Mehr als nur schöne Kirchen

Römisch-katholische Diözese bringt sich „mit dem Evangelium“ ins Temeswarer Kulturhauptstadtjahr 2023 ein

Mit 3:2 gingen als Sieger der 15. Futsal-EM die Priester aus Polen aus dem Endspiel gegen die starken Gegner aus Portugal hervor. Bischof Josef Pál wollte mit aufs Gewinnerfoto. Foto: Astrid Weisz

Plakat: Die Leitwörter jugendlich, christlich und im Geist der Einheit bestimmen das Veranstaltungsangebot des Jugendtreffens. Foto: Pressebüro der Diözese Temeswar

Glutenfrei und handgemacht ist die Schokolade, die als Dom-Souvenir in Bälde erhältlich sein wird. Foto: Pressebüro der Diözese Temeswar

Seit mehr als einem Jahr organisiert der Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Josef Pál, regelmäßige Treffen mit Jugendlichen verschiedener Konfessionen in Hinblick auf das Programm des Europäischen Kulturhauptstadtjahrs Temeswar 2023. Es sei offensichtlich, dass das Bauerbe der katholischen Kirche im Banat sehr wohl seinen Reiz habe, um besichtigt und als Orte für verschiedene Veranstaltungen genutzt zu werden. Da sei man offen, doch wolle man mit mehr als nur mit Mauern für Ausstellungen oder schöne Orgeln für Konzerte einen Beitrag leisten. Die Katholische Kirche habe mehr zu bieten, so Bischof Pál. Und das konnte sie in diesem Jahr teils schon beweisen.

Futsal-EM katholischer Priester

Kurz vor der offiziellen Eröffnung des Programms Temeswar Europäische Kulturhauptstadt 2023 vereinte die von der Temeswarer Diözese organisierte Hallenfußball-Europameisterschaft zwischen dem 13. und 17. Februar rund 230 römisch- und griechisch-katholische Priester aus 16 Ländern in Temeswar. „Ich wünsche euch, dass ihr Teamspieler seid…“ schrieb der Heilige Vater Papst Franziskus in seinem Grußwort zur Eröffnung des Events und meinte damit nicht nur das Futsalspiel.

Auf den ersten Blick war gar nicht zu erkennen, dass es sich bei den Fußballspielern auf dem Feld sowie bei den begeisterten Fans in den Galerien um katholische Priester in der Temeswarer Constantin-Jude-Halle (einst Olympia-Sporthalle) handelte. Es war laut, es gab Bier, es wurde gerufen und gesungen, und das nicht erst zum Finale der polnischen Priester gegen die Portugiesen. Beide Mannschaften hatten ihre Fans. Zwei mal 15 Minuten liefen fünf Spieler pro Mannschaft dem Ball hinterher, dazu im Tor natürlich ein Torwart, hier und da ein Foul, ein Freistoß – Jubel und dann auch mal Buhrufe. Doch letztendlich ging es dann doch um mehr als Fußball, so István Barazsuly SDS (Pater Pisti), Pfarrer in der Temeswarer Elisabethstadt, der nach dem letzten Spiel humpelnd das Spielfeld verlassen musste: „Natürlich will jeder gewinnen. Viel wichtiger ist jedoch das Wiedersehen mit Freunden, denn für viele ist das heute nicht das erste Turnier, an dem sie teilnehmen. Auch das Kennenlernen, der Austausch zwischen Priestern aus Ländern mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung und solchen, wo die Priester eher einer Diaspora dienen, trägt Früchte und für mich und unsere Temeswarer Pfarreien war es besonders erfüllend und beflügelnd, mit so vielen Mitbrüdern die Heilige Messe in einer vollen Kirche feiern zu können“.

Aus Albanien, Österreich, Bosnien und Herzegowina, Tschechien, Kroatien, Ungarn, Italien, Kasachstan, dem Kosovo, Montenegro, Polen, Portugal, Serbien, Slowakei, Slowenien und natürlich Rumänien waren die katholischen Priester nach Temeswar und ins Banat gereist. Für manche war es bereits die 15. Meisterschaft, so im Falle der österreichischen Pfarrer, die dieses Event mit Mitbrüdern aus dem Seminar vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen haben, andere, wie die serbischen Priester waren erst zum dritten Mal als Mannschaft dabei und wurden „zweite...von hinten“ (schmunzelnd zugegeben).

Auch Bischöfe machten bei der Futsal-EM mit, allerdings eher vom Kirchenaltar aus. So zelebrierte Seine Exzellenz Bischof Pál den Eröffnungsgottesdienst zusammen mit dem Szegediner Amtsbruder Dr. László Kiss-Rigó in der Temeswarer Notre-Dame-Kirche, Dr. Gergely Kovács, Erzbischof von Karlsburg/Alba Iulia, hielt den Gottesdienst in der Wallfahrtsbasilika zu Maria Radna und am letzten Spieltag konzelebrierte Erzbischof und Metropolit von Bukarest, Aurel Perc², mit den über 200 Priestern die Messe in der Elisabethstädter Kirche.

Dr. László Kiss-Rigó, Diözesanbischof von Segedin-Tschanad, feierte nicht nur die Messe mit, sondern stand auch im Tor im Old-Boys-Freundschaftsspiel gegen eine Mannschaft der orthodoxen Priester aus der Temeswarer Metropolie. Die Spiele wurden von Schiedsrichtern geleitet, die dem Fußballverein des Kreises Temesch angehören. Polen wurde Erster, Portugal stand auf Platz zwei, gefolgt von Bosnien und Herzegowina und der Slowakei. Alle Teilnehmer bekamen Medaillen, eine in diesem Jahr als Souvenir entworfene Schokolade der Diözese Temeswar und die Gewinner Pokale. Der Torjäger-Titel ging an Pfr. Andre Meireles – Portugal (8 Tore), der beste Torhüter war Pfr. Damian Stala aus Polen und der technisch beste Spieler Pfr. Josip Papak aus Bosnien und Herzegowina. Der Preis für die fairste Mannschaft ging an die Tschechische Republik, „die auch die fröhlichste, aktivste und freundlichste Mannschaft war“, so der Bericht der Diözese Temeswar. Die rumänischen Priester belegten den 6. Platz in der Rangliste.

Internationales Jugendfestival

Gemeinsam mit einer multikonfessionellen Jugendgruppe entstand während eines Jahres die Idee und das Programm eines internationalen ökumenischen Jugendfestivals, das vom 1. bis 7. Mai in Temeswar ausgetragen wird. Das Motto dieses Ecumenical Youth Fest Timi{oara lautet „Walking All Together in the Light of Christ“. Die römisch-katholische Kirche schließt sich dafür mit der rumänisch-orthodoxen Metropolie, der serbisch-orthodoxen, der griechisch-katholischen, der evangelisch-lutherischen, der reformierten Kirche und sogar mit der jüdischen Gemeinschaft in Temeswar zusammen. Das Jugendfestival umfasst mehrere geistlich-kulturelle Austauschprogramme, nebst Gebetsnachmittag mit einer Prozession, Besuche in Kirchen, Musik, Konzerte, Rundtischgespräche, sowie eine von den Teilnehmern gemeinsam produzierte Musikshow. „Es ist auch sehr schön, dass die jungen Leute in dem bestärkt wurden, was Temeswar ausmacht: die Tatsache, dass hier viele Nationalitäten, viele Konfessionen zusammenleben und versuchen, in Einheit zu arbeiten, sich gegenseitig zu respektieren, zu schätzen und zu helfen“, sagt dazu Bischof Pál. Es wird mit hunderten Teilnehmern im Alter zwischen 14 und 25 Jahren aus mehreren europäischen Ländern gerechnet. Als Stars wurde die christliche Band Gen Verde aus Italien eingeladen, die auch Workshops mit den Jugendlichen abhalten wird. Ziel des Temeswarer Jugendtreffens ist, den Ökumenismus durch gegenseitiges Kennenlernen und Zusammenarbeiten zu stärken. Auch am diesjährigen 37. katholischen Weltjugendtag in Lissabon werden sich in diesem Jahr, Anfang August, rund 40 junge Menschen aus der Banater Diözese beteiligen.

Ökumenische Treffen und Kolloquien

Ein weiteres Programm ist ein ökumenisches Symposium (für Erwachsene), an dem sich die Diözese vom 4. bis 9. Mai beteiligt und es unterstützt: „Auf den Spuren des Christentums im Banat“. Das theologische Kolloquium organisieren die ökumenische Vereinigung „Ex fide lux – Deutsch- Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ aus Nürnberg und die Rumänische Orthodoxe Metropolie des Banats  mit der West-Universität Temeswar sowie der Evangelischen Akademie Siebenbürgen. Bei den Vorträgen geht es um die Geschichte der Rumänischen Orthodoxen Kirche, der Römisch-Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche A.B. und der Slowakischen Lutherischen Kirche im Banat, aber auch um Landeskunde und Geschichte der Region und die Lebensbedingungen im Kommunismus (u.a. von Prof. Anton Sterbling). Tagungssprachen sind Deutsch und Rumänisch.
Zwischen dem 29. Juli und dem 3. August findet ein Kolloquium der europäischen Pfarrgemeinden in Temeswar statt, bei dem etwa 150 Teilnehmer aus dem Ausland erwartet werden, um Gemeinden verschiedener Konfessionen zu besuchen. 

Ebenfalls im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt findet vom 16. bis 18. November das diesjährige Treffen des Netzwerks „Miteinander für Europa“ statt, zu dem ebenfalls zahlreiche internationale Gäste kommen sollen. Es handelt sich hauptsächlich um ein ökumenisches Erwachsenentreffen: Miteinander für Europa bringt verschiedene Bewegungen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammen, um den europäischen Geist zum Ausdruck zu bringen und zu stärken. Dabei geht es nicht nur um die politische Einheit in der Europäischen Union, sondern auch um das Teilen von geistlichen Werten. 

„Es ist wichtig, dass wir alle im Geiste dessen arbeiten, wozu Jesus die Kirche gegründet hat: das Evangelium zu verkünden, uns vom Evangelium erneuern zu lassen und uns zu einer Gemeinschaft zu formen. Wir wollen keine geschlossene Gemeinschaft sein, sondern eine offene, missionarisch gesinnte, die versucht, anderen das von Christus gepredigte christliche Leben zu zeigen“, betont Bischof Pál in einem Interview bezüglich dieses Pastoraljahrs auf gerhardus.ro.