Mängel, die leicht und mit wenig Geld zu beheben wären

Behörden können Radtourismus neue Impulse geben

Die Brücke bei Calafat zwischen Rumänien und Bulgarien – Arbeiten hier im Anfangsstadium – könnte durchaus eine Sehenswürdigkeit an der Donau werden.
Archivfoto: Zoltán Pázmány

Geschätzte 200.000 Menschen waren im vergangenen Jahr als Radtouristen zwischen Passau und Wien unterwegs. „Doch die Donau endet nicht in Wien“, sagen seit Jahren Experten und Touristen zugleich. Am Unterlauf der Donau, auf dem Gebiet Rumäniens und Bulgariens, wird das Fahrrad weiterhin verachtet und gilt als „Arme-Leute-Fahrzeug“, sagt Wolfgang Limbert. Er weiß aber auch, dass Radtouristen inzwischen 60 bis 80 Euro pro Tag für Übernachtung und Verpflegung ausgeben und „im Falle von Wander- und Radtourismus bleibt das Geld bei der vorwiegend armen Bevölkerung entlang der Donau“, sagt der Koordinator des Donaubüros in Belgrad.

Was das Donaubüro zusammen mit den Anrainerstaaten am Unterlauf der Donau nun intensiv betreibt, wurde bereits Mitte des vergangenen Jahrzehnts von der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) begonnen. Ziel war, den Donauradweg von Budapest bis zur Mündung ins Schwarze Meer zu verlängern. Projektkoordinator Wolfgang Limbert – vormals für die GTZ in Rumänien tätig – hatte zusammen mit verschiedenen Partnern die Strecke dokumentieren und vorbereiten lassen. Die Münchner Kartografie Huber hat dazu eine moderne Karte für den Radtourismus entwickelt, die Offroader von EnduRoMania hatten das Projekt bei der Erkundung der Trassen unterstützt.

Zwar wurden GPS-Karten erstellt und Wege eingezeichnet, doch dem Radtourismus in Rumänien fehlt es an Werbung: Statt das Eiserne Tor und die Strecke entlang der Donau zu promoten, würde in Rumänien übermäßig Werbung für die Schwarzmeerküste gemacht, „die eh nicht wettbewerbsfähig ist“, sagt Limbert. Es hängt jedoch nicht nur an der Werbung. Die Städte und Gemeinden haben noch nicht das Potenzial der Donau und der Strecke daran entlang erkannt. Fakt ist auch, dass vor noch nicht allzu langer Zeit ein GTZ-Mitarbeiter die Pensionen entlang der Donau persönlich abklappern musste, um minimale Informationen für eine Broschüre einzuholen. Telefonisch wollte man ihm meist nicht einmal die Anzahl der Zimmer mitteilen. „Seit Jahren wird man sich in Rumänien nicht einig, wie Fahrradschilder gestaltet werden sollen“, zeigt Limbert eine weitere Art von Mängeln auf.

Innerhalb eines sogenannten Cross-Border-Projekts für Rumänien und Bulgarien soll nun der Tourismus entlang der Donau besonders gefördert werden. Projektleader ist das Business-Center im bulgarischen Vidin. „Das Projekt hat praktisch mit dem Verwaltungskreis Mehedin]i angefangen“, sagt Wolfgang Limbert. Es ist eigentlich eine Fortsetzung der Aktivität der GTZ zur Förderung des Radtourismus, ist aber auch um den Kajak-Tourismus bemüht. Individualtourismus sei ein Trend, sagt Limbert, Kultur und (Bio) Landwirtschaft gehören in die Tourismusstrategie, glaubt er und: „Rumänien hat mit seinen wunderschönen Regionen viel zu bieten“. Und als Beispiel für den Erfolg solcher Strategien stehen nicht zuletzt die 8000 Radtouristen, die sich im vergangenen Jahr auf serbischem Gebiet entlang der Donau bewegten. 

Radstrecken kommen nicht unbedingt gesoderten Radwegen gleich. Dies sei nicht unbedingt Pflicht, wie Limbert sagt. „Auch in Westeuropa fahren Radfahrer meist über ganz normale Straßen, doch die Hinweisschilder sind aufschlussreich, für Radfahrer und Autofahrer zugleich“.

Der ausländische Radler erwarte nicht unbedingt einen Radweg, denn auch in Westeuropa führt 60 – 70 Prozent der Radstrecke über Straßen, die von Autos befahren werden. Wichtig sei – so  Limberts Fazit zu diesem Thema –, „dass der Tourist keine falschen Vorstellungen  hat. Er soll von Anfang an wissen, ob er nun über eine Teerstraße, einen Geröll- oder Feldweg fahren wird. Als Alternative kann er ja auch streckenweise in den Bus steigen“. Dies setzt zusätzliche Infrastruktur voraus: Verlademöglichkeiten, Unterkunft für sich und sichere Abstellmöglichkeiten für die inzwischen professionell und auch teuer gewordenen Räder.