WORT ZUM SONNTAG: Sonntag „Kantate“

Beim Namen dieses Sonntags „Kantate“ muss man ans Singen denken, denn „Kantate“ heißt ja „Singt!“ Auch der Prophet Jesaja bezieht sich im Predigtwort für Sonntag gleich dreimal auf das Singen.
Das ganze Bibelwort ist wie ein Psalm, wie ein Lied zum Gottesdienst geschrieben. Psalmen wurden immer gesungen, wie wir von den Psalmen Davids wissen, über denen ja oft geschrieben steht: „...vorzusingen beim Saitenspiel“ (Psalm 4), „...zum Flötenspiel“ (Psalm 5) oder „...zum Reigentanz“ (Psalm 53). Und dann heißt es am Ende dieses Psalms ausdrücklich:

„Lobsinget dem Herrn, denn er hat sich herrlich bewiesen.“ Und dann steht auch: „Jauchze und rühme, du Tochter Zion...!“ Sowohl Jauchzen als auch Rühmen haben die Menschen damals wie heute immer gern mit Gesang getan! Was wäre ein Gottesdienst oder ein Fest ohne die alten, bekannten Lieder, die man schon lange auswendig kennt? Manches Lied birgt in sich besondere Erinnerungen und Erfahrungen von früher und man kann sich fallen lassen und fühlt sich getragen.Jesaja lädt zum Mitsingen ein und wir sind am Sonntag „Kantate“ in besonderer Weise dazu aufgefordert. Aber umso merkwürdiger ist, wie Jesaja beginnt – nämlich weder fröhlich noch jauchzend, sodass man mitsingen möchte. Er schreibt: „Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.“ Was hat Gottes Zorn mit einem Lied zu tun? Oder anders gesagt: Kann man wirklich dafür danken, dass Gott zornig gewesen ist?Aber es gibt einige Geschichten in der Bibel, die dieses zum Thema haben, zum Beispiel die von Adam und Eva im Paradies. Sie tun ausgerechnet das, was sie als einziges nicht tun sollten: Sie essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

Und Gott, als er am Abend durch den Paradiesgarten geht, ist wirklich zornig über die Menschen und bestraft sie hart: „Und Gott trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert...“.Auch in der Geschichte aus dem Neuen Testament „Vom großen Abendmahl“ wird von Gott als einem Hausherrn erzählt, der schon seit längerer Zeit einige gut betuchte, vornehme Leute zu einem Festessen eingeladen hat. Am Tag des Festes aber sagen sie alle aus irgendeinem Grund ab. Es heißt dann in der Geschichte: „Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.“ Einmal ist sogar Jesus, der sanftmütige Heiland zornig geworden. Es hört sich so an, wenn ihn der Zorn übermannt: „Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler.“

Alle drei Geschichten zeigen, dass Gott und sein Sohn Jesus Christus durchaus auch zornig sein können. Haben wir jetzt auch Grund, dafür dankbar zu sein, wie es bei Jesaja heißt? Und hat sich der Zorn auch wirklich gewendet, sodass etwas Dankenswertes und Tröstliches geworden ist?
Ist nicht gut und tröstlich, was nach dem Sündenfall passiert? Die Menschen müssen aus dem Garten Eden zwar hinaus, aber der Segen Gottes bleibt weiter auf ihnen und er reicht bis zu uns heute. Wäre der Hausherr im Großen Abendmahl nur zornig und verärgert geblieben und hätte er sich nicht den Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen zugewandt, hätten wir vielleicht nicht von Gottes großer Liebe zu den einfachen Leuten, zu den Schwachen und denen am Rande der Gesellschaft erfahren – das ist immerhin ein wichtiger Teil der Botschaft, die Christus gebracht hat und es ist ein Stück aus der Mitte unseres Glaubens. Die Geschichte wäre wohl nicht erzählt worden. So aber hören wir in dieser Geschichte, wie Gott es wirklich mit uns meint: Wir müssen nicht mehr denken, wir wären für Gott unwichtig, wir sind nicht gemeint, wenn er die Menschen zu sich ruft und müssten hinter den Reichen und den Vornehmen stehen.