Rund um den Sonnenschutz 

Viele Leute lieben das Sonnenbad. Doch wir wissen längst, dass es ungesund ist.

Auch unter einem Schirm ist man vor UV-Strahlen nicht geschützt. Fotos: Elise Wilk

August ist Urlaubszeit und die Sonne brennt stärker denn je. Jeden Sommer packen wir Sonnencreme in unseren Koffer ein, wenn es an den Strand geht. Sonnenschutz ist unverzichtbar, um sich von den schädigenden UV- Strahlen zu schützen. Dabei wird eine Schutzschicht gebildet, die die UV-Strahlen reflektiert. So wird die Haut vor Schäden bewahrt und vorzeitiger Hautalterung vorgebeugt. Doch wie macht man es richtig? In einer Zeit, wo es Tausende von YouTube-Tutorials über Sonnencremes und Hautschutz gibt, sind die Meingungen der Experten immer gespalten. 

Seit ein paar Jahren schwören Dermatologen, Frauenzeitschriften, Blogger und Influencer darauf, dass man Sonnenschutz auch in den Wintermonaten im Gesicht auftragen sollte, um Hautalterung vorzubeugen. Vor einiger Zeit las ich einen Artikel eines Dermatologen im Internet. Er zeigte ein Foto von Gesicht und Hals einer 93-jährigen Frau. Mehr als 40 Jahre lang verwendete sie täglich Creme mit Lichtschutzfaktor im Gesicht – nicht aber für den Nacken und den Hals. Der Unterschied war auf einem Foto klar erkennbar und zeigt, dass man sich gegen die Sonne unbedingt schützen sollte, wenn man jung und gesund aussehen will. 

Viele Kosmetik-Hersteller haben jetzt eine Gesichtscreme mit Schutzfaktor 50+ im Sortiment und in Hunderten von Artikeln, die auf Social Media geteilt werden, steht, dass man auch Vitamin C auftragen sollte, um die Wirksamkeit der Sonnencreme zu stärken. Seit einigen Monaten verwende ich ein Serum mit Vitamin C und trage schon ab April eine Creme mit Sonnenschutzfaktor auf. Vor kurzer Zeit sah ich aber ein Video auf Youtube, wo eine Expertin meinte, dass Gesichtscremes mit Lichtschutzfaktor unnötig sind und dass zusätzliches Vitamin C im Sommer sogar schädlich für die Haut sei. Und gerade als ich mich freute, dass meine teure Marken-Sonnencreme vom Vorjahr noch nicht leer ist, hörte ich im Radio, dass französische Forscher herausgefunden haben, dass sich in alter Sonnencreme sogar krebserregende Stoffe bilden können. Dazu las ich noch im Internet, dass teure Cremes nicht unbedingt auch gut sind und dass günstige Sonnenschutz-Marken manchmal besser vor UV-Strahlen schützen.  Jedes Jahr kursieren andere Theorien über den Sonnenschutz. Und dabei muss ich immer an die Aussage eines Freundes denken: „Vor 100 Jahren haben Bauern keinen Sonnenschutz verwendet, und sie waren täglich auf dem Feld, arbeiten”. 
Sollte man wirklich auch im Winter Sonnenschutz tragen? Ersetzt Kokosöl Sonnencreme? Hält doppelt Eincremen besser? Nimmt die Haut kein Vitamin C mehr auf, wenn man dauernd Sonnenschutz aufträgt? Sollte man am besten einen hohen Schutzfaktor auftragen? Sind teure Cremes die besten? Und kann man Sonnencreme wirklich auch selber herstellen? Was ist Mythos - was ist Wahrheit? 

Ist gebräunte Haut wirklich gesund? 

Viele kennen das: bevor man am Sommeranfang kurze Kleider, Röcke oder Hosen anzieht will man ein wenig Sonnenbaden oder sogar ins Solarium, denn weiße Haut sieht ungesund und unattraktiv aus. So scheint es jedenfalls. Hingegen sieht ein gebräuter Teint kerngesund und besonders attraktiv aus. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: die Bräunung ist eigentlich eine Abwehrreaktion der Haut, um die schädlichen UV-Strahlen abzuhalten. UV-Strahlen sind eine der Hauptursachen für Hautschäden und können zu vorzeitiger Hautalterung, Pigmentstörungen und sogar Hautkrebs führen. Wenn die Haut bräunt, ist das ein Zeichen für einen entstandenen UV-Hautschaden. Die pigmentbildenden Hautzellen, die sogenannten Melanozyten, reagieren nur mit Bräunung, um einen weiteren UV-Schaden zu verhindern. Also ist die Idee, „Vorzubräunen”, bevor man in den Urlaub fährt, oder bevor man Sommerkleider trägt, keine gute Vorbereitung für den Sommer. Denn jede Bräune zeigt an, dass die Haut verletzt wurde. Gesund und braun - das gibt es nicht. 
Kann man Sonnen-creme aus dem Vorjahr benutzen? 

Eine ungeöffnete Sonnencreme kann man natürlich benutzen - sie ist etwa 12 Monate nach der Öffnung noch haltbar. Doch wenn sie letzten Sommer schon benutzt worden ist, dann ab in den Müll damit! In alten Sonnencremes können schädliche Stoffe entstehen. Wenn man die Inhaltsstoffe auf der Tube vom Vorjahr anschaut, steht dort meistens „Octocrylen“. Das ist ein chemischer Filter, der die Haut vor UV-Strahlen des Sonnenlichts schützt. 2022 ist dieser Wirkstoff zunehmend in die Kritik geraten, denn er zerfällt mit der Zeit in den möglicherweise krebserregenden Stoff Benzophenon, wie Forscher von der Universität Sorbonne herausgefunden haben. Am Strand muss man aufpassen, dass kein Sand in die Creme reinkommt – sonst können auch Keime in der Sonnencreme landen. Eigentlich sollte man die Creme vom Vorjahr überhaupt nicht mehr haben – denn wer richtigen UV-Schutz betreiben will, sollte mehrere Packungen in einem Sommer verbrauchen. Für den ganzen Körper sollte man jedes Mal mit drei Esslöffeln Creme rechnen – da ist die Packung schnell leer. 

Mit oder ohne Vitamin C-Serum? 

Sonnenschutz sollte ein unverzichtbarer Bestandteil der morgendlichen Hautpflegeroutine sein. Doch wie beeinflusst die Verwendung von Vitamin-C-haltiger Kosmetik die Auswirkungen der Sonne auf die Haut? Die einen sagen, Vitamin C unterstützt den Sonnenschutz und hilft, den schädlichen Einfluss der Strahlung auf unserer Haut zu minimieren. Andere meinen, dass es die Haut empfindlicher macht, so dass Schäden viel schneller entstehen. Die Lösung ist, das Vitamin C nach der Reinigung und vor der Nachtpflege aufzutragen, damit es seine zellerneuernde und feuchtigkeitsspendende Wirkung entfaltet. 

Hält doppelt Eincremen doppelt? 

Der Schutz der Sonnencreme lässt sich nicht verdoppeln. Rötet sich die Haut ohne Sonnenschutzmittel beispielsweise nach fünf Minuten in der Sonne, verlängert ein Lichtschutzfaktor (LSF) 20 die Schutzzeit um das etwa 20-Fache, also auf 100 Minuten. Danach ist das Maß an UV-Strahlen, das die Haut verträgt, voll. Experten empfehlen darüber hinaus, spätestens nach zwei Drittel der errechneten Sonnenzeit in den Schatten zu gehen. Nach dem Schwimmen oder bei starkem Schwitzen sollte man natürlich immer nachcremen.

Braucht man Sonnenschutz im Schatten? 

Früher lag man auf einem Handtuch direkt auf dem Sand, heute gibt es Liegestühle mit Sonnenschirm, die man auf jedem Strand mieten kann. Bedeuet das jedoch, dass man total geschützt ist, wenn man zu den „gefährlichen Stunden” unter dem Schirm sitzt? Wo Sonnenlicht ist, da sind auch UV-Strahlen. So kommen beispielsweise unter dem Sonnenschirm noch rund 50 Prozent der Sonnenstrahlen an. Besondere Vorsicht ist am Strand angesagt: Sand und Wasser reflektieren das Licht und verstärken die UV-Belastung sogar. Und auch im Schatten eines Baumes kann man einen Sonnenbrand bekommen.


Sonnencreme selber machen

Wenn man eine Sonnencreme will, die ohne bedenkliche Inhaltsstoffe auskommt, kann man versuchen, selber eine zu machen. Wichtig ist, dass die selbst hergestellte Sonnencreme sowohl vor UVB- als auch vor UVA-Strahlen schützt.UVB-Strahlen dringen nur bis in die Oberhaut ein. Sie sind für das Bräunen der Haut verantwortlich, aber auch für Sonnenbrand. Außerdem kann die UVB-Strahlung in den Zellen der Oberhaut Krebs auslösen.UVA-Strahlen haben zwar weniger Energie als UVB-Strahlen, aber sie dringen tiefer in die Haut ein. Sie sind für die sonnenbedingte Hautalterung verantwortlich und können Allergien auslösen. Zudem gibt es Hinweise, dass die UVA-Strahlung schwarzen Hautkrebs auslösen kann.
Für eine selbstgemachte Sonnencreme verwendet man am Besten kaltgepresstes Bio-Kokosöl. Kokosöl spendet der Haut Feuchtigkeit und enthält außerdem antimikrobielle Fettsäuren, die die Vermehrung von Bakterien verhindern.

Für einen hohen Lichtschutzfaktor muss man zusätzlich einen mineralischen Filter verwenden. Hierfür eignet sich Zinkoxid, das man in der Apotheke bekommt (50 Gramm kosten ungefähr 15 Lei). Ein Anteil von 10 Prozent Zinkoxid in der Sonnencreme ergibt einen Lichtschutzfaktor von etwa 10. Mit 20 Prozent Zinkoxid hat die selbst gemachte Sonnencreme einen LSF von etwa 20.

Außerdem sollte man Aloe Vera-Gel hinzufügen. Durch seine pflegende und feuchtigkeitsspendende Wirkung eignet es sich perfekt. 

Für die Zubereitung zuerst das Kokosöl erwärmen, dann zu 50:50 mit dem Aloe Vera Gel vermischen und am Ende das Zinkoxid nach Bedarf eimischen. (30 Prozent für LSF 30)


Tipps für ein Sonnenbad, das nicht schädlich ist 
 

  • Pralle Mitagssonne von 11 und 16 Uhr meiden
     
  • Auch im Schatten Sonnencreme auftragen 
     
  • Regelmäßig nachcremen
     
  • Immer Sonnenbrille tragen, um die Augen zu schützen (auf die CE-Kennzeichnung achten)
  • Vollständigen Sonnenschutz gibt es nicht – egal wie gut man cremt, etwas UV-Strahlung erreicht die Haut immer. Also muss man auch mit aufgetragener Sonnencreme aufmerksam sein! 
     
  • Auch die Lippen sollten vor zu viel UV-Strahlung geschützt sein, indem man sie mit entsprechenden Lippenpflegestiften oder Lippenbalsam mit Schutzfaktor eincremt. Falls man keinen Lippenpflegestift dabei hat, kann man auch Sonnencreme fürs Gesicht auf die Lippen auftragen.  
     
  • Einen natürlichen Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor von ca. 7 bietet Kokosöl. Allerdings schützt dieses nur vor UVB-Strahlen, weswegen man Kokosöl nicht als alleinigen Sonnenschutz verwenden sollte!
     
  • Die Qualität des Sonnenschutzmittels hängt nicht vom Preis ab. Günstige Produkte aus dem Discounter sind oft sogar besser, haben Studien gezeigt.