fest in seiner Gemeinschaft verankerte Bürgermeister, „denn sowohl die Arbeiten als auch die Ankäufe sind durchwegs vorschriftsmäßig abgewickelt worden.”

Die Gemeinde schreibt kommende Woche zwei Ortsführerposten aus, die aus dem Budget der Gemeinde bezahlt werden, teilt Ilie Licu Imbrescu mit. Deren Aufgabe wird es sein, alle Informationen über das Mühlenreservat zu liefern, die von den „Tausenden von Touristen, die zu uns jährlich aus dem In- und Ausland, sogar von zehntausenden Kilometern Entfernung, kommen” (Imbrescu) erfragt werden, „aber auch über mögliche Wander- und Reiserouten durch unsere Gegend, bis hin zu Kurzführungen, die sie machen werden.” Ansonsten kann man in der im Almasch-Tal als „reich” angesehenen Gemeinde Eftimie Murgu einen durchwegs zufriedenen Bürgermeister antreffen, der die Frage des Fließwassers und der Kanalisierung gelöst hat. „Etwas unzufrieden bin ich mit der Tatsache, dass mit der Neugestaltung des Straßenbilds noch nicht alle Zufahrtsbrücken zu den Häusern über die neuen Abwassergräben für Regenwasser gebaut werden können. Wir haben im Gemeindebudget dieses Jahres nur Geld für 600 Zugangsbrücken...”

Hingegen ist der Bürgermeister unzufrieden mit dem, was er als „Egoismus” seiner Mitbürger bezeichnet. Es gibt nämlich in der von Touristen stark besuchten Gemeinde keine Unterkunftsmöglichkeiten und es fehlt bei den Bewohnern auch die Bereitschaft, zwei-drei Zimmer ihrer stattlichen Häuser für Unterkunftszwecke herzurichten und bereitzustellen. Imbrescu: „Ich habe oft mit den Leuten darüber diskutiert und versucht, ihnen zu erklären, dass die Einrichtung von zwei-drei Zimmern als Gästezimmer durchwegs ein zusätzliches und rentables Geschäft werden kann, zumal durch den neuen Infopoint auch eine Zuteilung gemacht werden kann, wie an der Rezeption eines Hotels. Aber die üben alle Zurückhaltung in dieser Hinsicht. Ich bin jedoch entschlossen, mich nicht geschlagen zu geben, bis ich ein paar unter ihnen überzeugt habe, dass so etwas nie zu ihrem Schaden sein kann. Denn an Touristen fehlt es uns nie. Vor allem am Wochenende ist das ganze Dorf voll”, sagt der Vater eines Professors der Wirtschaftsfakultät der Temeswarer West-Universität.