Noch fehlen 160 Millionen Euro

Ein stillgelegtes Großprojekt: Der Alt-Stausee bei Mândra

Heute gibt es entlang des Altes 24 Wasserkraftwerke. Ein Jahr vor der Wende wurde auch bei Mândra mit den Arbeiten an einem weiteren Stausee begonnen. Rund 1200 Arbeiter wurden damals zu dieser Großbaustelle abkommandiert. Nach 1989 gab es aber nicht mehr den Willen und das notwendige Geld, um dieses Vorhaben zu beenden. Heute erhofft sich der Kreisrat Kronstadt/Braşov Unterstützung von der Regierung und, warum nicht, auch von ausländischen Investoren, um das aufgelassene Stausee-Projekt, wenn auch in einem kleineren Maßstab, zu verwirklichen. Ursprünglich sollten, flussabwärts von Mândra, 338 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden. Der Stausee sollte sich bis Hoghiz ausdehnen, entlang der Ortschaften auf den beiden Altufern: Galt/Ungra, Cuciulata, Comăna, Crihalma, Vene]ia, Tekes /Ticuşu Nou, Părău, Schirkanyen/Şercaia, Halmagen/Hălmeag. Außer der Lieferung von Elektroenergie sollte der Stausee auch Überschwemmungen des Altes im Fogarascher Gebiet vorbeugen. Durch kontrollierten Abfluss sollte auch der Verlandung der flussabwärts gelegenen Stauseen entgegengewirkt werden.

Das Projekt war und bleibt auch heute ein nationales Projekt mit strategischer Bedeutung. Dabei spielt gegenwärtig die Stromproduktion nicht einmal die Hauptrolle. „Mehr oder weniger ernst: Wer über große Ansammlungen von Süßwasser verfügt, der wird einmal so reich sein, wie derjenige der Erdölreserven besitzt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Kreisrates Kronstadt, Mihai Pascu, im Hinblick auf eine sich anbahnende weltweite Krise von Trinkwasserreserven. Angeblich könnte am Alt der größte Süßwasserspeicher Osteuropas entstehen, heißt es auf der Wirtschaftsseite newsbv.ro. Pascu erinnert auch an die Rolle, die der Alt als Nebenfluss der Donau spielt: Der kontrollierte Durchfluss könnte Überschwemmungen verhindern und die Folgen von Dürre mindern.

Dank eines Kanalnetzes, das zu kommunistischen Zeiten entstanden ist und das mit relativ geringen Kosten wieder in Betrieb gesetzt werden könnte, sowie dank des natürlichen Gefälles könnte das Wasser des Altes von Râmnicul Vâlcea bis in die Ebenen im Süden des Landes gelangen, wo bekanntlich in der Regel ein Wasserdefizit verzeichnet wird. Der See könnte auch touristisch genutzt werden (vielleicht auch deshalb wird er bereits als Veneţia-See bezeichnet); er bewahrt und fördert die Biodiversität in diesem Gebiet mit einer geringen Industrialisierung und könnte sich zum Teil auch für die Fischzucht nützlich erweisen. All diese Überlegungen sind Argumente, die die Regierung dazu bewegen soll, das noch notwendige Geld für dieses Projekt locker zu machen. Es handelt sich um 160 Millionen Euro, die gedacht sind für die eigentlichen Arbeiten, aber auch für Entschädigungszahlungen im Fall der Verstaatlichung von Flächen im Privatbesitz. Angesprochen werden sollen, so Pascu, gleich drei Ministerien: jene für Energie, Landwirtschaft und für Wasser und Wälder.

Das neue Projekt sieht eine Wasserstaumenge von 218 Millionen Kubikmeter vor und wurde von der Regierung im Jahre 2004 beschlossen. Das Ende des Stausees reicht in diesem Fall nicht bis Hoghiz sondern nur bis Com²na. Der damalige Nutznießer Hidroelectrica schrieb die Fortsetzung der Bauarbeiten aus, die Hidroconstrucţii zugesprochen wurden. Laut den Angaben, die zurzeit zur Verfügung stehen, wurden bisher insgesamt 110 Millionen Euro investiert, mit denen man die Arbeiten ungefähr bis zur Hälfte durchführen konnte. Der Staudamm und das Wasserkraftwerk mit einer installierten Leistung von 19 MW ist zu 70 Prozent beendet; die Dämme am rechten Ufer sind zur Hälfte fertig; am linken Ufer nur zu 40 Prozent und der Damm bei Schirkanyen existiert vorläufig nur auf dem Papier. Falls es Interesse seitens ausländischer Investoren gibt, könnte sogar die ursprüngliche Variante wieder aufgenommen werden, behauptet Pascus Kollege im Amt des stellvertretenden Kreisratsvorsitzenden, Mihai Popa. Energieminister Constantin Niţă soll in dieser Sache bei Investoren aus China, Russland und Tschechien vorgesprochen haben. Ob dieses für den Kreis Kronstadt und Rumänien wichtige Infrastruktur-Großprojekt früher oder später zum Abschluss kommt, bleibt eine Frage des Geldes, die in diesen Krisenzeiten mit Sicherheit schwieriger zu beantworten ist wie vor einem Jahrzehnt.