Schmeicheln und hofieren

Völlig anders reagierte Präsident Băsescu auf die kürzliche Ablehnung des Beitritts von Rumänien zum Schengener Raum durch die Niederlande und Finnland. Wer sich an seinen Auftritt nach dem ersten „Misserfolg“ der rumänischen Diplomatie auf diesem Gebiet vom Anfang des Jahres erinnert, erkennt ganz andere Töne in seinem Fernsehauftritt vom 22. September.

Hatten Frankreich und Deutschland Rumänien „diskriminiert“, verhalten sich die jetzigen Gegner des Beitritts einfach nur „nicht europäisch“. Den beiden größten Staaten Europas drohte der Präsident noch: „Wir werden von keinem, nicht einmal von den stärksten Staaten, eine solche Diskriminierung akzeptieren.“ Dabei betonte er, Rumänien sei technisch für den Beitritt vorbereitet und andere Anforderungen seien überflüssig.

Nachdem nun zwei andere EU-Staaten ihre Zweifel an der Fähigkeit Rumäniens und Bulgariens, die Schengen-Grenzen zu bewachen, geäußert haben, zeigt sich der Cotroceni-Chef viel gelassener: „Die Position der niederländischen Regierung war uns wohlbekannt.“ An der Großzügigkeit soll es auch nicht fehlen – die holländischen Anliegen werden beim nächsten Treffen der EU-Innenminister von Rumänien unterstützt.

Um dem Schengen-Raum beitreten zu können, brauchen Rumänien und Bulgarien die Zustimmung aller 21 Mitgliedsstaaten. Es sieht schon fast so aus, als hätten sich diese Staaten abgesprochen und schieben sich den „schwarzen Peter“ gegenseitig zu. Deutschland und Frankreich waren schon dran. Niederlande und Finnland sind jetzt an der Reihe. Wer wird denn als nächster die Befähigung zur Aufnahme der beiden EU-Neulinge anzweifeln?

Interessant ist, dass die neuen Gegner des Beitritts keine anderen Gründe für ihr „nicht europäisches“ Verhalten anführen, als jene, die Deutschland und Frankreich vor Monaten bereits vorgewiesen hatten. Und das trotz der Show, die nach der ersten Ablehnung stattfand. Irgendwie sind diese alten Europäer dennoch nicht überzeugt worden von dem Theater, das die rumänische Regierung als Bekämpfung der Korruption und der Kriminalität verkaufen will. Warum wohl? Die Schuldigen hat Präsident Băsescu auch schnell gefunden: „Die Zigeuner betteln zu aggressiv.“ Dieses Mal räumte er aber sogar eigene Schuld ein. Nicht der Außenminister, sondern er, als Staatsoberhaupt, trage die Verantwortung für diesen Misserfolg.

Mit der Faust auf den Tisch zu hauen, so wie es nach dem ersten misslungenen Anlauf geschehen war, hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt. Jetzt wird die Diplomatie des „schwachen Kindes“ versucht. Zwar haben diese bösen Holländer und Finnen „schlecht“ gehandelt, aber wir sind ein „braver“ Staat und werden es ihnen nicht mit der gleichen Münze zurückzahlen. Wir werden sie unterstützen und dann sehen sie vielleicht, dass wir ein guter Freund sind und vergessen diesen Blödsinn mit der Korruption und der Kriminalität. Schlagen können wir sie nicht, weil sie viele sind – ganze 21. Also, statt die Fehler zu beheben, was nicht einfach ist, wird geschmeichelt und hofiert. Ob das funktioniert?