Mehr als ein internationales Abitur

Menschen dazu zu befähigen, sich aktiv für eine tolerantere, friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen

Kürzlich eröffnete das United World College (UWC), mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung, seine erste Schule in Deutschland. Es gibt bereits 13 Schulen, unter anderem in Bosnien-Herzegowina, Hongkong, Norwegen, den Vereinigten Staaten und nun die 14. auf dem Gelände der Kartaus, einem ehemaligen Kloster des Kartäuserordens, in Freiburg. 100 Schülerinnen und Schüler aus 71 verschiedenen Ländern sollen hier gemeinsam leben und lernen. Der deutsche Pädagoge Kurt Hahn entwickelte das Konzept des United World College Ende der 50er Jahre gemeinsam mit dem englischen Luftmarschall Lawrence Darvall und dem englischen Admiral Desmond Hoare mit dem Ziel, Menschen dazu zu befähigen, sich aktiv für eine tolerantere, friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen. Das Konzept klingt nach einem Traum von Schule: Neben einem anspruchsvollen akademischen Programm, welches nach zwei Jahren mit dem International Baccalaureate (IB) abschließt, ist auch das Erlernen von Eigeninitiative und sozialer Kompetenz wichtiger Bestandteil des Lehrplans.

So wird großer Wert auf soziales Engagement gelegt. Meistens eingebunden in das regionale Umfeld der Schule. So liegt der Schwerpunkt in Swasiland beispielsweise bei Aufklärungsarbeit, in Norwegen im Bereich der humanitären Hilfe und der Freiburger Standort soll sich dem Umweltschutz widmen. Dabei steht die Frage im Fokus, wie Technik zu nachhaltiger ökologischer Entwicklung und Frieden beitragen kann.
Durch das Zusammenleben in einer Gemeinschaft verschiedener Nationalitäten, Kulturen und sozialen Schichten soll Toleranz und interkulturelle Verständigung gefördert werden. Zudem bietet das United World College ein breites Angebot von kreativen, sportlichen und kulturellen Arbeitsgemeinschaften. Dies wird CAS -Programm genannt und steht für Creativity, Action, Service. Unter Creativity fallen Aktivitäten wie Debattierclub, Orchester oder Theater.

Action steht für diverse Sportarten und unter Service versteht sich das soziale Engagement. Jeweils eine Aktivität aus diesen drei Bereichen ist für die Schüler verpflichtend. Daniel Mittler, Alumni des United World College, mittlerweile Politischer Direktor von Greenpeace International, äußerte sich auf der Homepage des UWC folgendermaßen: „Wenn man die Chance hatte, mit Menschen aus anderen Kulturen sehr früh zusammenzuleben, dann lernt man, sich auf andere Menschen einzustellen und über das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren. Ein kleines Collegezimmer mit drei anderen Jugendlichen zu teilen, lehrt einen sehr schnell, dass es viele verschiedene Wege gibt, sein Leben zu leben. Diese Erfahrung hat bis heute eine entscheidende Wirkung auf die Art und Weise, wie ich arbeite und lebe. Sie macht mich toleranter – und vielleicht auch gelassener.“

Es klingt nach einer Schule für Weltverbesserer. Nach einem guten Konzept, welches aber auch seinen Preis hat. Bis zu 25.000 Euro kann die Privatschule jährlich kosten. Jedoch wird die Summe der letztendlich anfallenden Kosten nach den finanziellen Mitteln der Eltern berechnet. Allerdings erst nach dem Auswahlverfahren, um niemanden zu benachteiligen. Einige erhalten sogar Voll- und Teil-Stipendien.
Direktor des United World College in Freiburg, Laurence Nodder, betonte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“, dass es keinesfalls eine Schule für gut  betuchte  sei: „Bei uns können sich Eltern keinen Platz für ihre Kinder kaufen, keine Chance.“ Das Auswahlverfahren richtet sich nach Kriterien wie Eignung, Persönlichkeit und Begabung. „Mich interessiert, was diese jungen Leute mit ihren Chancen angestellt haben, die sie bisher im Leben hatten“, sagt Nodder. Bewerben kann man sich noch bis 1. Dezember diesen Jahres und genauere Informationen sind unter www.uwc.de zu finden.