Stadtplanung in Rumänien mit deutschem Know-how

Das Architektur- und Stadtplanungsbüro Planwerk in Klausenburg entdeckt vergessene Orte

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Planwerk: Information und Bürgerbeteiligung.

Museumsplatz in Klausenburg: Simple Eingriffe machen verlorengegangenes Potenzial der Kernstadt wieder nutzbar.
Foto/Bildquelle: Planwerk GmbH

Seit 2002 engagiert sich das deutsch-rumänische Kooperationsbüro Planwerk in Stadtplanungs- und Architekturprojekten in ganz Rumänien. Dass eine solche kulturenübergreifende Arbeit möglich ist, ist vor allem Franz Ullrich und Michael Buck zu verdanken. Als junger, engagierter Student der Architektur und Stadtplanung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) setzte sich Ullrich 1997 für ein Stipendiatenprogramm ein, das jährlich einem rumänischen Nachwuchsarchitekten ein Studium an der HfbK ermöglicht. Ein Jahr später erwarben er und Buck in Tóttelek/Tăutelec in der Nähe von Großwardein/Oradea ein Bauernhaus und gründeten die Sommerakademie „Summer School“, ein Stipendiatenprogramm, das den Austausch zwischen deutschen und rumänischen Studenten fördern soll. Zusammen mit Dozenten der HfbK sowie der Technischen Universität Klausenburg/Cluj wird dort an einer Wiederentdeckung „vergessener Orte der Stadt Klausenburg“ gearbeitet und diese ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückgeholt.

Aus dem dabei gebildeten Netzwerk entstand 2002 das Planwerk Büro, eine Ideenwerkstadt für Stadtplanung und Architektur in Klausenburg, die mit deutschem Know-how und Feingefühl für die rumänische Kultur Projekte im ganzen Land durchführt.

Benjamin Kohl, Architekt und Stadtplaner der zweiten Generation bei Planwerk, weiß bei der Arbeit des Büros vor allem den deutsch-rumänischen Austausch zu schätzen: „Der Wissenstransfer ist sehr wichtig. Beide Teile können voneinander lernen. Auf der einen Seite stehen deutsche Spezialisten und deutsches Know-how, auf der anderen Seite lernen und lehren wir durch unsere Positionierung in Rumänien über die Kultur und Eigenheiten des Landes.“

Inzwischen ist aus der Arbeitsgemeinschaft eine GmbH geworden und Planwerk zählt zu den wichtigsten Institutionen für Städtebau im Land. Auch als Ausbildungs- und Austauschort für deutsche und rumänische Architekturstudenten und -lehrende machte sie sich einen Namen. Viele der Architekten und Stadtplaner des Büros arbeiten auch als Lehrbeauftragte, beispielsweise an der Technischen Universität Klausenburg.

Dabei ist den Mitarbeitern des Büros vor allem nachhaltiges Planen und ein öffentliches Verständnis für ihre Arbeit wichtig. „Stadtplanung arbeitet oft mit einem sehr wissenschaftlichen Jargon. Wir möchten unsere Arbeit durch Klarheit in allen Details öffentlich zugänglich machen. So finden Rundtischgespräche und Öffentlichkeitsarbeit statt“, erklärt Benjamin Kohl. Da Stadtplanung oft sehr abstrakt ist und sich vor allem mit der Gesamtplanungen und der Reglementierungen von Stadtraum auseinandersetzt, versucht die Planwerk GmbH, die erarbeiteten Konzepte direkt in kleinen und großen Projekten im öffentlichen Raum umzusetzen und so „die zukünftige Nutzung bausteinartig in ein Gesamtbild einzufügen, das auch im unvollendeten Zustand funktioniert“. Der Bürger erkennt so beispielsweise am neu gestalteten Marktplatz in Klausenburg, was mit dem gesamtheitlichen Konzept erzielt werden soll.

Außerdem bleibt der Einzelne in der Planung nicht außen vor. „Es mangelt an nichts mehr als an Kommunikation und Informationsaustausch“, beschreibt das Büro die Situation in Rumänien und versucht, den Bürger sowie die Institutionen so weit wie möglich in die Konzeption einzugliedern. „Wir kommunizieren jeden Schritt, laden alle ein und gehen überall hin. Dabei versuchen wir, immer freundlich und bescheiden zu sein, aber dennoch beharrlich. Wir verbergen nichts und liefern so unseren Beitrag, der Stadt neue Ansichten zu geben.“

Noch bis zum 11. Dezember ist eine Zusammenfassung der Arbeiten von Planwerk in Klausenburg und Hermannstadt/Sibiu in der Ausstellung „Auslandsbeziehungen – Junge Architekten aus Deutschland“ des ifa-Instituts im Bukarester Museum für zeitgenössische Kunst (MNAC) zu sehen.