Mann, Mann, Mann…

August vergangenen Jahres auf dem Huetplatz, einem der deutschesten von ganz Hermannstadt. Freiwillige aus Deutschland, Rumänien und aus der Schweiz schenken ihre Zeit freiwillig Schulkindern, die Deutsch zwar weder verstehen noch sprechen, sich aber handwerklich nach Lust und Laune ausprobieren sollen. Und überall an Tischen und dem Amboss leisten natürlich Neumitglieder und Alteingesessene der Gesellenherberge das Eigentliche des Workshops, wann immer nötig. „Casa Calfelor“ heißt sie in fast deckungsgleicher Übersetzung auf Rumänisch. Man verständigt sich mit Händen, mit Füßen, mit Gesten überhaupt und kaum mit Wörtern. Klappt bei solcher Art von Beschäftigung hervorragend. Es geht also auch ohne Deutsch. Wirklich sehr gut noch dazu, finde ich besonders nach dem Ansatz zum Gespräch, in das ich einen Gesellen verwickeln wollte. Damit, dass es dazu kaum gekommen ist, kann ich leben, und er womöglich auch. Warum? Weil ich ihn nach seinem Handwerk gefragt habe. Zimmermann? Nein, Zimmerer. Um ja keine Zimmererin auf den Tod kränken zu können. Zimmerfrau und Zimmermann sind zwei verschiedene Paar Schuhe, doch. Halt. Wenn es eine Sprache gibt, die vor derart heißen Eisen nur so strotzt, dann die deutsche. Frauenzimmer, Mannsbild, Kindskopf? Nicht mehr die Leitkultur. Glücklicherweise.

Berufe gefällig, die es ihren Ausübenden beiderlei Geschlechts so einfach wie nur möglich machen? Bitte sehr: Schneider, Bäcker, Mechaniker, Arzt, Apotheker, Chirurg, Pressesprecher, Politiker oder Dirigent. Oder Kanzler, siehe die Bundesrepublik Deutschland. Zwei Buchstaben mehr, und keinen stört´s. Auch nicht bei schon schwierigeren Fällen wie Krankenpfleger und Krankenschwester. Ordensschwester und Ordensbruder außerdem, falls die Nonne und der Mönch umschifft sein wollen. Spätestens hier dafür tuckert man ins sperrigere Fahrwasser. Denn es gibt Einzelne, die haben ganz klar was Mönchisches. Einzelgängerinnen, die in Ruhe gelassen werden wollen oder sollen, eingeschlossen. Im Nonnenhaften ruht nicht die gleiche starke Dosis Unantastbarkeit. Wer Präzises sucht, hat es in der deutschen Sprache einfach. Und wer Chancengleichheit möchte, auch. Was es nicht gibt, wird erstritten, wird erkämpft, erzwungen.

Evangelische Pfarrer, die ihren Schwestern im Amt das Ornat und Stehen auf der Kanzel nicht gönnen wollen? Findet euch damit ab. Oder studiert nochmal Theologie, wo sie selbst für euch Allwissende ganz sicher noch das ein oder andere ungekannte Geheimnis übrig hat. Und lasst euch nach euren Examina orthodoxer oder katholischer Ordnung zu Priestern weihen, wenn nur das allein gerade gut genug wäre. Gekocht wird doch überall nur mit Wasser. Von Bischöfen wie Bischöfinnen. Niemand hat seine Vorrechte auf die göttliche Zutat. Geschweige denn das Recht, sie anderen einfach so zu verwehren.

Für den Fall der Fälle, dass die Kirche nicht im Dorf gelassen werden will: Der Wasserkocher kann nichts dafür, dass er es ist, und der Flaschenöffner, Korkenzieher oder Weinöffner für das Abendmahl erst recht nicht. So weit aber, dass der Zimmermann, den in regelmäßigen Zeitabständen auch eine Kirche braucht, sich nur noch als Zimmerer vorzustellen wagt, hat es eine prägende Kultur mit ihrer Sprache vielleicht doch zu närrisch übertrieben. Umwerfer am Fahrrad sind eine Sache, Umwerferinnen was anderes. Ein weiteres Beispiel für diesen Zündstoff: Hosenträger und Hosenträgerinnen – unbedenklich, solange nicht von Nervensägen zur Schau getragen. Und wenn doch, hat der nüchterne Duden das genau richtige Wort für sie parat: Emanzen. Seit 45 Jahren.