Randbemerkungen: Vom Wert des „Hunderters“

Ion Marcel Ciolacu, der hyperpopulistische Premierminister mit auf die nächste Präsidentschaft (noch) verstohlen schielenden Augen, den die scheinsoziale und gierdemokratische PSD Rumänien untergeschoben hat, versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Propagandamitteln, uns zu überzeugen, dass die Kaufkraft unserer Währung stabil, groß und die Inflation kaum präsent sei. Anders kann man sein Hütchenspiel mit der Kaufkraft des 100-Lei-Scheins nicht deuten. Erst behauptete er mit dem ihm spezifischen Blick, dass man mit einem „Hunderter“ umfangreiche Käufe tätigen könne, dann präsentierte er mittels einer Quittung, die er auf die sozialen Kommunikationskanäle posten ließ, was man alles mit 100 Lei einkaufen kann. 

Damit ging diesmal der Vollblutpopulist – dessen Hand nicht zittert, wenn er tief ins Staatssäckel greift, um großzügig im eigenen und im Namen seiner Partei Moneten auszustreuen – einiges an Risiken ein. Jedem ist klar, dass seine Wort- und Quittungsjonglierereien mit einem Hunderter bereits Teil des Wahlkampfs 2024 sind, wo er als Favorit der PSD für Schloss Cotroceni gehandelt wird. I. M. Ciolacu will die Wählerschaft mit Gewalt davon überzeugen, dass die Maßnahmen, die von der Regierung, der er vorsteht, getroffen werden – vor allem die Begrenzung der Mehrwertsteuer für einen ganzen Lebensmittelkorb auf Zeit, angeblich seine persönliche Idee - effizient war, dass also der Hunderter nichts (mehr) an Wert verloren hat.

Bekanntlich besteht der Wählerpool der PSD hauptsächlich aus drei sozialen Kategorien: den Staatsangestellten (Millionen), den Rentnern (weitere Millionen) und den Sozialhilfeempfängern (nochmals Millionen…). Sozialhilfeempfänger und Rentner sind am stärksten von der Inflation betroffen – die zweithöchste in der EU, hinter Ungarn. Auch wenn I. M. Ciolacu die Wahrheit sagte mit seinen „konsistenten Einkäufen mit einem einzigen Hunderter“ – diese beiden Kategorien dürften bei realistischem Denken (es muss ja nicht unbedingt logisch sein, realistisch genügt) am Populisten an der Regierungsspitze Zweifel hegen. Denn sie wissen und spüren, anders als ein Premierminister, die Verteuerungen (wer hat schon in diesem Jahr Zucker um weniger als 4,5 Lei im Handel gesehen, wer Butter unter 10 Lei die 200 Gramm – durchwegs Waren, die 2022 noch für 2-3 bzw. 5-7 Lei zu haben waren…).
Trotzdem muss unterstrichen werden, dass der Durchschnittslohn in Rumänien real über die Werte der Inflation angehoben wurde. So klingt nämlich die Statistik, und für viele Kategorien von Staatsangestellten gilt das voll und ganz. Deren Kaufkraft ist durch Preissteigerungen nicht geschwächt worden, weil abgefedert. Hingegen sind die Löhne im Privatsektor kaum der Inflation angeglichen worden. Das Übergewicht der Löhne der Staatsbeamten sichert der Staat, die Löhne der Privatangestellten senken dieses Übergewicht. Viele Privatunternehmen befinden sich EU-weit unter Druck, mit der Profitrate, mit den Geschäften ganz allgemein. Die können nicht einfach die Geldpresse anwerfen lassen.  Der Staat schwächt die Inflation durch Beamtenlöhne ab. Etwas.

Wenn also irgendjemand behauptet, der rumänische Hunderter habe seine Kaufkraft beibehalten, trotz Inflation, dann lügt er. Trotzdem.

Andrerseits: der kommunistische „Hunderter“ war der größte Geldschein, eine psychologische Marke. Was soll, was kann man vom Denken des obersten PSD-Chefs halten, wenn er gerade diesen Wert zum Meilenstein seiner Demagogik wählt? Hört man nicht immer wieder, „vor `89“ hatte der „Hunderter“ noch einen „Wert“? Übrigens eine Folge trickreicher kommunistischer Statistiken und Wirtschaftsjongliererei.

Nicht grundlos geben viele Bürger bei Umfragen an, dass ihnen die Inflation große Sorgen bereite. Hier müsste ein Regierungschef ansetzen, nicht mit dem Nachweisversuch, dass sich ein ganzes Volk irrt.

Nur er nicht.