Mit 14 Jahren sollte man noch unbeschwert durch die Welt gehen, Freundschaften schließen, das Leben entdecken und von der Zukunft träumen. Doch für manche jungen Mädchen kommt alles manchmal anders. Mit 14 Jahren werden einige schon Mütter. Ein Leben, das so jung und voller Möglichkeiten vor einem liegt, wird plötzlich von Verantwortung überschattet. Wie fühlt es sich an, wenn man mit einer kleinen Hand in der eigenen die Welt neu entdeckt? Und wie geht man damit um, wenn man selbst noch ein Kind ist, aber schon ein Kind auf die Welt gebracht hat? Insgesamt 118 junge Mädchen im Teenager-Alter wurden im Kreis Temesch/Timi{ 2024 Mütter. Landesweit lag die Anzahl in den vergangenen Jahren bei über 6000 minderjährigen Müttern. Das macht Rumänien weiterhin zum Land mit den meisten Teenagerschwangerschaften in der EU. Eine Kampagne nimmt sich nun vor, im Kreis Temesch/Timiș mehr zu informieren, Schwangerschaften im jungen Alter zu verhindern und Mädchen zu helfen, fundierte Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.
Eine Siebtklässlerin aus Lugosch/Lugoj brachte zu Hause im Badezimmer einen kleinen Jungen zur Welt. Ihre Familie und ihre Lehrer wussten nicht, dass die 14-Jährige schwanger war. Gegen den Vater, ein 22-jähriger junger Mann, wird nun wegen Vergewaltigung ermittelt. So die Nachricht, die Anfang Januar in den Medien durch die Runde ging. Eine Nachricht, die vom Neuen ein drängendes Problem der rumänischen Gesellschaft ins Rampenlicht rückt. Schwangerschaften im Teenager-Alter sind ein Thema, das die heutige Gesellschaft stark beeinflusst. Aufgrund der schwerwiegenden Folgen, die sie mit sich bringen, ist das Phänomen, dass Mädchen im Teenager-Alter Mutter werden, ein besonders wichtiges und sensibles Thema. Rumänien verzeichnet innerhalb der Europäischen Union eine hohe Zahl von Teenagerschwangerschaften und belegt dabei den ersten Platz in der EU in dieser Hinsicht. Nach Angaben des Nationalen Statistikamts (INS) wurden im Jahr 2021 insgesamt 745 Geburten in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen und 17.273 Geburten in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen gemeldet.
Im Kreis Temesch wurde die höchste Zahl der minderjährigen Mütter, 173 im Jahr 2019, verzeichnet. Auch wenn die Anzahl in den darauf folgenden Jahren 2020 (146), 2021 (159), 2022 (153), 2023 (140) etwas zurückgegangen ist, bleibt das Phänomen weiterhin besorgniserregend. Ein großes Alarmsignal ist auch die Tatsache, dass viele junge Frauen in immer jüngerem Alter, sogar schon mit 13 oder 14 Jahren, Mutter werden. Laut Angaben der Temescher Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz (DGASPC) wurden im Jahr 2024 insgesamt 118 minderjährige Mütter registriert, viele von ihnen kommen aus ländlichen Gebieten und haben nur eine Grund- oder Sekundarschulbildung. Das Jahr 2025 startete nun mit dem ersten solchen Fall – mit der frischgebackenen 14-jährigen Mutter aus Lugosch.
Um das sensible, aber höchst wichtige Thema besser anzupacken, hat das Temescher Sozial- und Kinderschutzamt DGASPC die Kampagne „Viitorul sunt ei!“ („Sie sind die Zukunft!“) gestartet. Ziel ist es, junge Mütter in schwierigen Situationen zu unterstützen, die Aussetzung von Kindern zu verhindern und den Mädchen dabei zu helfen, fundierte Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen. Partner in diesem Projekt sind der Temescher Kreisrat, das Temescher Schulinspektorat, das Temescher Gesundheitsamt, die Nationale Agentur zur Bekämpfung des Menschenhandels und der Diamond Lions Club Temeswar.
Die Kampagne wurde am 20. November offiziell vorgestellt, am Welttag der Kinderrechte. Diese sind in einer Reihe von internationalen Dokumenten verankert, in denen die Rechte und Grundsätze für die normale Entwicklung eines Kindes festgelegt sind. Die Kinderrechtskonvention gilt für alle Kinder und Jugendlichen, die jünger als 18 Jahre sind, und umfasst 54 Artikel, die weltweit gültige Maßstäbe für eine kindgerechte Gesellschaft und auch die Aufgaben von Staat und Gesellschaft zur Durchsetzung dieser Rechte beschreiben. Dabei stehen Schutz, Förderung und Teilhabe von Kindern in allen Lebens- und Gesellschaftsbereichen im Vordergrund. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) fasst die zehn grundlegenden Rechte der Kinder wie folgt zusammen: Recht auf Gleichbehandlung, auf Gesundheit, auf Bildung, auf Spiel und Freizeit, auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung, auf gewaltfreie Erziehung, auf Schutz im Krieg und auf der Flucht, auf Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung, auf elterliche Fürsorge, auf besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung. „Die Rechte der Kinder sind Gesetz. Wir alle müssen sie respektieren“, heißt eine weitere Kampagne, die die kostenlose Einzelnummer 119 für Kinder in Notsituationen in Rumänien vorstellt.
Von den Kinderrechten ausgehend nimmt sich die Temescher Kinderschutzdirektion mit dieser Initiative vor, die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Kreis Temesch zu lenken und eine gesunde, informierte Generation zu unterstützen. „Ausgehend von diesen Bedürfnissen und dem Wunsch, die gesamte lokale Gemeinschaft zu unterstützen, startet nun die Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz Temesch die Informationskampagne zum Thema ´Die Zukunft sind sie!´, die während des gesamten Schuljahres 2024-2025 in Bildungseinrichtungen im Verwaltungskreis Temesch sowie in familienähnlichen Heimen und Zentren innerhalb der Struktur zugelassener privater Organisationen stattfinden wird. Die Kampagne wird aber das ganze Jahr 2025 über junge Frauen informieren und so versuchen zu verhindern, dass Mädchen im Teenager-Alter schon Mutter werden“, so Smaranda Marcu, Oberinspektorin der DGASPC Temesch.
Das Motto der Kampagne ist „Gib die Kindheit nicht zu früh auf! Du wirst Zeit haben, erwachsen zu werden...“ und unterstreicht die Problematik dieses Phänomens. „Die Geburt eines Kindes im Teenager-Alter ist ein traumatisches Erlebnis für die gesamte Familie. Nehmen wir als Beispiel den Fall der genannten 14-Jährigen aus Lugosch, die die Schwangerschaft verborgen hat und alleine das Kind zur Welt gebracht hat. Ein Kind, das ein Kind unbeaufsichtigt zur Welt bringt, hat ein Trauma fürs Leben“, sagt die Psychotherapeutin Liliana Ghibea, Mitglied im Diamond Lions Club.
Bei den Treffen mit den Jugendlichen werden innerhalb der Kampagne wichtige Aspekte angesprochen – Einzelheiten über den Beginn des Sexuallebens, Verhütungsmethoden, die Auswirkungen einer ungewollten Schwangerschaft auf die gesamte Familie und auf das soziale Leben. „In jungen Jahren Eltern zu werden bedeutet Verantwortung, Druck, Stress, Isolation, junge Eltern haben nur wenige Möglichkeiten, noch die Schule zu besuchen, ihre Ausbildung fortzusetzen oder Freunde zu treffen“, setzt die Psychotherapeutin fort. Somit müssen die Jugendlichen informiert sein, damit sie eine vorsichtige und verantwortungsbewusste Haltung einnehmen können, um mögliche Fehler zu vermeiden. „Sie müssen wissen, wie sie sich schützen und eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden können. Wenn eine junge Person schwanger wird, sollte sie sich aller Möglichkeiten bewusst sein, die ihr offen stehen. Es ist wichtig, dass die jungen Menschen wissen, dass sie nicht allein sind, und dass sie ihre Familie, Freunde, Lehrer und Fachleute um Hilfe bitten können“, schließt Smaranda Marcu, vom Sozial- und Kinderschutzamt Temesch.
Dieses Thema wird von Spezialisten der DGASPC Temesch auch bei den wöchentlichen Treffen mit den Schülern der Schulen, die an dem vom Präfekten des Kreises Temesch initiierten Projekt „Deine Schule in Sicherheit“ teilnehmen, behandelt.