Die Sonne lässt die Sandkörner wie winzige Diamanten funkeln, während die Wellen leise rauschen, fast so, als wären sie gerade aus dem Schlaf geweckt worden. Die Playa de Las Vistas ist um 7.30 Uhr fast menschenleer. Nur drei-vier Senioren spazieren am Strand, zwei mutigere schwimmen schon im Ozean. Ich ziehe meine Schuhe aus und wate barfuß durch das Wasser. Der Ozean ist kalt, doch das macht mir nichts aus. Der Himmel leuchtet orange beim Sonnenaufgang. Die salzige Luft dringt tief in meine Nase. In der Ferne schlummert die Nachbarinsel La Gomera. Ich denke an zu Hause, an die Minus-Temperaturen in Temeswar. Urlaub auf der Insel des ewigen Frühlings tut gut!
Teneriffa, die größte der sieben Kanarischen Inseln, die zu Spanien gehören, lockt jährlich Millionen von Besuchern mit ihrem milden Klima, ihren spektakulären Landschaften und einer Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten an, vom majestätischen Vulkan Teide über exotische Tierparks bis hin zu entspannten Bootsfahrten. Wer einfach nur in der Sonne entspannen möchte, der kann das im Süden der Insel rund um das Jahr tun. Äußerst spektakulär sind die vulkanischen Strände mit schwarzem Sand – beispielsweise die Playa de la Arena im Westen der Insel in einer kleinen Bucht. Übrigens sind die meisten Hauptstrände auf Teneriffa barrierefrei, was die Insel insbesondere bei Senioren oder Menschen mit Geheinschränkung beliebt macht.
Doch Teneriffa bietet weit mehr als nur Sonnenbaden. Vor allem Familien mit Kindern sind auf der Insel mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten gut aufgehoben.
Walbeobachtung mit ökologischem Boot
Es ist 10 Uhr morgens. Im Hafen von Los Cristianos stehen die Boote abfahrtbereit. Über die App GetYourGuide haben auch wir eine Reise gebucht: Heute wollen wir die Meeresfauna vom ökologischen Boot aus beobachten! (Preis: rund 350 Lei für 4 Personen)
Die Gewässer rund um Teneriffa gehören zu den besten Orten der Welt, um Wale, Delfine und Seeschildkröten in freier Wildbahn zu beobachten. Zahlreiche Touren werden angeboten, doch besonders nachhaltig sind Fahrten mit einem ökologischen Boot. Diese Boote fahren mit umweltfreundlichem Antrieb und halten sich strikt an die Regeln zum Schutz der Meeresbewohner. Mit etwas Glück kann man Pilotwale, Seeschildkröten oder sogar Delfine und Orcas sichten. Die erfahrenen Guides an Bord teilen faszinierende Informationen über das Meeresleben und sensibilisieren für den Schutz der Ozeane.
Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden, doch bereits nach einer halben Stunde sind die ersten schwarzen Flossen oberhalb des Wassers zu sehen: Pilotwale! Eine Gruppe von Kurzflossen-Grindwalen (Globicephala macrorhynchus), die vor der Südwestküste Teneriffas leben. Diese Wale gehören eigentlich zur Familie der Delfine und sind für ihre soziale Intelligenz und engen Familienverbände bekannt. Sie werden nicht mit Futter angelockt, sondern kommen von selbst, um sich die Menschen anzuschauen – genau so, wie es auch die Menschen tun. Die Rundfahrtteilnehmer sind zufrieden. Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt.
Schlendern durch die Bananenplantage
Teneriffa ist bekannt für seine Bananenproduktion, und ein Besuch auf einer Bananenplantage bietet spannende Einblicke in den Anbau dieser tropischen Frucht. In vielen Plantagen können Besucher durch die endlosen Felder schlendern und erfahren, wie die kleinen, süßen kanarischen Bananen angebaut, geerntet und verarbeitet werden. Für uns geht es heute auf die Finca de Las Margaritas. Eine geführte Tour für eine Familie von 4 Personen kostet 40 Euro.
An der Küste von Las Galletas in der Gemeinde Arona erstreckt sich das größte Gewächshausbananenanbaugebiet Teneriffas. Seit den 1970er Jahren haben ausgewanderte Landwirte von La Palma hier Pionierarbeit geleistet, um die Produktion der kanarischen Banane zu optimieren. Heute werden jährlich über 26.000 Tonnen auf das Festland und in europäische Märkte exportiert. Ein Beispiel für diesen Erfolg ist die Finca Las Margaritas, die 1977 durch die Initiative der Familien Guerra González und Hernández Pérez gegründet wurde. Trotz he-rausfordernder Bedingungen – vulkanische Böden, starke Sonneneinstrahlung, Wasserknappheit und hohe Investitionen – haben sie es geschafft, ein blühendes Anbaugebiet zu schaffen. Die einst für den Tomatenanbau genutzten Terrassen wurden in ertragreiche Plantagen umgewandelt und zeugen von der Hartnäckigkeit der kanarischen Landwirte.
Der am meiste erwartete Moment ist die Verkostung am Ende der Führung, bei der man die frischen Bananen sowie weitere Bananenprodukte wie Liköre oder Marmeladen probieren kann. Auch „Mojo“, die typisch kanarische Soße, die zu fast jeder Fleischspeise serviert wird, wird angeboten.
Ein Besuch im Loro Parque
Wer mit Kindern unterwegs ist, der darf den Loro Parque im Norden der Insel nicht verpassen (42 Euro für Erwachsene, 30 Euro für Kinder). Dafür am besten einen ganzen Tag einplanen, denn der weltberühmte Loro Parque in Puerto de la Cruz ist eine der Top-Attraktionen auf Teneriffa. Ursprünglich als Papageienpark gegründet, hat sich der Park zu einem der besten Zoos der Welt entwickelt. Hier können Besucher eine große Vielfalt an Tieren bestaunen, darunter majestätische Orcas, verspielte Delfine, farbenprächtige Papageien, faszinierende Gorillas oder den weißen Tiger, weltweit eine Seltenheit.
Besonders beeindruckend sind die Shows, bei denen die Tiere ihre erstaunlichen Fähigkeiten präsentieren. Insgesamt vier verschiedenen Shows können Besucher des Loro Parque beiwohnen, mit Seelöwen, Delfinen, Orcas und Papageien. Tipps für die Orca-Show: Nicht zu nah sitzen, denn die Giganten spritzen heftig mit Wasser – nicht umsonst verkaufen Parkangestellte Regenmäntel für 2 Euro vor den Shows! Unter den Orcas, die im Loro Parque leben, befindet sich auch Morgan – der Killerwal wurde 2010 von der Westküste der Niederlande gerettet und nach Loro übersiedelt. Der Park setzt sich aktiv für den Tierschutz ein und betreibt zahlreiche Projekte zum Erhalt bedrohter Arten.
Hoch auf dem Teide
Ein absolutes Muss für jeden Teneriffa-Besucher ist ein Ausflug zum Teide, dem imposanten Vulkan, mit 3718 Metern die höchste Erhebung Spaniens. Der Teide-Nationalpark, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt, bietet Anblicke, die an eine Mondlandschaft erinnern. Die Straßen bis zur Seilbahn sind sehr gut, erfahrene Bergsteiger können auch zu Fuß durch den Teide-Nationalpark emporwandern. Eine Fahrt mit der Seilbahn hoch und runter kostet 42 Euro pro Person. Wer den atemberaubenden Blick vom Kraterrand genießen möchte, der benötigt eine spezielle Genehmigung, und die ist mindestens zwei Monate im Voraus einzuholen.
Besonders beeindruckend ist ein Besuch in den frühen Morgenstunden oder am Abend, wenn der Sonnenauf- oder -untergang die Lavalandschaft in warme Farben taucht. Achtung: Bei schlechten Wetterbedingungen fährt die Seilbahn nicht.
Der fast tausend-jährige Baum
Die Natur ist auf Teneriffa atemberaubend, beson-ders im Norden der Insel, wo es mehrere botanische Gärten gibt. Nicht zu verpassen: Der Drago Milenario in Icod de los Vinos, eines der Naturdenkmäler Teneriffas. Dieser Kanaren-Drachenbaum (Dracaena draco) wird auf mehr als 800 Jahre geschätzt und gilt als der älteste und größte seiner Art weltweit. Mit einer Höhe von rund 18 Metern und einem Umfang von etwa 20 Metern ist er ein Symbol der Insel.
Der Drago Milenario war in der Kultur der Guanchen, der Ureinwohner Teneriffas, von großer Bedeutung. Sein rot gefärbter Pflanzensaft, oft als „Drachenblut“ bezeichnet, wurde in der traditionellen Medizin und als Farbstoff verwendet. Heute steht der Baum im „Parque del Drago“ (Eintritt: 5 Euro/ Erwachsener). Sein knorriger Stamm, die dichte Krone und seine mystische Ausstrahlung machen ihn zu einem faszinierenden Relikt vergangener Zeiten – und einem interessanten Motiv für ein Selfie.
Kleines Abenteuer im Jungle Park
Nicht weniger spannend ist für Kinder der Jungle Park (Eintritt: 32 Euro für Erwachsene, 25 Euro für Kinder), ein kleiner zoologischer und botanischer Garten im Süden. Eine aufregender Ausflug durch den dichten Dschungel führt vorbei an exotischen Tieren wie Raubkatzen, Greifvögeln und Affen. Unbedingt auch Futter für die Tiere kaufen – die zahlreichen Meerschweinchen freuen sich riesig darauf!
Ob Tierliebhaber, Naturfreund oder Abenteurer – die Vielfalt der Insel macht sie zu einem idealen Reiseziel für jedes Alter. Vor allem, wenn woanders in Europa der Winter tobt, ist das warme Teneriffa mit seinen konstanten 21-22 Grad Celsius der ideale Ort, um seine Vitamin-D-Vorräte aufzufüllen.