Solar-Warmwasser und -Heizung für Caritas-Sozialprojekte

Fachleute aus Deutschland überprüfen selbstgebaute Solarkollektoren

Bau einer Solaranlage in Bakowa. Die Fachleute vom Verein für ökologisches Bauen Leipzig stehen den Rumänen mit Rat und Tat zur Seite.

Das Altenpflegeheim Hl. Johannes in Bakowa ist mit Sonnenkollektoren ausgestattet. Von Mai bis November sind Wärme und Heizung aus der alternativen Energiequelle gesichert. Fotos: Caritas Temeswar

Es war 2007, als Dipl.-Ing. Lutz Unbekannt vom Verein für ökologisches Bauen aus Leipzig nach Rumänien kam, um auf der Pater-Paulus-Obdachlosenfarm des Caritas-Verbands der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar/Timi{oara die ersten Solarkollektoren errichten und anbringen zu lassen. Das Projekt kam mit Unterstützung der Urbis Foundation aus München zustande. Die zwölf Sonnenkollektoren, die damals in Bakowa/Bacova, rund 30 Kilometer von Temeswar entfernt, installiert wurden, stellten den Beginn einer fruchtbaren deutsch-rumänischen Zusammenarbeit im Solarenergiebereich, die bis heute andauert, dar. Dank der großzügigen Unterstützung der Urbis Foundation, einer Stiftung für Umwelt und internationale Solidarität, die Umweltprojekte weltweit unterstützt, konnten Solaranlagen in mehreren Caritas-Sozialeinrichtungen montiert werden, was die jährlichen Warmwasser- und Heizungskosten um ein Vielfaches senkt. Auf weitere Unterstützung aus Deutschland hofft Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün auch in Zukunft.

Solaranlagen sind in der heutigen Zeit von großer Bedeutung – sowohl für die Gesellschaft, als auch für die Umwelt. Sie sind eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle, die dazu beiträgt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und den Klimawandel einzudämmen. Einer der wichtigsten Vorteile von Solaranlagen ist ihre Fähigkeit, saubere Energie mit Hilfe des Sonnenlichts zu erzeugen. Diese Energie kann beispielsweise zur Warmwasseraufbereitung oder zur Stromversorgung von Häusern, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen genutzt werden, ohne dabei schädliche Emissionen zu verursachen. Dies reduziert nicht nur die Abhängigkeit der Menschen von fossilen Brennstoffen, sondern trägt auch dazu bei, die Luftqualität zu verbessern und die Gesundheit zu schützen. 

Die Sonnenkollektoren, die im Laufe der vergangenen 16 Jahre in den Caritas-Sozialeinrichtungen in Westrumänien angebracht wurden, stammen aus der betriebseigenen Selbstbaustation in Bakowa. In Sachen „Sonnenkollektoren“ war die Caritas Vorreiter im Banat. Die betriebseigene Werkstatt wurde 2008 mit Unterstützung der Fachleute vom Verein für ökologisches Bauen Leipzig ins Leben gerufen – die Urbis Foundation unterstützte das Projekt finanziell. Ungefähr 85 Kollektoren wurden in der Werkstatt in Bakowa hergestellt und an verschiedenen Einrichtungen angebracht – das entspricht einer installierten Fläche von ungefähr 200 Quadratmetern, wie Lutz Unbekannt informiert. „Wir bauen das immer mit den Beteiligten auf. Das Besondere ist, dass wir seit 1995 eine mobile Werkstatt in Leipzig besitzen – wir können alle Werkzeuge bzw. Materialien auf einen Wagen verladen und zu den Interessenten hinfahren, um dort alles gemeinsam aufzubauen“, erklärt Lutz Unbekannt. Auf der Farm in Bakowa waren beim Aufbau der Sonnenkollektoren auch einstige Obdachlose beteiligt – die Farm, ein Vorzeigeprojekt der Caritas, bietet Obdachlosen nicht nur eine Unterkunft, sondern auch einen bezahlten Arbeitsplatz.   

In Bakowa wurden Sonnenkollektoren sowohl auf der Pater-Paulus-Farm als auch im Johannes- und Franziskus-Haus für chronisch kranke Senioren sowie am Gebäude der Kindertagesstätte angebracht. Darüber hi-naus sind mehrere Caritas-Einrichtungen in Temeswar mit solchen Anlagen ausgestattet, u.a. das einstige Kinderheim im Freidorf-Viertel, das Hospiz für Palliativkrankenpflege „Haus der göttlichen Barmherzigkeit“, das „Pater Jordan“-Nachtasyl für Obdachlose, das Frauenhaus für die Opfer häuslicher Gewalt und das Elisabethstädter Salvatorianer-Kloster. Da die Sozialstation in Nadrag in ein anderes Gebäude umziehen musste (die ADZ berichtete), wurde die dortige Solaranlage abmontiert und ebenfalls zur Farm nach Bakowa befördert, wo sie am Verwaltungsgebäude montiert wurde. Dies taten die beiden Fachleute vom Verein für ökologisches Bauen aus Leipzig, Lutz Unbekannt und Helmut Thoma, bei ihrem jüngsten Besuch Ende August im Banat. 25 Jahre lang waren die beiden Ingenieure im Vorstand des Leipziger Vereins, bei der Bearbeitung von Energieprojekten und an der Entwicklung von Sonnenkollektoren beteiligt. Ihr Wissen gaben sie jährlich auch an die Rumänen weiter, denn oft, wenn sie ins Banat reisten, hielten sie Kurse über Solartechnik  an der Deutsch-Rumänischen Stiftung in Temeswar. Der Verein bietet auch in Deutschland Selbstbaukurse für die Herstellung von Sonnenkollektoren an. Mit Hilfe des Vereins wurden in vielen Schulen Leipzigs, Sachsens, Sachsen-Anhalts, aber auch im privaten Bereich in ganz Deutschland Solarkollektoranlagen im Selbstbau zur Warmwassererzeugung und Heizungsunterstützung erbaut.

Bei ihrem jüngsten Besuch im Banat schauten sich Lutz Unbekannt und Helmut Thoma alle Solarkollektoren der Caritas ganz genau an. Dass sie pandemiebedingt nicht ins Banat reisen konnten, um diese Anlagen regelmäßig zu prüfen, hatte Folgen. „Alle Anlagen sind zwar betriebsbereit und funktionieren, doch sie müssten schon regelmäßig kontrolliert und gewartet werden“, erklärt Lutz Unbekannt. Zwei Caritas-Mitarbeiter sind für die Anlagen zuständig, doch diese müssen auch viele andere Aufträge durchführen. Deswegen sei es für diese beiden schwer, alle Sonnenkollektoren zu warten, sagt Lutz Unbekannt. „Die Kollektoren müssten jährlich gewartet werden und, falls etwas nicht richtig funktioniert, müsste das repariert werden. Dafür war die finanzielle Unterstützung seitens der Urbis Foundation unentbehrlich“, erklärt Caritas-Leiter Herbert Grün. „Die Sonnenkollektoren sind für uns sehr wichtig, weil wir dadurch die Heiz- und Warmwasserkosten von Mai bis November einsparen“, fügt er hinzu. Fakt ist: Es lohnt sich, Sonnenkollektoren für die Warmwasseraufbereitung und Heizung im Banat zu verwenden. Allgemein gibt es in Rumänien etwa 30 Prozent mehr Sonnenlicht als in Deutschland. „450 kWh je Quadratmeter und Jahr kann so ein Kollektor im Banat liefern“, erklärt Lutz Unbekannt. 

Solaranlagen sind darüber hinaus eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Energiewende. Indem die Menschen auf erneuerbare Energien wie Solarenergie setzen, können sie den Übergang zu einer nachhaltigeren Energieversorgung unterstützen. „Wir sind dankbar, dass wir so lange diese Unterstützung seitens der Urbis Foundation erhalten haben und wir würden uns freuen, wenn die Stiftung das Projekt mindestens noch für nächstes Jahr unterstützt, denn es gibt noch eine Menge zu tun in Westrumänien“, sagt Lutz Unbekannt. Darauf hofft auch Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün. „Wir benötigen weiterhin das Know-How der Fachleute aus Deutschland“, betont er.