Wenn Tagestouristen in die Schulerau fahren

Neue Zufahrt von Bartholomae im Gespräch

Die vorgeschlagene Straßenvariante (in der Karte gelb eingezeichnet) verbindet den Westen Kronstadts mit dem „neuen Schulerauweg“, also der DN 1 E.
Grafik: brasovcity.ro

Blick vom Schuler-Hang auf Hotels der Schulerau
Foto: Wikimedia

Die Schulerau/Poiana Brașov gilt als einer der bekanntesten und auch beliebtesten Skiorte des Landes. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte des rumänischen Wintersportes, vor allem was alpinen Skilauf, aber auch Skispringen betrifft. 

Skisprungschanze und Bobbahn sind zwar verschwunden, aber das Skigelände wurde erweitert. 1951 fanden dort (damalige Bezeichnung: Poiana Stalin) die Winterspiele der Studenten statt; vor bald zehn Jahren (2013) war die Schulerau einer der Austragungsorte der olympischen Winterspiele der europäischen Jugend; für eine der nächsten Auflagen der olympischen Winterspiele der Weltjugend will sich die Schulerau erneut bewerben.

Es wird zu viel gebaut

Was weniger bekannt ist, ist der Status dieses Wintersportzentrums als Kronstädter Stadtviertel. Die Zahl der Kronstädter, die dort ihren ständigen Wohnsitz haben, müsste gering sein, fast alle der im Gastgewerbe Beschäftigten sind Pendler. Dennoch wurde nach 1989 in der Schulerau viel gebaut, der Druck auf Landschaft und Umwelt steigt. Es wird weiter geplant und gebaut. Das Skigelände, das der Stadt Kronstadt gehört und von ihr verwaltet wird, soll in Richtung Rosenau/Râșnov erweitert werden. 

Unlängst wurde ein Antrag für den Bau eines klosterähnlichen Erholungszentrums der orthodoxen Kirche vom Kronstädter Bürgermeisteramt abgewiesen. Grund dafür waren Umweltbedenken und Fragen über die  Zweckmäßigkeit dieses Projektes. Vielleicht wollten die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung damit ein Zeichen in Richtung Baustopp setzen, selbst wenn sie dafür Hasstiraden im Internet in Kauf nehmen mussten und als „Satanisten“ beschimpft wurden. 

Grund zur Sorge haben die Hotelbetreiber in der Schulerau dennoch. Roxana Cojocaru vom Tourismusverband der Schulerau warnt, dass dieser Luftkurort verbaut wird, dass da zu viele Wohnhäuser entstehen, etwa wie an der Schwarzmeerküste bei Mamaia. Der Sprecher des Bürgermeisteramtes, Sorin Toarcea, gibt zu, dass es viele Bauanträge zu beantworten gebe. Dabei handle es sich aber um Ferienhäuser, nicht um Wohnblocks.

Ein Parkhaus am Rande der Schulerau

Das Problem der Schulerau, das nun zur  Debatte kommt, betrifft die Zufahrten zu dieser „Hauptstadt des rumänischen Wintersports“: Vor allem an Wochenenden, Winterfeiertagen und in den Winterferien wird es in der Schulerau eng. Laut einer Studie, die rund zehn Jahre zurückliegt, deren Schlussfolgerungen aber weiter-hin den Tatsachen entsprechen dürften, sind bei schönem Wetter rund zwei Drittel der Besucher sogenannte „Tagestouristen“. Das heißt, sie übernachten nicht in Hotels oder Pensionen, sondern sind aus Kronstadt oder der näheren oder ferneren Umgebung angereist, um ihre Freizeit zu verbringen, in der Regel um Ski zu fahren. In der Schulerau gibt es aber nur rund 1000 offizielle Parkplätze, zu denen noch 434 im neuen Parkhaus in der Vorderen Schulerau hinzukommen. Nicht berücksichtigt werden jene Parkplätze, die für Hotel- oder Gaststättenkunden gedacht sind. Wenn man von einer Pkw-Belegung von je zwei Personen ausgeht, wären das rund 3000 Leute (also rund 1500 zusätzliche Pkw), die zu den in der Schulerau untergebrachten Touristen gezählt werden. Die Bettkapazität für die Schulerau wird mit rund 4000 angegeben. 

Die ganze Rechnung soll beweisen, dass es mit den Parkplätzen kritisch wird, so dass an solchen Tagen am Straßenrand oder sogar auf Grünflächen geparkt wird. Das neue Parkhaus ist weit entfernt von den Skipisten, so dass die Kronstädter Verkehrsregie Busse zur Verfügung gestellt hat, die kostenlos (bei Vorweisen des Parkscheines) den Transfer zur Talstation der Seilbahnen sichern sollen. Erwartet und erforderlich ist aber, dass mit Ausnahme für die Touristen, die in Hotels untergebracht sind, ab Endstation des Schulerau-Linienbusses (wo auch ein großer „klassischer“ Parkplatz eingerichtet ist) der Verkehr gesperrt wird. Fußgänger und Radfahrer sollten sich die Hauptstraße mit den zugelassenen Fahrzeugen teilen können, wurde in der Studie empfohlen, was auch zu weniger Abgasen und Lärm führen würde.

Die Realität sieht anders aus. Im Winter, wo auch die Schneeräumung zusätzliche Schwierigkeiten bereiten kann, ist diese Hauptstraße (nur eine Spur pro Fahrtrichtung) hoffnungslos überfüllt. Oft geht es nur im Schneckentempo voran. Viele hoffen auf einen Parkplatz möglichst nahe an der Piste, und kehren dann enttäuscht zurück, vorbei an anderen Nachzüglern, die ihrerseits nicht überzeugt werden können, dass es keine weiteren freie Parkplätze gibt. 

Staus gibt es regelmäßig auf dem rund 12 km langen, Mitte der 1960er Jahre fertiggestellten „neuen“ Schulerauweg (DN 1 E). Er ist kurvenreich und eng (je eine Fahrbahn) und kann auch nicht erweitert werden. Der Aufstieg zur Schulerau beginnt von der Postwiese, also mitten in Kronstadts Stadtzentrum, was mit sich bringt, dass sehr viele Pkw (vor allem aus Bukarest) die gesamte Stadt durchqueren müssen. 

Allerdings gibt es auch die Variante, in die Schulerau über Rosenau zu gelangen, was vielleicht an Bedeutung gewinnen wird, wenn in Zukunft die Bukarest-Autobahn von Predeal über Pârâul Rece an Rosenau vorbei führen wird.

Eine Abkürzung durch den Wald

Am 17. Februar sollte in einer öffentlichen Debatte ein älteres Projekt zur Diskussion gestellt werden. Es handelt sich um eine Verbindung aus Bartholomae (genauer von der Cărămideriei-Straße aus bis zur Amurgului-Straße) zum Schulerauweg, ungefähr bei Kilometer 3, in der Nähe des Wasserreservoirs. Das wäre eine Abkürzung und eine Entlastung für die Postwiese. 

Die Kosten für diesen Weg sind nicht gering, rund 100 Millionen Lei. Außerdem führt er durch den Wald, Abholzungen sind nicht zu vermeiden. Deshalb ist auch eine öffentliche Debatte zu diesem Weg, dessen Trasse zwei Varianten hat, erwünscht. Bei USR, der Partei des Bürgermeisters Allen Coliban und fast der Hälfte der Stadträte, hat man nicht vergessen, wie umstritten das Gori]a-Forstweg-Projekt gewesen war, das Colibans Vorgänger in einer wenig transparenten Weise durchsetzen wollte. Bis vor zwei bis drei Jahren war auch eine Seilbahn von Kronstadt in die Schulerau im Gespräch. Dafür waren zwei Varianten vorgeschlagen worden: Die eine sollte vom Bahnhof über Postwiese zur Vorderen Schulerau (ehemalige Junilor-Hütte) führen; die andere hätte von den Salomons-Felsen, also vom Talende des alten Schulerauweges, zur Hinteren Schulerau geführt, ungefähr zur Stelle, wo das Stadion liegt. 

Solche Seilbahnen wären an und für sich schon eine Attraktion (vor allem jene, die eine städtische Teilstrecke aufweist), so dass sie nicht nur im Winter und nicht nur von Skifans genutzt würde, hieß es in den Erklärungen zu diesem Seilbahn-Projekt. Etwas realistischer, aber ebenfalls mit Beeinträchtigung des Waldbestandes verbunden, wäre eine Seilbahn, die den oberen Teil der Skipisten am Schuler mit Rosenau verbinden soll – aber nur, wenn auch das Skigelände in diese Richtung erweitert würde.