WORT ZUM SONNTAG: Es gilt Gott zu danken

Liebe Leser!Als der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise im Jahre 49 n. Chr. die christliche  Gemeinde in Thessalonich gründete, ahnte er nicht, dass er wenig später in Athen ganz in Sorge sein würde, ob Thessalonich noch dem Evangelium treu war oder nicht. Durch Gerüchte und Meldungen von anderen Missionaren aufgewühlt, schickte er seinen Begleiter Timotheus wieder nach Thessalonich, um sich von ihm genau unterrichten zu lassen, wie es dort stand. Wider Erwarten kehrte Timotheus mit erfreulichen Nachrichten zurück. Die Thessalonicher waren Paulus noch ebenso gewogen wie zuvor und hielten an ihrem Glauben fest. Er schrieb ihnen einen Dank- und Freudenbrief.

Wenn ich nun einen kleinen Vergleich ziehen kann zwischen der Gemeinde in Thessalonich und unseren Gemeinden, zwischen Paulus und unseren Pfarrern: Immer wieder ergibt sich, manchmal bedingt durch Urlaub – aber auch sonst unter der Woche – eine gewisse Distanz zwischen Pfarrer und Gemeinde. Kann da nicht auch manchmal Zweifel aufkommen, ob der Kurs noch eingehalten wird, ob sich Pfarrer und Gemeinde (noch) verstehen? Vor allem, wenn es in der Gerüchteküche in der Zwischenzeit brodelt?

Aber wenn man dann feststellt, durch direktes Fragen, dass die Gemeinde den Kurs weiter behält, dass da kein Ärgernis – oder zumindest kein bedeutendes Ärgernis – war, dann ist das doch ein Anlass, „Danke!“ zu sagen, nach dem Urlaub, aber auch jede Woche erneut. Die Predigtperikope vom vergangenen Sonntag, der Beginn des 1. Briefs an die Thessalonicher,  lädt uns direkt dazu ein, uns zu freuen, dass alles (immer noch) gut ist.

Ich stelle mir vor, dass hieraus der Dank eines Pfarrers für seine Gemeinde, oder aber, genauso gut, der Dank der Gemeindeglieder für den/die Pfarrer werden kann. Ein Dank zunächst dafür, dass unsere gemeinsamen Kräfte sich bündeln und uns über unsere Gemeindegrenzen hinweg als feste Gemeinschaft bekannt werden ließen und lassen.
Wir können danken für alle treuen Dienste, die in den letzten Jahren miteinander erledigt wurden. Dass wir uns mit den Glücklichen freuen und die Traurigen  trösten, und wenn einer in Not ist, ihn zu Hause aufsuchen und ihm beistehen konnten. Ja, das Reden von Gott und unserem Glauben ist uns nicht das Wichtigste, wir sind Menschen der Tat – aber genau dafür lässt es sich „Danke!“ sagen, denn dieses Tun ist praktizierendes Christentum. Der Nachbarschaftsdienst ist kein profanes Geschehen, sonder angewandte christliche Nächstenliebe.

Es gilt Gott auch zu danken für all die Menschen, die ihn und seine Botschaft der Liebe kennen gelernt haben. Die Kinder, die Konfirmanden, die Erwachsenen, die Alten. In Bibelstunde, Theaterkreis, Seniorennachmittag, Frauenrunde und Männerabend, in Krippenspiel, Gemeindeausflügen oder auch über die Führungen der Touristen verkündigen wir Glauben als etwas, was nicht über die Köpfe der Menschen hinweggeht, sondern die Menschen in ihren Bedürfnissen trifft und sie dort abholt, wo sie sind.

Wir können Gott danken für unsere Musik. Schon Martin Luther hat sie als die höchste Kunst eines Christen bezeichnet. Und wer unsere Lieder, unsere Chöre und Instrumente hört, der wird glauben, dass der Ruhm unserer Musik weit über die Gemeinden hinausgeht und immer wieder gepriesen wird.

Und wir können „Danke!“ sagen, dass uns auch unsere Kirchen gefallen. Selbst wenn die Orgel nicht (mehr) spielt, der Putz an einigen Stellen bröselt und die Farbe weg ist… Die Zuneigung einer Gemeinde zu „ihrer“ Kirche merkt man daran, wie sie jedes Jahr in Gemeinschaftsarbeit gescheuert, geputzt und gereinigt, oder zum Erntedankfest mit Gaben geschmückt wird, wie man von ihr spricht, oder sie anderen Menschen zeigt … 

Und schließen würde ich das Dankgebet mit der Bitte: Dass Gott, der uns bis hierher geführt hat, uns auch durch die nächste Zeit geleitet.