Wort zum Sonntag: Der Vergänglichkeit unterworfen

Liebe Leser, betrachten Sie Römer 8,18-25. Ein Seufzen geht durch die Schöpfung. Alles Geschaffene ängstigt sich, denn es sieht sein Ende kommen und möchte doch so gerne ewig währen. Aber der Schöpfer hat die gesamte Kreatur der Vergänglichkeit und dem Leiden unterworfen. Allerdings gibt es Hoffnung! Denn über der gefallenen Schöpfung leuchtet die frohe Botschaft Jesu Christi von der Erlösung. Geläufig denken wir dabei nur an Menschen, hier aber heißt es, dass auch die Schöpfung frei werden wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit. Deshalb zieht ein Seufzen und Sehnen, ein Hoffen und ängstliches Harren durch die Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt, selbst durch die unbelebte Natur.

Es ist für Christen erstaunlich, zu sehen und zu hören, wie manche Leute völlig erfüllt sind von Angst und Sorge um die Zukunft der Welt. Je weniger sie an die Allmacht Gottes glauben, umso mehr fühlen sie sich verantwortlich für sein Werk. Es reden von Schöpfung jene, die nicht an den Schöpfer glauben und es fordern Einhalt und Stillstand die Kinder jener, die Evolution und Fortschritt gepredigt haben. Die neuen Heiden sehen sich allein mit einer Erde, die sich dauernd verändert und reagieren panisch: einige begrünen die Umwelt, andere schützen die Tiere und dritte kleben sich fest am Asphalt. Was Faust einst als Losung der Kapitulation formuliert hatte, das ersehnen jetzt alle: „Verweile doch, du bist so schön!“
Die alte Heidenangst greift wieder um sich, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Kirchen in den letzten zwei Jahrhunderten übertrieben viel Trost und Liebe gepredigt haben, oft gegen allen Augenschein, so dass der gesunde Menschenverstand misstrauisch geworden ist. Man zweifelt jetzt lieber, statt zu glauben, man sorgt sich lieber, statt zu hoffen, man fordert lieber, statt zu beten. Es beginnt ins kollektive Bewusstsein zu dringen, dass die Kehrseite der Entwicklung die Vergänglichkeit des Seienden ist, und das macht Angst, das will man nicht. Solange eins zum anderen hinzukam, waren alle glücklich und ignorierten Gott, nun aber eins nach dem anderen wegbricht, suchen sie nach Hilfe, irgendwann sicher auch bei Gott.

Als Gottgläubige haben wir diesbezüglich einen klaren Vorsprung, denn sein Wort gibt uns Einblick in das, was ist und das, was sein wird. So wissen wir, dass die gefallene Welt, jetzt geknechtet und leidend, gerade durch ihre Todverfallenheit der  Befreiung entgegengeht. Nachdem die Christen in den Zeiten des glorreichen Materialismus feige verschwiegen haben, dass alles Geschaffene durch Gottes Ratschluss dem Untergang geweiht ist, wäre es jetzt doppelter Verrat, wenn wir gemeinsam mit den Heiden uns um die Zukunft sorgten, so als wäre Gott ohnmächtig. Wir dürfen unser Wissen um das kommende Endgericht nicht verschweigen, denn es bedeutet zugleich die Erlösung. Und die setzt Reue und Buße voraus.
Erschrecken und Ratlosigkeit angesichts der bedrohlichen Entwicklungen sei das Teil der Gottlosen, uns Christen verschreibt der Apostel Paulus Glauben, Hoffnung und Geduld als Mittel zur Daseinsbewältigung. Und wenn man dazu noch die Zurufe Jesu: „Seid getrost!“, „Fürchtet euch nicht!“, „Traut euch!“ „Friede sei mit euch!“ als Mutmacher auf sich einwirken lässt, gelangt man zu einer souveränen Haltung, über die jeder Ungläubige nur staunen kann. Warum sollten wir unsere Gewissheiten eintauschen gegen Zweifel und unser Gottvertrauen gegen Sorgen? Warum sollten wir tun, als würden wir suchen, wo wir doch längst gefunden haben? Warum fragen, wenn wir die Antwort schon kennen? Wohl nur aus Torheit. Amen.