Zum ersten Mal in Temeswar/Timișoara? Oder auch zum zweiten? Lust auf etwas anderes als nur Flanieren, Essen und Clubbing? Was man dem Gast anbieten oder wohin man selbst ein bisschen dem Alltag entfliehen kann, das soll in den nächsten Zeilen zu lesen sein. Das reichhaltige Angebot der Temeswarer Museen kann dem Stadtbewohner oder –besucher für einige Wochenenden eine Alternative zu PC, TV, Restaurants oder Malls bieten: Kultur, Zerstreuung oder auch Stoff zum Nachdenken.
Kunst – lokal, aber immer auch international
Das Kunstmuseum Temeswar ist die beste Adresse, wenn man sich in Temeswar etwas in dieser Richtung anschauen will. Schon das Gebäude an sich bietet einen Augenschmaus: abends, wenn man sich an der bunten künstlerischen Beleuchtung erfreut und bei Tageslicht, wenn man die geschwungenen, barocken Formen des Palais bewundert, das in den Anfängerjahren der Habsburger-Verwaltung als administratives Gebäude diente. Und damit Geschichte schrieb, weil dort faktisch und symbolisch der 164-jährigen Herrschaft der Osmanen ein Ende gesetzt wurde. Man schrieb das 18. Jahrhundert, die Aufbau- und Blütezeit, die nach dem Einzug des Prinzen Eugen von Savoyen 1716 in Temeswar begann.
Nicht nur von außen ein Hingucker, wenn man am Domplatz spazieren geht, auch von innen hat das vor nicht allzu langer Zeit renovierte Museum (die Arbeiten hatten lange gedauert, von 1983 bis 2006) viel zu bieten: Der Prunksaal, in dem Vernissagen organisiert werden, aber auch andere Veranstaltungen wie Buchvorstellungen, Kammerkonzerte oder wo Konferenzen stattfinden, ist der Barocksaal: alles darin, einschließlich Kronleuchter, entspricht diesem Stil. Der Saal diente bereits 1754, als das Gebäude vom damaligen zivilen Gouverneur des Banats, dem Grafen Vilana Perlas, bewohnt war, als Prunksaal. Auch die Veranstaltung von Konzerten stellt keine Neuheit dar: Franz Liszt hat dort 1846 gespielt; 1877 der spanische Violinist Pablo de Sarasate.
Selbstverständlich zieht nicht nur die Architektur Besucher an: Das Kunstmuseum wird für seine Ausstellungen geschätzt - jene, die den eigenen Bestand ins Rampenlicht stellen oder die temporären Ausstellungen. Banater und auch europäische Malerei, Kunstgegenstände aus dem alten Temeswar sowie eine Sammlung des Künstlers Corneliu Baba zählen zu den festen Beständen des Museums. In den temporären Ausstellungen wird meist Gegenwartskunst gezeigt, aber es wurden auch schon große Namen geboten, wie zum Beispiel Lithographien von Salvador Dali. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr.
Das Banat im Blickpunkt
Das Nationale Museum des Banats sollte eigentlich das größte Museum in Temeswar sein. Das wird es auch, wenn das Hunyadi-Schloss, seit 1948 Sitz des Museums, wieder saniert und konsolidiert ist. Die Geschichte des Museums geht auf das Jahr 1872 zurück, als auf Initiative einer Gruppe Intellektueller - darunter Ormós Zsigmond, der damalige Präfekt des Komitats Temesch und selbst ein bedeutender Kulturschaffender - eine erste wissenschaftliche Gesellschaft des Banats, die Gesellschaft für Geschichte und Archäologie, gegründet wurde. Bezweckt wurde damit die Gründung eines Museums in Temeswar. 1877 wurde das Banater Museum im Haus Wellauer in der heutigen Augustin-Pacha-Straße eröffnet. Zum Banater Museum hatten bis zum 21. Jahrhundert auch das Kunstmuseum und das Dorfmuseum gehört.
Zurzeit werden die Ausstellungen, die das Nationale Museum des Banats organisiert, in der Theresienbastei gezeigt. Geschichte, Archäologie, manchmal auch Naturwissenschaften stehen dabei im Mittelpunkt (Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr). Zum Nationalen Museum des Banats gehört auch das Traian-Vuia-Museum in der gleichnamigen Gemeinde im Kreis Temesch, das dem Pionier der Luftfahrt gewidmet ist (Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11 und 19 Uhr). Verpassen kann man das Gebäude nicht, da es an der Landstraße liegt und sich durch seine moderne Architektur stark von den Häusern in der Ortschaft abhebt.
Auf der Internetseite des Nationalen Museums des Banats (mnab.ro) kann man sich in einem 3D-Lapidarium einige der Objekte, die sich im Bestand des Museums befinden, anschauen und darüber lesen.
Dorfleben am Rande der Stadt
Zu einem Dorferlebnis in der Stadt lädt das Banater Dorfmuseum am Stadtrand ein. Bei gutem Wetter kann man dort Wissenserwerb, Aktivität an der frischen Luft und Entspannung verbinden. Das Dorfleben lässt sich an den aus den verschiedensten Ortschaften zusammengetragenen Häusern und Gebäuden nachvollziehen. Es gibt eine kleine, aber voll funktionierende Kirche, in der Messen abgehalten werden und Trauungen und Taufen stattfinden, eine Schule, aber auch ein Wirtshaus. Sie wurden in ihren Ursprungsdörfern abgebaut und hier im Ensemble wieder aufgebaut. In die einzelnen Häuser kann man hineinschnuppern und in direkten Kontakt mit der Lebensweise in den Banater Dörfern vor Jahren treten. Dabei kommt die Multikulturalität der Region zum Vorschein, denn es gibt auch ein deutsches, ein ungarisches, ein serbisches Haus, die die Lebensweisen verschiedener Ethnien illustrieren.
Das Dorfmuseum ist im Sommer von Dienstag bis Samstag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet, am Sonntag von 12 bis 20 Uhr. Im Winter ist das Museum von Dienstag bis Freitag zwischen 9 und 16 Uhr, am Wochenende zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet.
Revolutionsstadt Temeswar
Die Gedenkstätte der Revolution „Memorialul Revolu]iei“ ist ebenfalls eine Adresse, die man mindestens einmal besucht haben soll, wenn man in Temeswar lebt oder nach Temeswar zu Besuch kommt. Vor 30 Jahren ist hier die Revolution ausgebrochen, die das kommunistische Regime Rumäniens gestürzt hat. Die Gedenkstätte ist Archiv und Ausstellung in einem und spiegelt die Tage der Revolution wider. Sie ist in der Oituz-Str. 2B zu finden und ist montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr, samstags zwischen 10 und 14 Uhr geöffnet.