Städtischer Bebauungsplan sorgte für heftige Diskussionen

Fachleute und Bewohner nahmen an öffentlicher Debatte teil

Dieses Gebäude beherbergte bis 2013 das Kunstlyzeum. Die Temeswarer Architekten fordern den Erhalt des historischen Baus, nicht nur der Fassade. Foto: Zoltán Pázmány

Der städtische Bebauungsplan (PUZ) des Geländes, auf dem sich zurzeit die Gebäude des ehemaligen Kunstlyzeums und des Temescher Kreisschulamtes befinden, ist vor Kurzem erneut in den Mittelpunkt der Gespräche gerückt. Diesmal in einer öffentlichen Debatte am 13. November im Rathaus von Temeswar, veranstaltet zu einer Uhrzeit, zu der im Privatsektor Arbeitende nicht haben anwesend sein können (14 Uhr) – die dritte zu diesem Thema in den vergangenen Jahren. Diese Debatte fand statt, nachdem Ende Oktober die Kommunalräte über den neuen PUZ hätten abstimmen müssen. Dieser sollte eigentlich in der Stadtratssitzung genehmigt werden, doch das Projekt wurde vertagt, nachdem der Bürgermeister Nicolae Robu feststellte, dass einige Stadträte das Projekt überhaupt nicht durchgelesen hatten. Dies geschah aber auch infolge der öffentlichen Kritik seitens der Temescher Filiale des Architektenordens (OART), deren Vertreter schon bei der öffentlichen Debatte vom vergangenen Jahr Änderungen vorgeschlagen hatten, die aber bei der Erarbeitung der Letztfassung des PUZ in unmittelbarer Rathausnähe gar nicht in Betracht gezogen wurden.

Auch der USR-Kandidat für das Bürgermeisteramt Temeswar/Timișoara, der Bundesdeutsche Dominic Samuel Fritz, hatte die Vorhaben der Kommunalverwaltung öffentlich kritisiert und zusammen mit mehreren Parteimitgliedern sowohl der Stadtratssitzung im Rathaus, als auch der darauffolgenden öffentlichen Debatte beigewohnt. Im Sozialnetzwerk „Facebook“ hatten die Beiträge der USR für Diskussionen gesorgt, mehrere Internetnutzer beschlossen, die Temeswarer Stadträte anzuschreiben und von ihnen zu fordern, nicht für das Projekt zu stimmen. Für Dominic Samuel Fritz ist es wichtig, dass das bebaute historische Erbe erhalten bleibt und die Stadtteile intelligent entwickelt werden, ohne „im Namen der Modernisierung“ zerstört zu werden.

Das Immobilienentwicklungsprojekt eines Privatinvestors aus Klausenburg/Cluj-Napoca sieht unter anderem für das Gelände des ehemaligen Kunstlyzeums vor, dass hier drei unterirdische Parkhäuser mit je 450 Plätzen sowie ein Belvedere-Turm mit einer Höhe von 47 Metern errichtet werden. Die anderen Gebäude, die hier gebaut werden sollen, sollen bis zu 26 Meter hoch sein. Ein öffentlicher Platz an der Kreuzung der Straße des 20. Dezembers 1989 mit dem C.D.Loga-Boulevard ist ebenfalls geplant.
Am 26. September 2018 hatte im Rathaus Temeswar eine öffentliche Debatte zum PUZ des in der Innenstadt gelegenen Geländes stattgefunden. Schon an dieser Debatte hatten sich Vertreter der Architektenordens beteiligt und fachmännische Bemerkungen und Änderung zum ursprünglichen Plan eingereicht. „Wir beobachten, dass leider keine einzige der OART-Bemerkungen in der endgültigen Fassung der Dokumentation, die dem Stadtrat zur Genehmigung vorgelegt wird, angenommen wurde, auch kein einziger Blickpunkt der anderen Beteiligten an der öffentlichen Debatte wurde berücksichtigt“, hießt es seitens des Architektenordens in einer öffentlichen Stellungnahme Ende Oktober.

Die OART-Vertreter hatten mehrere Probleme des neuen PUZ hervorgehoben. Unter anderem die viel zu dichte Bebauung des Geländes und die teilweise Zerstörung des historischen Gebäudes des Kreisschulamtes, ein Werk des Architekten László Székely, welches in ein größeres Gebäudeensemble integriert werden sollte, allerdings nach vorheriger Abtragung des Daches. Die Temeswarer Architekten plädierten und plädieren weiterhin für die Beibehaltung des Gebäudes des Kreisschulamtes in seiner ursprünglichen Form, was auch für das Gebäude des Kunstlyzeums gelte. Auch bemerkten die Architekten, dass die Höhenregelung für die im PUZ geplanten Gebäude bedenklich sei. Stadtarchitekt Sorin Ciurariu erklärte in der Stadtratssitzung, in der das Projekt hätte genehmigt werden müssen, dass die Höhe der geplanten Bauten seiner Ansicht nach nicht für ein Ungleichgewicht sorgen würde, zumal nach der öffentlichen Debatte vom vergangenen Jahr einige Anpassungen vorgenommen worden seien. In der jüngsten öffentlichen Debatte klagten einige Bewohner darüber, dass die Gegend eh schon sehr dicht bebaut sei.

Das Gebäude, in dem bis vor wenigen Jahren noch das Kunstlyzeum im Betrieb war, wurde 1919 als Israelitisches Gymnasium gebaut. Seit 2016 gibt es Diskussionen zwischen dem Bürgermeisteramt, dem Eigentümer, dem OART und der Zivilgesellschaft über die städtebauliche Nutzung der Fläche gegenüber dem Rathaus. Auf einem 400 Quadratmeter großen Gelände, das der Stadt durch den Eigentümer frei zur Verfügung gestellt werden soll, soll eine zusätzliche Fahrspur entstehen, erklärte der USR-Bürgermeisterkandidat auf Facebook das vermeintliche Interesse der Stadtverwaltung daran, das Projekt in seiner bestehenden Form umzusetzen.
Die bei der öffentlichen Debatte Anwesenden betonten erneut, dass eine weniger dichte Bebauung des Grundstücks und der Erhalt der historischen Gebäude unentbehrlich seien. Bleibt abzuwarten, ob die für das Projekt Zuständigen und die Entscheidungsträger im Rathaus diese Bemerkungen überhaupt beachten werden.