Wie informieren sich junge Leute heutzutage?

Auswirkungen von Social Media auf die Entwicklung der Jugend

Gemeinsam einsam – nichts geht mehr ohne Smartphone. | Symbolbild: pixabay.com

Mit der weitläufigen Verfügbarkeit mobiler Telefone und Online-Netzwerke, nebst klassischeren Informationsmedien wie Radio, Fernsehen oder Zeitungen sowie Freundeskreis, Familie oder Schule, ist der Zugang zu Informationen und zu Wissen heutzutage leichter als je zuvor. Gleichzeitig sorgt aber diese breite Palette an unterschiedlichen Quellen auch für Stress, auf Falschnachrichten reinzufallen, obwohl die Jugend eigene Abwehrmechanismen dagegen aufgestellt hat, von denen Erwachsene nur noch lernen können.

Sämtliche Studien der letzten Jahre bezeugen, dass sich Jugendliche im Online-Medium zuhause fühlen. So zum Beispiel besagt eine im Sommer 2021 durchgeführte Studie des Vereins „Salvați copiii“, dass 96,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen über ihr Handy im Internet aktiv sind und 99,3 Prozent auch ein Profil auf mindestens einem der Social-Network-Plattformen haben. Eine im Jahr 2022 vom Verein Luna.Doc durchgeführte und vom Soziologen Sebastian Țoc von der Hochschule für politische Studien (SNSPA) bewertete Studie bezeugt auch, dass über ein Drittel der Jugendlichen mehr als sechs Stunden am Tag online verbringt und weitere 44 Prozent „nur“ zwischen drei und sechs Stunden, und zwar insbe-sondere am Handy (87,7 Prozent).

Bilder, Kurzfilme, Influencer

Infolge der intensiven Onlinepräsenz finden Jugendliche auch die Antworten auf ihre Fragen meist im Onlinemedium. Die von 15- bis 18-Jährigen am meisten benutzten Online-Plattformen sind Instagram mit 73,6 Prozent, gefolgt von Youtube und Whatsapp mit jeweils rund 69 Prozent, Facebook (51,1 Prozent) und TikTok (48 Prozent) – laut Luna.Doc-Studie. 74,4 Prozent dieser Jugendlichen finden in Online-Bildern und -Videos die nötigen Informationsquellen, 68 Prozent auch im geschriebenen Onlinemedium und nur rund ein Viertel liest auch die gedruckte Presse. 

Mit steigendem Alter scheint auch der Wunsch nach detaillierteren Informationen zu wachsen: 19- bis 28-Jährige würden eher auf Facebook surfen (94 Prozent), wobei trotzdem weiterhin die „Kurzinformationen“ über Instagram (76 Prozent) und TikTok (66 Prozent) beliebt bleiben, besagt das IRES-Jugendbarometer im Jahr 2022. 

64 Prozent der Befragten würden sich auf Sozialen Medien über wichtige Themen informieren, wobei TV-Sendern eher weniger vertraut wird (34 Prozent) und Onlinezeitungen noch weniger (24 Prozent). Podcasts, Radio oder Vlogs vertrauen weit unter 20 Prozent der Befragten.  

Obwohl die rumänischen Studien nicht konkret auf Influencer eingehen, bezeugen auswärtige Studien den hohen Einfluss von Online-Persönlichkeiten auf die Jugend. Bereits 2017 bezeugte die Influencer-Marketing-Plattform Influry und der deutsche Bundesverband für Digitale Wirtschaft (BVDW), dass rund ein Drittel der Jugendlichen bis zum Alter von 17 Jahren die Meinung von Online-Influencern wertschätzten, bzw. über 41 Prozent die Meinung von Online-Stars. 

Kaum Interesse an Politik und Wirtschaft

Knapp 80 Prozent der Jugendlichen suchen online eher Themen zu ihren Hobbys und zu Freizeitaktivitäten, aber auch zu schulischen Tätigkeiten und Hausaufgaben. Kultur und Wettervorhersage scheinen die meistgesuchten Themen zu sein, gefolgt von Technik, Sport, Mode und Umwelt. Wirtschaft und Politik hingegen scheint den Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren nicht besonders wichtig zu sein – nur rund drei Prozent interessieren sich für ersteres, sechs für zweiteres Thema, wobei dem alltäglichen Geschehen in der Heimatortschaft etwas mehr Interesse entgegen gebracht wird (rund 12 Prozent). Fast ein Drittel der Jugendlichen besprechen des öfteren Tagesnachrichten auf Sozialen Medien, aber nur 3,3 Prozent würden mit der eigenen Meinung an die Öffentlichkeit gehen. Immerhin gab über die Hälfte der Befragten an, mehrmals wöchentlich aus eigenem Antrieb Artikel zu sozialen und politischen Themen aufzurufen. Die Statistiken zeigen auch, dass sich rund 40 Prozent der Jugendlichen über den Freundeskreis oder die Familie zum Alltagsgeschehen informieren und 46,3 Prozent über soziale Netzwerke. 

Auf welchen Kanälen sich Jugendliche die für sie selbst glaubwürdigen Informationen zusammensuchen, scheint auch vom Thema abzuhängen.

Filter gegen Fake News

Obwohl Jugendliche vorwiegend Bild- und Video-Nachrichten als Informationsquellen konsumieren, scheinen sie auch gewisse Abwehrmechanismen gegen Fake News und Manipulation entwickelt zu haben, schlussfolgert der Soziologe Sebastian Țoc. So erkennt fast die Hälfte der Jugendlichen leicht bearbeitete Bilder als solche und vertraut ihnen nicht. Grammatikfehler, fehlende Zitat- und Quellenangaben oder unsignierte Nachrichten schmälern ebenfalls die Glaubwürdigkeit der Online-Nachrichten. Selbst das Vorhanden-sein unterschiedlicher Textformatierungen oder Unstimmigkeiten im Detail, die so manchem Erwachsenen sicherlich nicht gleich auffallen würden, rufen bei Jugendlichen Skepsis hervor. Jedenfalls erklärt rund die Hälfte der Jugendlichen, wöchentlich – ein Viertel sogar täglich – Falschnachrichten auf sozialen Medien zu entdecken! Dieser eher hohe Prozentsatz führt dazu, dass fast drei Viertel der Jugendlichen entweder Nachrichten aus mehreren Quellen überprüfen oder aber die unglaubwürdige Quelle aufgeben.

Die angeführten Studien führen zu zweierlei Schlussfolgerungen: Zwar scheint die Jugend nur oberflächlich an laufenden Tagesthemen Interesse zu zeigen und hat auch keine Geduld, ausführliche Informationen zu recherchieren. Andererseits scheint sie eigene Schutzmechanismen aufgebaut zu haben, um die oberflächlich betrachteten Informationen zumindest filtern zu können.

Oberflächlichkeit, Pessimismus, Online-Belästigung

Abgesehen von den mehr oder weniger vertrauenswürdigen Informationsquellen und den als interessant empfundenen Themenbereichen geht die vom Verein „Salvați copii“ durchgeführte Studie im Detail auch auf die Auswirkungen der verlängerten Internetnutzung auf Kinder und Jugendliche ein. Insgesamt scheint sich die lange Bildschirmzeit negativ auf die Einstellung gegenüber dem eigenen Leben, die Beziehung zu den Eltern, Lehrern und Freunden auszuwirken und zu Pessimismus und dem Gefühl der Aussichtslosigkeit zu führen. 

Gleichzeitig erklärten knapp 95 Prozent der Befragten, dass sie während ihrer Onlinezeit entweder von anderen belästigt wurden oder aber mit störenden oder sexuellen Inhalten konfrontiert wurden. Laut PulseZ-Studie steigt der Prozentsatz der Kinder mit diesen Problemen ab dem 12. Lebensjahr dramatisch, von 37 Prozent auf 42 Prozent, wobei sich Mädchen um 10 Prozent mehr belästigt fühlen als Jungen. Insbesondere, was die Forderung zur Übermittlung von Nacktbildern angeht, scheinen Mädchen weitaus öfter Zielobjekte zu sein (zu rund 20 Prozent). Alarmierend: 61 Prozent der befragten Mädchen und Jungen erklärten, dass sie mit niemandem über derartige Belästigungen gesprochen haben!

Gleichzeitig wirkt sich die lange Bildschirmzeit auch auf das Schlafverhalten und die Essgewohnheiten aus. Insgesamt haben  Psychologen festgestellt, dass Kinder mit verlängerter Bildschirmzeit ein reduziertes „Wohlfühl-Gemüt“ aufweisen.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch eine landesweite Studie der Stiftung Insights PulseZ. Zusätzlich stellt diese Studie fest, dass rund 20 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren darunter leiden, dass sie im Internet selbst nicht bekannt sind. 

Die Jugendlichen erkennen aber auch selbst verschiedene negative Auswirkungen ihrer Onlinepräsenz: So wünschen sich 68 Prozent, mehr Selbstvertrauen zu erlangen und 60 Prozent, sich ihre Zeit besser einteilen zu können.

Fazit

Es scheint so, als ob das Leben der heutigen Jugend viel mehr online verläuft als in der realen Welt – ein Trend, der sicherlich nicht rückgängig gemacht werden kann. Dementsprechend sollte die Jugend auch auf die potentiellen Gefahren sowie auf die richtige Filterung korrekter Informationsquellen hingewiesen werden – sei es, zuhause in der Familie oder im Schulwesen, durch speziell für den Online-Raum ausgerichtete Fächer. 

Auch wenn junge Leute die Glaubwürdigkeit von Social-Media-Plattformen infrage stellen, bleiben diese immer noch vor allem für die jüngere Generation die Hauptinformationsquelle, das Bedürfnis nach Recherche wird erst in der Altersgruppe über 18 relevant. Kurze, suggestive Video-Nachrichten über TikTok oder Bilder (Instagram) scheinen die junge Generation eher anzuziehen als Texte oder gar detailliertere Berichte, etwa auf Facebook. 

Interessant erscheint der Schutzmechanismus gegen Fake News, wobei allerdings eher die Form als der Inhalt analysiert wird. 

Das Interesse an alltäglichen, politischen oder wirtschaftlichen Themen wächst zwar mit dem Alter, trotzdem haben kulturelle und freizeitbezogene Thematik den Vorrang.