„Kunst ist eine Form der Normalität"

Kronstädter Kulturpreise vergeben

Steffen Schlandt bei der Dankrede für den Preis für bestes Online-Projekt
Foto: Corona-Konsortium Kronstadt

Am 25. Februar 2022 wurden in Kronstadt/Brașov die Kulturpreise verliehen. Von den 81 Nominierten wurden 12 prämiert, deren Tätigkeit in den Bereichen Kultur, Kunst, Bildung oder Kreativität die Öffentlichkeit sowie eine professionelle Jury überzeugt hatten. Im Jahre 2014 wurden diese Auszeichnungen vom Kronstädter Corona-Konsortium ins Leben gerufen und haben seither, mit Ausnahme von 2020 und 2021, jährlich Ereignisse und Werke in den genannten Bereichen im Kreis Kronstadt gefördert.

Das Konsortium legt großen Wert auf originelle Projekte, die auf lokaler Ebene entstehen und womöglich von Einheimischen durchgeführt werden – so werden die Kulturschaffenden der Stadt unterstützt. Die Preise sollen den Dialog der Künstler und Veranstalter untereinander fördern und dazu beitragen diesen zu erweitern, so Steffen Schlandt, Leitungsmitglied (membru al consiliului director) des Konsortiums. Die Institution wünsche sich, dass Kronstadt eine kreative Stadt sei, deren Bildungs- und Kulturangebot sich positiv auf die Gemeinschaft auswirken soll.

Der Verein vergibt Preise in 15 Kategorien (Buch des Jahres, Ausstellung des Jahres, Theateraufführung des Jahres, Tanzperformance des Jahres, Konzert des Jahres, Musikalisches Projekt des Jahres, Literarisches Projekt des Jahres, Debüt, Poster des Jahres, Festival des Jahres, Kulturverein des Jahres, Kulturprojekt des Jahres, Projekt für Visuelle Kunst des Jahres, Projekt für Kulturelle Bildung des Jahres, Online-Projekt des Jahres). „Die Kategorien sind sehr unterschiedlich“, sagte Adrian Lăcătuș, Leitungsmitglied des Konsortiums, Dekan der Fakultät für Philologie an der Transilvania-Universität in Kronstadt und Leiter des Multikulturellen Zentrums der Universität. Der Grund dafür sei der Wunsch, die Anstrengungen und Kreativität aller Generationen und Tendenzen zu fördern, sowohl traditioneller Institutionen wie auch unabhängiger Gruppen. Nischenprojekte wie auch populäre Projekte seien willkommen, weil Kronstadt selbst ein sehr diverses Medium sei. Das Corona-Konsortium besteht aus 21 Organisationen, Vereinen und Institutionen.

Die Gewinner

Im Kontext des Krieges betonte Lăcătuș während der Eröffnung der Gala, dass Kunst eine Form der Normalität sei, dass es eine Form sei, dem Absurden, der Gewalt und Grausamkeit standzuhalten und daher weiterhin ausgeübt und unterstützt werden muss.

Am Ereignis, das im ehemaligen Astra-Kino, an der Postwiese/Livada Poștei stattfand, nahmen außer den Kulturschaffenden der Präfekt Mihai-Cătălin Văsii, Bürgermeister Allen Coliban und Vizebürgermeisterin Flavia Boghiu, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Kreisrats Zoltan Szenner, teil, die (mit Außnahme von Boghiu) Preise übergaben/verliehen. Wegen der Coronavirus-Pandemie konnte die Gala im Vorjahr nicht stattfinden, sodass heuer auch die besten Kulturprodukte der letzten beiden Jahre prämiert wurden.

Mit zwei Auszeichnungen zählt die Evangelische Kirche A.B. Kronstadt erneut zu den aktivsten lokalen Kultureinrichtungen in Kronstadt. Sie wurde für die Reihe „Organ Nights“ prämiert, die seit mehr als 60 Jahren ununterbrochen abgehalten wird, sowie für das Konzert von Steffen Schlandt an der Repser Orgel in der Schwarzen Kirche. Der Organist überraschte mit der Musik aus dem 16. Jahrhundert, aber besonders auch mit einer Interpretation des Songs „No-thing Else Matters“ der Metal-Band „Metallica“, die er am über 350 Jahre alten Instrument spielte. Auch das Deutsche Kulturzentrum wurde wieder für seinen Einsatz im Kulturbereich ausgezeichnet. Die zeitgenössische Tanzperformance „DisTanz“ mit den deutschen Künstlern Yui Kawaguchi und Amancio Gonzalez galt als Favorit unter den drei Nominierten.

Wie erwartet, gewannen erneut Kulturveranstalter, die auch in vergangenen Jahren die Öffentlichkeit begeistert haben. So der Verein Amural, der für das gleichnamige Festival für zeitgenössische bildende Kunst gewürdigt wurde. Für das Poster des Festivals von 2020 erhielt er die meisten Stimmen der Wählenden. Als Ausstellung des Jahres hat Amural mit „Underground“ überzeugt. Künstler haben mit Licht und interessanten Klangwelten die Katakomben auf der Graftallee/După Ziduri belebt und zahlreiche Touristen angezogen. Das BUM – Brașov Underground Museum wurde nach wenigen Monaten seit Beginn der Tätigkeit geschlossen. Weitere Probleme, die die Aktivitäten des Vereins unterbrochen haben, führten deren Mitglieder zum Entschluss, die Aktivität in Kronstadt nach sieben Jahren aufzugeben.

Der Manager der Kronstädter Philharmonie, Ioan Dragoș Dimitriu ging ebenfalls mit zwei Auszeichnungen aus. Das Konzert des Kronstädter Orchesters der Philharmonie gemeinsam mit der Band „Viță de Vie“ hat positiv überrascht. Die Kronstädter Musikinstitution gilt auch als Kulturverein des Jahres.
Auch der bereits vor zehn Jahren gegründete Verein Fanzin hat sich erneut Applaus verdient. Für das Projekt eines musikalischen Parks im Rahmen des „Jazz&Blues Festivals“ hat er alle Konkurrenten im Bereich Kulturelle Bildung übertroffen. Das beste Projekt für Visuelle Kunst ist die „Blaue Biennale“ (Bienala Albastră) des Vereins Artessentia, das Künstler aus mehreren Ländern in Kronstadt vereint hat.

Späte Ehrung von Pandemie-Projekten

Während der Pandemie hat die Kreativität der Kunstschaffenden aus Kronstadt manche Überraschungen gebracht, und nicht nur durch Online-Projekte. Das Historische Museum in Kronstadt wandelte die Weberbastei/Bastionul Țesătorilor zur Künstlerbastei/Bastionul Artiștilor um. Hier wurden den ganzen Sommer lang Kulturereignisse organisiert, von Theater über Musik bis zu Film.

Zum Buch des Jahres wurde Mihai Ignats „Prințesa care sforăie“ (Die schnarchende Prinzessin) erkoren, Ioana Zenaida Rotarius Buch „Cei cinci ani de muțenie“ (Die fünf Jahre Stummheit) gilt als bestes Debüt. Der Preis für das Literarische Projekt des Jahres geht an die „Astra“-Bibliothek, zum Festival des Jahres wurde erneut TamTam gekürt. Die Theaterproduktion „Illusionen“ des „Sică Alexandrescu“-Theaters hat die meisten Stimmen für sich gewonnen.
Die Gewinner wurden zur Hälfte durch online-Publikumswahl und zur anderen Hälfte von einer Jury bestimmt, deren Mitglieder der Manager der Hermannstädter Philharmonie, Cristian Lupeș, der Manager des Klausenburger Kunstmuseums und Universitätsprofessor an der Babeș Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca, Lucian Nastasă Kovács und Dr. Alexandra Zbuchea von der Hochschule für politische Wissenschaft (SNSPA) waren.

Eine Kulturstrategie ist notwendig

Mitte Februar richtete sich das Corona-Konsortium in einem offenen Brief an das Bürgermeisteramt und an den Kreisrat. Der Verein zeigte sich unzufrieden über die Tatsache, dass Lokalräte (PNL und PSD) sich gegen die Erhöhung der nicht rückzahlbaren Fonds für Kultur, von drei auf vier Millionen Lei, widersetzt haben. Die Begründung, dass im Jahr 2021 die Fonds für Kultur nicht gänzlich ausgegeben wurden und von den drei Millionen Lei nur 2,5 Millionen Lei angewendet wurden, konterte das Konsortium damit, dass die Pandemie das Kulturleben stark getroffen habe, öffentliche Veranstaltungen waren nicht oder nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich, manche mussten abgesagt werden. Zudem erfolgten die Ausschreibungen für Kulturprojekte, die vom Lokal- und Kreisbudget finanziert werden, sehr spät, sodass die ersten Verträge erst im August unterzeichnet werden konnten. „Wir verlangen, dass die Einstellung bezüglich der Finanzierung von Kunst und Kultur geändert wird“ heißt es im Schreiben. Man betrachte das Budget, das Klausenburg der Kultur bietet: Elf Millionen Lei. Eine Strategie für Kultur in der Zinnenstadt sei nötig, die durch einen Dialog aller Betroffenen erschaffen werden müsse.

Kultur sei ein entscheidender Faktor, der wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität beitrage, die in den letzten beiden Jahren sehr stark betroffen war. Durch die Förderung von Kreativität und freiem Denken und durch mehr qualitative Zeit für das Publikum in Gemeinschaften habe sie zum Wohlsein der Bürger beigesteuert und solle dies weiterhin tun.