Viel Freude und gute Stimmung in Lippa

„Kerwei“ macht Rückkehr zur Tradition möglich

Hilfe bei der Bock-Versteigerung kam von Tiberiu Palikucsan aus Rekasch und dem Lippaer Attila Dobai.

Kirchweihgottesdienst in der Lippaer Kirche zum Heiligen Nepomuk: Dem Hauptzelebranten Andreas Reinholz stand Pfarrer Ioan Cădărean zur Seite. Fotos: Ioan Ciocan

Gruppenfoto vor der römisch-katholischen Kirche: in der Mitte die deutsche Konsulin Regina Lochner und der Lippaer Bürgermeister Florin-Fabius Pera; ganz rechts im Bild steht Kirchweihvater Edwin Zaban.

Vortänzer Thomas Unterweger trägt den Kirchweihspruch vor.

Nachdem im vergangenen Jahr in Lippa/Lipova erstmals wieder nach jahrelanger Pause ein banatschwäbisches Kirchweihfest veranstaltet wurde, war es Anfang September nun wieder soweit: In der Kleinstadt im westrumänischen Verwaltungskreis Arad, die heute rund 10.000 Einwohner zählt, standen die Deutschen im Mittelpunkt des Geschehens. Das Lippaer Kirchweihfest ermöglichte den Feiernden eine Rückkehr zur Tradition – und zeigte einmal mehr, dass die deutschen Sitten und Bräuche weiterleben. 

Eigentlich verbindet man in Westrumänien direkt den Kirchweihgottesdienst, den Trachtenumzug, den Kirchweihball, usw. mit dem Wort „Kirchweih“ – in schwäbischer Mundart: „Kerwei“. Dies ist natürlich auch richtig, aber in Lippa, da hat die Kerwei-Feier schon am Freitag, den 1. September, begonnen. Nach dem gewöhnlichen Abendgottesdienst in der Lippaer Pfarrkirche, die dem Heiligen Nepomuk, dem Schutzpatron des Banats, geweiht ist, lud Pfarrer Ioan Cădărean zur „Ausgrabung der Kerwei“ ein. Wie es der Brauch vorsieht, wurde am Vorabend des Kirchweihfestes die „Kerwei“ ausgegraben. Es geht dabei um eine Weinflasche mit vielen geschmückten Schleifen daran, die die Kirchweihpaare beim Umzug durch den Ort tragen. Dieses Ereignis fand in einem kleineren Kreis statt, aber die Stimmung war schon fast wie bei der „Kerwei“. Die Ausgrabung führte - unter der strengen Aufsicht der Tänzer vom Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ und der anwesenden Gäste - Thomas Unterweger durch, der in diesem Jahr zusammen mit Narcisa Bobic das Vortänzerpaar bildete. Anwesend waren auch Kirchweihvater Edwin Zaban, wie auch Anette Unterweger von der Tanzgruppe „Banater Kranz“, die sich in der Organisation des Festes aktiv eingebracht hatten. Den Abend prägte eine sehr gute Stimmung des Beisammenseins und der Freude, da man schon sehr aufgeregt wegen des nächsten Tages, an dem das Kirchweihfest stattfinden sollte, war.

Am Samstag, den 2. September, ging es recht früh los. Am Morgen trafen die Jugendlichen des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“ und die Gruppe „Banater Kranz“ bei der deutschen Schule in Lippa ein. Nach den Trachtenpaaren kamen auch die Rekascher Musikanten in Lippa an. Alle bereiteten sich auf das große Fest vor.

Um Punkt 10 Uhr startete der Kirchweihzug. Die Trachtenpaare des Jugendtrachtenvereins „Banater Rosmarein“, alle in Lippaer Tracht, zusammen mit den Paaren des „Banater Kranzes“ und mit den Rekascher Musikanten, angeführt von zwei Kinderpaaren aus Lippa, machten sich auf den Weg von der Kirche zum Ort, wo der Vortänzer mit seiner Tanzpartnerin auf den Kirchweihzug wartete. Begleitet von der flotten Musik der Rekascher Musikanten ging der Kirchweihzug los über die Ha{deu- und die Iancu-Jianu-Straße, um dann in der Matei-Corvin-Straße anzukommen, wo das Haus der Vortänzer steht. Dieses Jahr wartete das Vortänzerpaar bei Familie Zaban – Edwin Zaban, der Vorsitzende des deutschen Ortsforums in Lippa, war der Kirchweihvater. Nachdem alle willkommen geheißen waren, tanzten sie ein paar Tänze und die Kirchweihgesellschaft konnte ihre Kräfte stärken mit dem, was der Kirchweihvater vorbereitet hatte und anbot. 

Nach den Tänzen, der Stärkung und Erfrischung aller Beteiligten trug der Vortänzer den traditionellen Kirchweihspruch von Lippa von einer Leiter  aus vor. Wieso dieser auf eine Leiter stieg? Um die „Kirchweih“ - die schön geschmückte Weinflasche - am Haus des Vortänzerpaars, unterm Dachvorsprung, aufzuhängen. Damit war es noch sichtbarer, dass das Fest in vollem Gange war.

Vom Haus der Familie Zaban ging es weiter auf der Matei-Corvin-Straße, über die Stefan-cel-Mare-Straße, wo man dann schon vor der römisch-katholischen Kirche stand. Von dort ging es über die Hauptgasse Nicolae B²lcescu bis zum Bürgermeisteramt. Dort wurde die Kirchweihgesellschaft von Bürgermeister Florin-Fabius Pera, aber auch von Regina Lochner, der Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, erwartet. Traditionell wurden der Bürgermeister und die deutsche Konsulin zum Kirchweihfest eingeladen. Nach der Einladung folgten ein paar Tänze, bei denen das Vortänzerpaar jeweils mit dem Bürgermeister und mit der deutschen Konsulin tanzte. Natürlich waren auch alle anderen Paare der Gruppen „Banater Rosmarein“ und „Banater Kranz“ die ganze Zeit aktiv dabei.

Vom Bürgermeisteramt ging es zurück zur Pfarrkirche Hl. Johannes von Nepomuk. Hier wurde die Kirchweihmesse von Domkapitular Andreas Reinholz, Pfarrer in Maria Radna, gefeiert. Dem Gottesdienst wohnte die ganze Kirchweihgesellschaft bei – mit dabei war auch Johann Fernbach, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat. Die Trachtenpaare, aber auch die anderen Teilnehmer am Fest machten aus der Kirche ein lebendiges Gotteshaus, in dem Freude und Anerkennung an diesem Tag gefeiert wurden. Der Gottesdienst wurde in drei Sprachen zelebriert: Deutsch, Rumänisch und Ungarisch. Für die musikalische Gestaltung der Eucharistiefeier war der Ortskantor István Strenger zuständig, der mit einem kleinen, aber sehr lebhaften Chor die Heilige Messe nochmal zu einem einzigartigen Erlebnis machte, da auch einige alte Lieder, die man einst im Banat gesungen hatte und auch heute noch singt, erklangen. Die Live-Übertragung der Kirchweihmesse erfolgte über die Facebook-Seite der Diözese Temeswar.

Nach dem Gottesdienst folgten ein paar Tänze vor der Kirche. Ebenda wurde dann auch das inzwischen traditionelle Gruppenbild geschossen. Danach war es Zeit für das Mittagessen, das im Garten der Caritas Lippa angeboten wurde. Hier konnte man sich erneut stärken, aber auch ein wenig entspannen.

Um 17 Uhr ging es dann erneut vor der katholischen Kirche los. Die Trachtenpaare und die Musikanten, wie auch das gesamte Kirchweihvolk marschierten auf. Jetzt ging es über die Hauptgasse zum kleinen Park neben dem türkischen Basar und der orthodoxen Kirche, wo die Verlosung der Weinflaschen und des Bockes stattfand. Die Verlosung moderierte, wie schon im vergangenen Jahr, Robert Rus, souverän und mit viel Humor, zum Genuss der Gäste, Schaulustigen und Mitfeiernden. 

Bei der Verlosung ging es nicht nur um Wein und Bock, es ging natürlich auch um gute Laune, Musik und Tanz. Die Rekascher Musikanten erfreuten die Herzen aller Teilnehmenden mit ihrer Musik, während die Mitglieder der Ensembles das Tanzbein schwangen.  

Es war auch in diesem Jahr ein gelungenes Fest, das mit einem Kirchweihball im Kulturhaus der Armee endete. Bis in die späte Nacht hinein wurde gefeiert und getanzt, wie es sich für ein traditionelles, banatschwäbisches Kirchweihfest gebührt.

Am Tag nach der Kirchweih schien wieder fast alles wie üblich in Lippa, jedoch konnte man die Freude über das Fest bei vielen Mitbürgern immer noch spüren. Zusätzlich wurde in der Deutschen Sendung bei Radio Temeswar für das gute Gelingen des Kirchweihfestes durch Renate Pășcăcălău (geb. Unterweger) gedankt. Die Danksagungen gingen an Edwin Zaban - Kirchweihvater und Forumsvorsitzender, an Anette Unterweger und an Pfarrer Ioan Cădărean. Alle hatten sich schon Wochen davor so richtig ins Zeug gelegt, damit das Lippaer Kirchweihfest stattfinden konnte.

Redaktionelle Bearbeitung: Raluca Nelepcu