„Wenn man etwas haben will, muss man es selbst machen“

Christian Töpfer gründete einen Verein für Jugendliche, um deutsche Traditionen zu vermitteln

Bukarest ist um einen Verein für Jugendliche reicher – am 15. Januar wurde das „Deutsche Jugendforum der Region Altreich“ offiziell eingetragen. Christian Töpfer, eines der drei Gründungsmitglieder, sprach mit der ADZ über die ersten Schritte nach der Gründung, zukünftige Projekte und wie deutsche Traditionen vor dem Vergessen bewahrt werden können. Die Fragen  stellte Elisa Werner.

Herr Töpfer, warum haben Sie sich dazu entschlossen, einen deutschen Verein für Jugendliche in Bukarest und Umgebung zu gründen?

Das bisherige Jugendforum in Bukarest war eher eine lose Gemeinschaft von Studenten, aus der nie ein eingetragener Verein wurde, da, sobald das Berufsleben anfing, alles wieder auseinander ging. Die Menschen störte es schon seit längerer Zeit, dass in dieser Richtung aktiv nichts passiert. Auch ich als Vater zweier Kinder bin auf das Problem gestoßen, dass für die deutschen Jugendlichen nicht viel auf Deutsch geboten wird. Ich erkundigte mich beim Forum Altreich und wie es eben in Rumänien oft der Fall ist, wenn man etwas haben will, muss man es selber machen. Also habe ich den Verein gegründet, um einen offiziellen Rahmen zu schaffen.

Was ist das Ziel des Deutschen Jugendforums der Region Altreich?

Das Hauptziel ist es, die deutschen Traditionen, die wie ein Wunder innerhalb vieler Jahrzehnte bestehen konnten, nicht verloren gehen. Zu meiner Schulzeit gab es natürlich noch viel mehr Deutsche und so waren die ganzen Traditionen noch ganz gut am Leben. Es gab viele kulturelle Veranstaltungen, die aber heute ganz ausgefallen sind – selbst im Schillerhaus, das schon seit Jahrzehnten als das Haus der Deutschen Minderheit in Bukarest bekannt ist. Die kulturellen Tätigkeiten wollen wir wiederherstellen und dafür sorgen, dass die deutschen Traditionen nicht in Vergessenheit geraten.

Nun wurde der Verein gerade erst ins Leben gerufen – was ist jetzt zu tun?

Das Urteil zur Gründung habe ich bereits abholen können – wir sind nun rechtlich voll gegründet und tatbereit. Nun wird die erste Vorstandssitzung abgehalten. Zudem wollen wir eine Aufnahme in die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien e. V.“ (ADJ) erreichen. Wir haben schon einige Projekte mündlich vorbereitet und wollen diese in die Tat umsetzten.

Was für Projekte sind denn bereits für das Deutsche Jugendforum der Region Altreich geplant?

Zu den geplanten Projekten gehören eine Theatergruppe, die Stücke in deutscher Sprache vortragen wird, sowie eine Tanzgruppe. Zudem wollen wir Kurse für Blockflöte und Malkurse organisieren. Ferner stehe ich mit Herrn Vincent Grüger, einem deutschen Komponisten, der in Rumänien tätig ist, in Kontakt. Mit ihm wollen wir Konzerte mit erzieherischem Charakter für Kinder und Jugendliche veranstalten. Dabei sollen bekannte Musikstücke erläutert und verschiedene Instrumente vorgestellt werden.

Wo werden diese Projekte stattfinden und wie werden sie finanziert?

Das Schillerhaus, wo wir auch unseren Vereinssitz haben, stellt uns gegen Bezahlung Räume zur Verfügung. Glücklicherweise sind sie da relativ flexibel und wollen nur einen Prozentsatz der Einnahmen aus den Veranstaltungen und berechnen keine Festgebühren. Die Projekte versuchen wir aus unterschiedlichen Quellen zu finanzieren. Die Mal­ und Blockflötenkurse werden freundlicherweise von der Deutschen Botschaft in Bukarest finanziert, die Details werden noch geklärt. Zudem gibt es Staatshaushaltsgelder, die für Tätigkeiten der Deutschen Minderheit bereitgestellt werden und an die ADJ fließen, mit der wir in Kontakt treten werden, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Parallel dazu versuchen wir zu werben und den Verein über private Quellen oder Sponsoren zu finanzieren. Einen kleinen Teil werden auch die Mitgliederbeiträge ausmachen, die ich allerdings minimal halten möchte. Wir müssen schauen, wie wir mit den beschränkten Mitteln, die Jugendliche für gewöhnlich haben, trotzdem etwas für sie organisieren können!

In ganz Rumänien gibt es deutsche Jugendforen. Sind Kooperationen mit ihnen geplant?

Wir haben bereits Kontakt zu den anderen Jugendforen aufgenommen, auch wenn dies nicht immer glatt lief. Wir wollen auf jeden Fall mit ihnen zusammenarbeiten und aus ihren Erfahrungen lernen. Vielleicht gelingt es uns, aufgrund unseres Standorts sogar den fehlenden Kontakt zwischen der ADJ und der Deutschen Botschaft herzustellen.

Was wird getan, um das Interesse für den Verein bei den Jugendlichen zu wecken?

Als wir ankündigten, ein Jugendforum zu gründen, hat sich das durch Mundpropaganda schnell herumgesprochen und ist bereits auf großes Interesse, beispielsweise beim Goethe Kolleg und bei Studenten, gestoßen. Und wir haben auch eine Gruppe von etwa 20 Jugendlichen, die schon früher regelmäßig zusammengekommen ist. Zudem haben wir den Kontakt mit der Schulleitung des Goethe Kollegs aufgenommen, sodass wir dort eventuell eine Tafel aufstellen können, um den Verein bekannt zu machen. Auch im Schillerhaus planen wir eine Tafel aufzustellen. Eine Website gibt es bisher nur im Miniformat – es ist eher ein Platzhalter. Bisher stehen auf www.jugend.ro nur unsere Kontaktdaten, das müssen wir nun ausweiten.

Darf jeder Mitglied im Deutschen Jugendforum  werden?

Generell kann jeder Mitglied werden, der über 18 Jahren alt ist. Kinder unter 14 Jahren brauchen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern. Es kann sich ansonsten jeder in unseren Verein einschreiben lassen, der an unseren Projekten teilnehmen oder das Ganze unterstützen will. So können auch interessierte Eltern oder Erzieher Mitglieder werden, womit wir den Verein weiter aufbauen können.

Was denken Sie, wie viele Mitglieder könnte der Verein nächstes Jahr haben?

 Ich bin überzeugt, dass der Verein auf großes Interesse stoßen wird. Die Demografie spricht für uns – es gibt viel mehr Jugendliche als alte Leute. Wenn es rund 2000 Schüler am Goethe Kolleg gibt, hoffe ich, dass wir mindestens 1000 Mitglieder erreichen werden. Ob das in einem Jahr passieren wird, kann ich nicht sagen, schließlich hängt es auch davon ab, wie viel wir  herumsprechen und wie viel wir auf die Beine stellen können. Aus meiner Erfahrung gibt es genug Interesse, sowohl von Deutschen als auch Rumänen, die an der deutschen Kultur interessiert sind oder wollen, dass ihr Kinder die Sprache lernen. Wir befinden uns kurz nach der Geburtsstunde des Vereins, auf Kindesbeinen. Aber wir haben viel vor, was wir schon bald umsetzen möchten.

Herr Töpfer, vielen Dank für das Gespräch.