Im Rahmen der Ermittlungen bezüglich der Schmiergelder zur Verringerung der Frachtgebühren am Grenzübergang Nădlac II, wobei angeblich der Großteil der Gelder an den PSD-Kreisverband Arad geflossen sein sollen, kamen dieser Tage durch die Medien aus dem Banater Bergland brisante Gesprächsprotokolle der Beschuldigten an die Öffentlichkeit.
Wie die für die Staatsanwaltschaft bestimmten Telefon-Mitschnitte an die Medien gelangt sind, ist nirgends nachzulesen, wohl aber die Inhalte, die zahlreiche regionale PSD-Größen belasten, u. a. den Ex-Bürgermeister von Bokschan/Bocșa, Mirel Patriciu Pascu; den Direktor der Regionalen Straßen- und Brückendirektion DRDP Temeswar/Timișoara, Cristian Ispravnic; aber auch die PSD-Vorsitzende von Karasch-Severin/Caraș-Severin, die Abgeordnete Luminița Jivan, sowie mehrere Arader PSD-Abgeordnete. Vorläufig sind sie alle durch parlamentarische Immunität vor dem Zugriff der DNA geschützt.
Der zum Beginn der Untersuchungen von den DNA-Staatsanwälten verhörte PSD-Senator Ionuț Narcis Chisăliță kommt in den Gesprächsprotokollen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, nicht vor. Er selbst beteuert, mit „der Sache“ nichts zu tun zu haben (bleibt die Frage, woher er wusste, um welche „Sache“ es sich gehandelt hat…). Seine Befragung bei der Antikorruptionsbehörde dauerte bloß etwa 25 Minuten, die aller anderen Verdächtigen dagegen mehrere Stunden.
In einem der Mitschnitte, von einem Telefonat zwischen dem Arader Abgeordneten Adrian Todor und einem Mitarbeiter des Regionalamts für Straßen- und Brückenbau (DRDP – ein halbes Dutzend der Angestellten befinden sich in U-Haft) im Juli dieses Jahres geht es um den Druck, den die PSD Karasch-Severin (Mirel P. Pascu und Luminița Jivan) auf die PSD Arad ausübt, um für „verdiente Parteigenossen“ aus dem Banater Bergland Posten beim Zoll und bei der Verkehrskontrolle der DRDP zu erhalten: „In Karasch herrscht große Aufregung. Ich sag dir da ein paar Dinge… Der hat schon mal Verkehrskontrolleure gefordert, der äää, der Herr Mirel. Äää, naja, um noch etwas Geld zu machen, ja. Dass er noch ein paar seiner Leute einspannt.“
Auch Cristian Ispravnic, der aus Arad stammende Direktor der DRDP Temeswar, momentan ebenfalls in U-Haft, spricht in den Protokollen über Pascu und Jivan: „Ich hoffe, ich treffe morgen den Pascu, in Karasch, bevor die Luminița ihr Maul aufreißt. Und der Pascu soll der Luminița klarmachen: `Hör schon mal auf, du, die Sache ist erledigt!`“
Ein drittes Gesprächsprotokoll betrifft Cristian Horgea, Leiter des Büros für Kontrolle und Kassierung beim Grenzübergang Nădlac II, außerdem PSD-Mitglied und Ehemann der vormaligen Präfektin von Arad. Er meldet Ispravnic, dass er mit Mirel Pascu gesprochen hätte. Ispravnic fragt, ob Pascu Jivan klargemacht habe, dass es Zeit ist, mit den Druckmitteln aufzuhören: „Hat er der Luminița klargemacht, dass sie nichts mehr machen soll?“ „Er sagte, dass ja, dass sie heut Abend miteinander sprechen. Dass sie, ... egal, sie sehen sich am Abend.“
Derselbe Horgea informierte Ispravnic auch, dass Pascu eigentlich der Posten als Leiter der Rechtsabteilung von DRDP Temeswar kaum interessiere, dass er ihn aber brauche als ‚Rücklage‘, denn eigentlich visiere Pascu einen Posten in Bukarest an, nur für den Notfall wolle er die Sicherheit haben, wieder nach Temeswar zurückkommen zu können. „Ich will den Posten bloß, um ihn zu blockieren“, sagte Pascu Horgea, „Denn ich will eh nach Bukarest… brauch aber für den Fall der Fälle einen Posten, auf den ich zurückkehren kann.“
Die PSD-Abgeordnete Luminița Jivan verneinte in einem Interview von „Jurnal de Caraș-Severin“ jede Implikation in den Schmiergeldfall von Temeswar/Arad: „Ich kann keine Erklärungen über die Erklärungen anderer abgeben, also über Diskussionen Dritter, die mich zum Gegenstand haben. Wenn die über mich gesprochen haben, wenn sie sich getroffen haben – das sind alles deren Probleme. Außerdem verstehe ich nicht genau, wovon in den Gesprächen der Kollegen aus Arad und Temeswar die Rede ist. Die werden ja wissen, wovor sie sich gefürchtet haben, dass ich das Maul aufreiße! Ich weiß bloß eins: Wenn ich den Mund aufgemacht habe, habe ich andere immer zur Korrektheit aufgefordert.“