Das Harbachtal/Valea Hârtibaciului und seine Entwicklung aus kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Sicht ist ein Teil der wirtschaftlich-sozialen Strategie 2020-2030, die der Kreisrat zurzeit ausarbeiten lässt und war am 12. November Gegenstand einer Online-Konferenz des Kreisrates Hermannstadt/Sibiu mit den Vertretern, Vereinen und Bürgern der fünf Regionen des Kreises. Am Gespräch beteiligten sich die Kreisratsvorsitzende Daniela Cîmpean und mehrere Mitarbeiter der dem Kreisrat untergeordneten Dienste, so Oana Popa seitens des Dienstes für Strategien und Projekte sowie zahlreiche Vertreter der lokalen Lebensmittelhersteller und Vereine in der Gegend.
Nach einem Grußwort der Kreisratsvorsitzenden Daniela Cîmpean boten die Leiterin des dem Kreisrat unterstellten Dienstes für Strategien und Projekte, Oana Popa, und Cristina Cojoacă von der mit der Ausarbeitung und Durchführung der vorgenannten Studie beauftragten ACZ Consulting, einige Informationen zur Studie und dem Stand ihrer Ausarbeitung.
Ilarion Bârsan, der Vorsitzende der lokalen Aktionsgruppe Harbachtal (GAL Valea Hârtibaciului) merkte zu Beginn an, dass so gut wie keiner der Bürgermeister der Orte im Harbachtal am Gespräch teilnahm, was einiges über die Kommunikation zum Thema sage. „Betreffend des Harbachtals sind viele Themen zu besprechen; es gibt das demographische Problem der stark veralteten Bevölkerung und der geringen Zahl an Jugendlichen, die bereit sind, sich einzubringen.
Der Kreisrat könnte den Bürgermeistern mehr Aufmerksamkeit schenken, da es viele neu hinzugekommene Bürgermeister gibt, die sich mit ihrem Amt vertraut machen müssen und die Bürgermeister, die im Amt geblieben sind, noch nicht weit genug über ihren Tellerrand hinaussehen, um mit den anderen Gemeinschaften im Harbachtal gemeinsame Vorhaben umzusetzen“ so Bârsan. Betreffend die Beantragung von EU-Mitteln zur Ausführung von Projekten zur Entwicklung des Harbachtals äußerte dieser, dass sich sehr wenige Bürgermeister aufgrund der umfassenden Dokumentation überhaupt trauten, Finanzierungsanträge einzugeben, was einen Ansatzpunkt für eine Beratung seitens des Kreisrates bieten würde. Was den Tourismus anbetrifft, erklärte Bârsan, dass die lokale Aktionsgruppe und der Verein Harbachtal ein Projekt ausführen, in dem in den Orten, die sich der Aktionsgruppe angeschlossen haben, Infokiosks eingerichtet werden, in denen Besucher alle notwendigen Informationen zu den Orten, den Unterkünften und den touristischen Attraktionen in der Gegend erhalten sollen.
Zur Beantragung von EU-Mitteln äußerte die Kreisratsvorsitzende Daniela Cîmpean, dass sich die Mikroregionen in dieser Hinsicht unterscheiden und dass dem Harbachtal tatsächlich Mittel entgangen seien. „Betreffend dieser Situation möchte ich daran erinnern, dass wir Anfang dieses Jahres ein Departement für rurale Entwicklung gegründet haben, um diese Gemeinden zu unterstützen. Trotzdem bedarf es einer bestimmten Bereitschaft auch ihrerseits. Wir werden dranbleiben und streben Zusammenarbeiten an, so wie mit Salzburg/Ocna Sibiului oder Freck/Avrig.“ Zur Straßeninfrastruktur erklärte die Kreisratsvorsitzende, dass die Kreisverwaltung sich mit der Erneuerung der Kreisstraßen im Harbachtal beschäftige, weil eine Öffnung dieses Tales in enger Verbindung zu seiner Entwicklung stehe. Als Beispiele nannte sie die Kreisstraßen zwischen Mediasch und Bürgisch/Bârghiș sowie zwischen Agnetheln/Agnita und Schäßburg/Sighișoara, an denen der Kreisrat zurzeit Modernisierungsarbeiten ausführen lässt.
Aus Agnetheln schaltete sich Bürgermeister Alin Schiau-Gall hinzu und erklärte, dass die Arbeiten an der Infrastruktur im Gange seien und noch die Hauptverkehrsadern, so die Kreisstraße nach Wolldorf/Voila, zu erneuern seien, was eine bessere Straßenanbindung und höhere Touristenzahlen gewährleisten würde.
Zudem sei ein Reiseführer angedacht, der Auskunft über die Sehenswürdigkeiten im Harbachtal bieten soll. Für eine bessere Sichtbarkeit der lokalen Lebensmittelhersteller sei ein Online-Geschäft für den Vertrieb ihrer Produkte von großem Interesse.
Ein weiteres Hauptthema des Treffens, angesprochen von Mihai Blotor seitens des Vereines „Freunde der Schmalspurbahn“, war die Konservierung und die Erneuerung der dort noch erhaltenen Schmalspurbahn, der sich der Verein seit mehreren Jahren angenommen hat. Blotor monierte die unklare gesetzliche Lage, die es unmöglich mache, diese instand zu setzen und entsprechend zu erhalten. Obwohl die Hindernisse beseitigt wurden, die bislang eine Nutzung des Gleises verhinderten und zurzeit Reparaturen am Gleis vorgenommen werden und dieses seit September auf einer Länge von sieben Kilometern genutzt wird, können keine Arbeiten an den noch erhaltenen Bauten ausgeführt werden, weil sie nicht im Besitz des Kreisrates oder des Schmalspurbahnvereins sondern eines Betreibers im Rahmen des Transportministeriums stehen, sodass sie vom Ruin bedroht sind. Ein weiteres Problem sei der Zustand der Waggons und Lokomotiven, die noch gerettet werden konnten, der sich jedoch zusehends verschlechtert, weil sie der Witterung ausgesetzt und bedroht sind, durch Diebstähle Stück für Stück auseinandergenommen zu werden.
Die Leiterin des Dienstes für Strategien und Projekte, Oana Popa, betonte, der Kreisrat habe bereits zahlreiche Vorhaben mit EU-Mitteln im Harbachtal ausgeführt und weitere Projekte angedacht. „Das Harbachtal ist eine prioritäre Gegend für den Kreisrat und hier werden auch in Zukunft Projekte ausgeführt.“ Die Investitionen zur Straßeninfrastruktur würden auch kommendes Jahr fortgesetzt werden. Im Tourismus habe die Schmalspurbahn eine besondere Bedeutung, sodass der Kreisrat in allen Angelegenheiten diesbezüglich seine Beratung gerne anbiete.
Die Beraterin im Apparat des Kreisrates, Roxana Diaconescu, erklärte zur Entwicklung des Tourismus, dass in Zusammenarbeit mit den lokalen Einrichtungen in verschiedenen Orten des Harbachtals eine Infokampagne ausgeführt wird, mit der für die lokalen Hersteller und ihre Erzeugnisse, unter anderem über die hierfür eingerichtete Plattform www.gusturisibiene.ro, geworben wird. Im Rahmen der Kampagne und des damit verbundenen Projektes seien ihr zufolge vor allem sogenannte „gastronomische Standorte“ in den Haushalten oder Höfen der lokalen Hersteller angedacht, die bis zu 12 Personen mit lokalen, organischen Erzeugnissen aus dem Biolandbau und den damit zubereiteten warmen Gerichten bewirten sollen. Die Einschreibungen in den hierfür zu gründenden Verein, der diesen Herstellern eine gemeinsame Plattform bieten wird, können bis 31. Dezember vorgenommen werden.
Seitens des Agnethler Kulturhauses erklärte Ionel Dragoman, dass er in seiner Eigenschaft als vormaliger Bürgermeister die Modernisierung der Straßenverbindung zwischen Agnetheln und Wolldorf unterstütze, zumal sich in der Nähe der NATO-Stützpunkt in Großschenk/Cincu befindet. Zur Situation der Schmalspurbahn äußerte er, das größte Problem sei die rechtliche Lage betreffend die Grundstücke, die Gleise und die Bahnhöfe und was davon noch übriggeblieben ist, was ein Hindernis bei der Erwirkung von EU-Mitteln darstelle. Die Grundstücke stünden im Eigentum des Staates, die Gleise gehörten der Verwaltungsbehörde des Transportministeriums, die Bahnhöfe einem anderen Betreiber des Transportministeriums. „Bis zur Verabschiedung eines Regierungsbeschlusses zur einheitlichen Verwaltung und Lösung der rechtlichen Lage können keine EU-Mittel beantragt werden. Das Transportministerium hatte nie Interesse, einen solchen Regierungsbeschluss zu fordern. Die neue politische Konjunktur kann dazu beitragen, einen solchen Regierungsbeschluss zu bringen. Die ganze Infrastruktur sollte vom Kreisrat als Eigentümer übernommen werden. Das setzt langjährige Arbeit voraus, damit alle Maßnahmen umgesetzt werden“, so Dragoman.
Zu den lokalen Herstellern erklärte er, dass der Vertrieb sicher für alle eine Herausforderung darstellt, sodass die Entwicklung eines Online-Geschäftes willkommen sei. Zur Wiederbelebung der Kultur sagte Dragoman ferner, das Kulturhaus in Agnetheln müsse sämtliche Festivals in der Gegend reaktivieren. Dazu gehöre auch das Festival des Harbachtals „Lieder der Berge“ (Cântecele munților), das dank der Veranstalterin Silvia Macrea auch in Agnetheln live zu sehen war und der guten Zusammenarbeit mit dem Hermannstädter Kulturhaus zu verdanken sei, die fortzusetzen sei und um Kooperationen mit den umliegenden Gemeinden erweitert werden könnte.
Seitens des Vereins „Colinele Transilvaniei“ äußerte sich Cristina Iliescu: Die Online-Plattform für Hersteller sei absolut notwendig. Im Kreis gäbe es Vorzeigeprojekte, wie zum Beispiel in Hetzeldorf/Ațel. „Die lokalen Gemeinschaften sollten ermutigt werden, sich für den ruralen Tourismus zu öffnen, in den nicht benutzten Häusern Gäste zu empfangen und so zusätzliche Mittel zu erwirken“, meint Cristina Iliescu.
Daniela Cîmpean schloss mit der Bemerkung: „Die Vorschläge und Vorhaben stimmen mit den Absichten des Kreisrates überein. Das Harbachtal ist eine Region, in der der Tourismus Mehrwert bringen kann, aber dieser Tourismus muss durch gute Zusammenarbeit zwischen dem Kreisrat, den Vereinen, dem Handel und den Bürgern in der Gegend entwickelt und ausgebaut werden. Der Kreisrat schenkt dem Thema viel Aufmerksamkeit, weil die lokalen Traditionen und die Gastronomie das Harbachtal in eine Attraktion für die Touristen verwandeln können, die eine solche Erfahrung suchen. Das Online-Geschäft war Gegenstand der Gespräche auch mit den anderen Mikroregionen. Der Kreisrat beschäftigt sich auch damit im Rahmen eines EU-Projektes. Es wurde mit einer Plattform begonnen, auf der die Hersteller in den Regionen aufgeführt werden und soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.“
Eine Aufnahme der Online-Konferenz kann auf der Facebook-Seite des Kreisrates bei www.facebook.com/cjsibiu verfolgt werden. Einzelheiten zur auszuarbeitenden Studie können bei der Internetadresse cjsibiu.ro eingesehen werden.