Sie gehört zu Kronstadt/Bra{ov und den nahen Bergen, wird aber gern nicht nur von Kronstädtern, sondern auch von Touristen besucht. Die Schulerau/Poiana Braşov ist praktisch zu einem Markenzeichen für sich geworden, was auch ein Schokoladenhersteller schnell zu vermarkten wusste. Die Winterzeit bleibt für sie die Hochsaison – aber der Tourismusbetrieb will nicht alles den Wetterlaunen überlassen und versucht, mit mehr oder weniger Erfolg, für Abwechslung zu sorgen. Mit den Jahren ist die Schulerau stark gewachsen, sodass sie als Kronstädter Stadtviertel wahrgenommen wird. Das aber bereitet neue Schwierigkeiten, die man nur gemeinsam meistern kann.
Noch eine Gondel?
Der einfachste und bequemste Weg, um aus Kronstadt in die Schulerau zu gelangen, ist, den Linienbus 20 von der Postwiese zu nehmen. Dieser fährt im 30-Minuten-, zeitweilig nur im Stundentakt und bewältigt die zwölf serpentinenreichen Kilometer in rund 20 Minuten. Aus dem Bus oder von den Parkplätzen aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf Kronstadt, vor allem auf die Obere Vorstadt und die Innere Stadt. Eine weitere Variante für Autofahrer ist jene von Rosenau/Râşnov aus. Von dort aus kann man, gleich nachdem man Rosenau verlassen hat, einen Abstecher „unter die Erde“ einplanen, denn die Rosenauer Schauhöhle liegt nur einige hundert Meter rechts von der Asphaltstraße.
Die Vorgängerin der in den 1960er Jahren errichteten Straße (DN 1E) ist der „Alte Schulerauweg“. Er beginnt nahe der Salomon-Felsen und ist heute ausschließlich als angenehme, leichte Ausflugsroute den Wanderern vorbehalten. Bis zur ehemaligen Salomonshütte (heute eine Ruine) kann man auch per Kleinbus (Nr. 50 mit Balken) gelangen, der von der Postwiese durch die engen, malerischen Gassen der Oberen Vorstadt/Scheii Braşovului fährt. Im Winter, solange Schnee liegt, rodeln Kinder mit oder ohne Eltern den Alten Weg hinunter. Seltener tauchen auch Skifahrer oder Snowboarder auf.
Der bekannteste und schönste Wanderweg, der eigentlich hinauf zum Schuler-Gipfel führt, der aber auch an mehreren Stellen zur Schulerau abzweigt, bleibt der Blaue Weg. Auf den mit blauem Band gekennzeichneten Weg kann man von mehreren Ausgangspunkten stoßen: vom Zinnensattel, aus dem Burggrundviertel (über das Tal bei der ehemaligen Iepure-Hütte), aus dem Noua- und dem Dârste-Stadtviertel. Schöne, markierte Wanderwege zum Schuler und von dort zur Schulerau gibt es auch aus dem Tömösch-Tal („Schlangenweg“) und von Predeal aus über die Hütten „Trei Brazi“ und „Poiana Secuilor“. Diese Wege sind etwas anstrengend, weil auch steile Hänge bewältigt werden müssen. Auch aus Neustadt/Cristian und aus Rosenau gibt es Wanderwege hinauf zur Schulerau, wobei man bei den Rosenauer Varianten auch den „Götzentempel“ – massive Sandsteinfelsen an einer bewaldeten, schattigen Stelle mit schönem Ausblick auf das benachbarte Bucegi Massiv – besuchen sollte.
Bei so vielen Zugangs- und Zufahrtsmöglichkeiten fragt man sich, ob eine Gondel aus Kronstadt - Bartholomae wäre eine Talstation-Variante - in die Schulerau noch Sinn macht. Oder denken die Stadtväter daran, den Verkehr und die Parkplätze in der Schulerau, wo an manchen, eher wenigen Tagen Verkehrsstau herrscht, zu entlasten?
Mal viel, mal nichts los
Was kann in der Schulerau unternommen werden? Wenn Schnee liegt, läuft das Geschäft hervorragend für die Betreiber der Drahtseilbahnen, Sessel- und Skilifte, für die Hoteliers, Gaststätteneigentümer, Vermieter von Wintersportausrüstung von Snowboard bis Plastikschlitten, und für jene, die Glühwein, Zuckerwatte, gekochten Mais, Würstchen und vieles andere anzubieten haben. Die Europäische Jugendwinterolympiade von Februar 2013 hatte auch die Schulerau zum Austragungsort für die alpinen Skiwettkämpfe erkoren. Grund genug, um massiv in die Erweiterung des Skigeländes zu investieren, Schneekanonen und -lanzen aufzustellen, mit dem dazu erforderlichen, neuen Wasserspeicher auf der Ruia-Wiese, oder neue Sessellifte einzuführen. Dabei hat man österreichisches Know-how genutzt, aber auch Tannen gefällt, großangelegte Grabungsarbeiten durchgeführt, was manchen Naturfreund, nachdem schon zu viel und zu konzeptlos herumgebaut wurde, zusätzlich verärgert hat. Geplant ist, das Skigebiet in Richtung Rosenau zu erweitern.
Die Schulerau gilt als das beste Skigebiet des Landes. Es aber mit Skiorten aus den Alpen zu vergleichen, wäre zu viel versprochen. Die Dimensionen sind andere, die Dienstleistungen ebenfalls, wobei manche Preise durchaus westliches Niveau erreichen. Bukarester sind inzwischen, außer selbstverständlich den Kronstädtern, zu Stammkunden der Schulerau geworden, wobei auch ein gewisser Snobismus mitspielt: Sich in der Schulerau zu Silvester zu zeigen, gehört inzwischen zum Standardprogramm der Neureichen aus der Hauptstadt.
In der Schulerau setzt man auch auf Touristen, die aus Ländern kommen, wo Skifahren schwer möglich ist (z.B. England, Israel, Dänemark) und die es in der Schulerau erst lernen möchten. Skikurse mit ausgebildeten - auch fremdsprachenkundigen – Skilehrern ist ein Angebot, das zu den leichten, nicht fern von den Hotels gelegenen Skipisten gut passt. Was noch fehlt ist der Après-Ski: Zum Vergnügen in den Abendstunden ist das Angebot recht dürftig. Ein im Baustadium befindliches Freizeitzentrum nahe des Capra-Neagră-Restaurants soll aushelfen, mit Bowling, Minigolf, Kletterwand, Fitnesssälen usw. die Auswahl zu erweitern. Vor allem außerhalb der Wintermonate sollte die Schulerau mehr als nur schöne Landschaft, gesunde Luft und gute Wandermöglichkeiten bieten.
Bekannte Hotels und Restaurants
In der Schulerau konnte man bereits ab 1924 eines der ersten Berghotels des Landes aufsuchen. Es hieß „Höhenheim“, wurde unter Beteiligung des Siebenbürgischen Karpatenvereins errichtet und befand sich am Standort des jetzigen Ruia-Hotels. Aufgeblüht für den Massentourismus ist die Schulerau ausgerechnet, als sie „Poiana Stalin“ heißen musste. Das geschah 1951 dank der Internationalen Universitäts-Winterspiele, für die das Sport-Hotel gebaut, die Sesselbahn zum Schuler eröffnet, sowie eine Bobbahn angelegt wurden. Allerdings gab es damals bereits eine Sprungschanze.
Ende der 1970er Jahre entstanden neue Hotels, z.B. das „Alpin“ mit Schwimmhalle. Viele aus Rumänien ausgewanderte westdeutsche Touristen nutzten gebuchte Schulerau-Aufenthalte in diesen Hotels, um Verwandte und Freunde zu treffen und dabei auch Essensmarken in Käse, Salami, Butter umzuwandeln und zu verteilen. Heute fallen solche „Touristen“ aus, dafür gibt es Seminare, Tagungen, Ausbildungskurse, für die die Hotels die notwendige Infrastruktur bereitstellen. Das bekannteste Beispiel: das Treffen der NATO-Verteidigungsminister vor zehn Jahren in einem neu errichteten Kongresszentrum der Schulerau. Bei Großveranstaltungen in Kronstadt bleibt die Schulerau durch ihre problemlose Erreichbarkeit oft die bevorzugte Übernachtungsvariante zur hektischen Großstadt.
Zu den Hotels kommen landesweit renommierte Restaurants hinzu: Şura Dacilor, Coliba Haiducilor, Capra Neagră. Wer eine echte Berghütte erleben möchte, mit gutem Essen und herrlicher Aussicht auf Bucegi, Königstein und den westlichen Teil des Burzenlandes, der sollte zu Fuß oder per Gondelbahn zur „Julius Römer/Postăvaru“-Hütte aufsteigen. Nelly und Rolf Truetsch führen bei dieser SKV-Hütte in 1600 Metern Höhe die alte Bergtradition der Kronstädter Sachsen erfolgreich weiter. Von da kommt man in rund 45 Minuten zum Schuler-Gipfel (1800 m), wo man bei gutem Wetter nicht nur die Schulerau, sondern auch Kronstadt rund um die Zinne, Predeal, das Tömöschtal, den Hohenstein, das Bucegi-Massiv und den Königstein bewundern kann.