Was noch fehlt, wenn Geld da ist

Wenn zwei Seiten dasselbe wollen, sich drüber aber nicht einigen können…verfällt das „Kaiserbad“

Das dicke Spinnwebengeflecht an den trüben Fenstern des Kaiserbads spricht Bände über das Interesse aller Verantwortlichen - bis hin zum Ministerium für Kultur - für ein Kulturerbe, das einem in den Schoß gefallen ist. Fotos: der Verfasser

So sah der Nebeneingang zu den „Kaiserbädern“ aus, als der Autor sie zuletzt besuchte. Zwar ist der Zugang zum „Neptun“-Bad, wie die Bäder zu kommunistischer Zeit umgetauft wurden, gesperrt, doch auf eigenes Risiko kann man überall hinein.

Mit Bezug auf einen Beschluss des Stadtrats Herkulesbad vom 24./27. März 2018 fordert das Rathaus Herkulesbad im Namen der Kommunaladministration seinen Partner, den Verein „Locus“, auf, „so rasch wie möglich die versprochene (legale) juristische Lösung zu ermitteln und die Arbeiten zur Sicherung des anvisierten Objekts zu starten“. Was nebelhaft klingt, muss so gelesen werden: der hauptsächlich von Temeswarer Architekturstudenten und jungen -absolventen getragene gemeinnützige Verein „Locus“, der nach dem Einbruch des Dachs der Kaiserbäder eine Sammelaktion für deren Rettung durch Noteingriffe gestartet hatte, soll das gesammelte Geld schnellstmöglich zum Beginn der Bauarbeiten einsetzen, wie das mit dem Rathaus Herkulesbad ausgemacht wurde. Doch das ist nur die Oberfläche des Zanks.

„Unsere Institution bleibt für eine Zusammenarbeit in der ursprünglich ausgehandelten und von beiden Seiten angenommenen Variante offen“, heißt es seitens des Rathauses, „wozu es ein Protokoll der Zusammenarbeit gibt, das vom Stadtrat (...) genehmigt wurde. Wir (…) warten auf eine Antwort, die schnellstmöglich kommen sollte, weil jedes Hinausschieben zuungunsten des anvisierten Objekts ausgeht, was nicht auf unsere (...) ‘Nichtimplizierung’ zurückgeführt werden kann“.
Soweit bekannt, hat „Locus“ bisher 40.000 Euro durch seine Sammelaktion eingenommen, die Rettungsarbeiten der Kaiserbäder hätten am 15. Juli starten müssen. „Locus“ erklärte aber, dass ein Mitglied des Vereinsvorstands an der Junitagung des Stadtrats Herkulesbad teilnahm und diesem einen neuen Durchführungsvertrag vorschlug (ADZ berichtete), der ursprünglich auch die Unterstützung der Ratsherrn gehabt habe. Das Ganze sei an der juristischen Ausarbeitung des neuen Vertrags durch die Rechtsanwälte bisher gescheitert. Am 17. Juli trafen sich die Jungarchitekten und ihre Rechtsberater mit Bürgermeister Cristian Miclău (PNL) und den Herkulesbader Ratsherrn und deren Rechtsberater, um den neuen Vertrag einmal mehr zu besprechen. Die Rechtsberater des Rathauses zeigten wieder Bedenken und gaben nicht ihr Plazet für die Unterzeichnung. Der Streitpunkt aus Sicht der Ratsherrn: eine Unterzeichnung des neuen Vertrags käme in etwa einer Besitzüberantwortung der Immobilie, die zum rumänischen Kulturerbe gehört und von der Stadt verwaltet wird, an den Verein „Locus“ gleich – oder erwecke zumindest diesen Anschein. 

Das Problem des Vereins „Locus“: wenn sie das bisher gesammelte Geld, wie von Herkulesbad gefordert, einfach der Stadt überweisen, übertreten sie das Versprechen, dass sie gegenüber ihren Geldgebern und Spendern gemacht haben. In einem Gegenkommuniqué schreibt „Locus“: „Wir haben bereits im Mai d.J. dem Rathaus eine legale Lösung vorgeschlagen: Die Bauarbeiten werden durch eine autorisierte Firma unter der Regie des Rathauses direkt ausgeführt und wir bezahlen alles aus dem gesammelten Fonds des Vereins und führen die Bauaufsicht. Damit wäre Herkulesbad finanziell nicht direkt impliziert. Herkulesbad besteht darauf, dass das von uns gesammelte Geld vorher der Stadt geschenkt wird. (…) auch das wäre eine legale Variante, ist aber praktisch nicht kompatibel mit der Lage, in der wir uns als Spendenempfänger befinden. Zudem haben wir dazu nicht die Genehmigung unserer Geldgeber. Wir haben deshalb dem Rathaus Herkulesbad vorgeschlagen, die Arbeiten zur Gänze unter unserer Regie und mit unserem Geld durchzuführen – was mit Vorbehalten zur Kenntnis genommen wurde. Das sei ‘nicht legal’. Aber welches die rechtlichen Hürden konkret sind, (...) ist nie angegeben worden. Und: es gäbe keine Präzedenzfälle.“ 

„Locus“ hat dem Verwaltungsapparat der Stadt durch seine Vertreter erklärt, dass eine Geldschenkung, neben allen Bedenken, die man habe, auch hieße, dass die Stadt ins langwierige Ausschreibungsverfahren für die Bauarbeiten eintauchen müsste, was unter Umständen so lange dauern könnte, bis das Kaiserbad ganz verfällt. Bürokratie, lang hingezogene Prozedere und das Risiko, dass das Angebot einer „Phantomfirma“ auftaucht, hinter dem nichts steckt als Geld-Kassieren für fehlende Dienstleistungen – diese drei Dinge wolle man vermeiden.

„Obwohl unser Angebot seit mehreren Monaten (...) vorliegt, haben wir immer noch kein konstruktives Feedback darauf. Sie wollen die gesamte Verantwortlichkeit für das Gelingen des Vorhabens (...) auf uns abwälzen. (...). Wir hoffen immer noch, dass auch die Verantwortlichen aus Herkulesbad an unseren gemeinsamen Zweck glauben und in dieser Richtung mit uns zusammenarbeiten.“ So schließt „Locus“ seine Stellungnahme.
Die „österreichischen kaiserlichen Bäder“ wurden 1883-1886 gebaut und nutzten schweflige Thermalwässer, die im Cerna-Tal aus rund 1000 m Tiefe mit unterschiedlichen Temperaturen hochkommen. Die ersten Kurbäder hatten hier die Römer („Ad aquas Herculi sacras ad Mediam“) errichtet, die im 18. Jahrhundert durch den habsburgischen General Hamilton freigelegt und wieder als Kurbad zugänglich gemacht wurden. Im vergangenen Winter war ein Teil des Dachs der Kaiserbäder, die seit 2003 nicht mehr genutzt wurden, unter der Schneelast eingestürzt, was Rettungsmaßnahmen des Vereins junger Architekten auslöste.