Die Bilder des Vietnam-Krieges und Gräuel des Pol-Pot-Regimes in Kambodscha gehören zu den prägenden Erinnerungen meiner Jugendjahre. Danach verschwanden die beiden Staaten aus dem Blickfeld. Hellhörig machten mich vor Kurzem Infos über interessante Aufenthalte in Vietnam. Und wenn schon in die Ecke fliegen, warum dann nicht auch Laos und Kambodscha mitnehmen? Die 16-Tage-Reise durch Indochina war ermüdend aber sehr interessant und abwechslungsreich. Erhalten haben wir (eine 21-köpfige Reisegruppe) Einblicke in den kulturellen Reichtum, die Geschichte und Gegenwart sowie Natur. Wir waren positiv überrascht von den drei Staaten – in die wir mit viel Unkenntnis und wohl auch Vorurteilen gereist sind.
Alle drei Staaten waren (nach dem Zweiten Weltkrieg!) Schauplätze im Indochina- und sodann Vietnam-Krieg gewesen und ihre Bevölkerung hatte arg zu leiden. In allen dreien stellt heute eine als „Volkspartei“ benannte, dem Kommunismus verschriebene Partei die Regierung (auch im Königreich Kambodscha!) und übt ihre Macht autoritär bis diktatorisch aus. Nach dem Modell Chinas jedoch erfolgte seit dem Ende der 1980er-Jahre die Wende von der Plan- zur Marktwirtschaft und es wird auf massive ausländische Investitionen gebaut. „Wir sind den Amerikanern nicht mehr gram, dass sie unser Land bombardiert und zerstört haben, sie sollen kommen und ihr Geld hierlassen“, meinte unser lokaler Reiseleiter. Er war jung und hatte den Krieg nicht mehr miterlebt. Massive Investitionen tätigen Japan und China. Die Großstädte boomen, der Reis-, Kaffee- und Obstanbau sowie das Unternehmertum und der Tourismus blühen. In Kambodscha wurden im Vorjahr – offiziellen Zahlen zufolge – 6,7 Millionen und in Vietnam 17,5 Millionen (in Rumänien 14,2 Mio) Touristen registriert.
Tempel und Pagoden
Attraktion Nr. 1 der Reise war (für Geschichtsinteressierte) Angkor in Kambodscha, die Ruinen der Hauptstadt des einstigen Khmer-Reiches, das seine Blütezeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert erlebte, als es weite Teile des heutigen Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam beherrschte. Die Siedlung soll größer gewesen sein als New York, sie verfügte über ein ausgeklügeltes Wasserbewirtschaftungssystem, Sozialversorgung usw. für die fast eine Million Bewohner. Über das Motiv für den Untergang der Khmer-Zivilisation spekulieren die Wissenschaftler. Viele der Tempel, sonstigen Bauten und Wasserspeicher wurden erst aufgrund von NASA-Bildern geortet, viele sind noch verborgen. Die wissenschaftliche Wiederentdeckung und Erforschung begann Mitte des 19. Jahrhunderts, 1992 wurde der Tempelkomplex ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen, in den letzten Jahren baute Kambodscha in der nahegelegenen Stadt Siem Reap den Flughafen und die Verbindungsstraßen aus, der Tempelkomplex wird nun von Millionen Touristen (die Zutrittskarte: 60 USD) besucht.
Die bekannteste Tempelanlage ist Angkor Wat, dem Gott Vishnu geweiht. In der Bauweise ist die Weltvorstellung widergespiegelt: Der Ozean umgibt das Land, in dessen Mitte sich das Gebirge erhebt, auf dessen Gipfeln die Götter leben. Dank der unzähligen, in Sandstein gehauenen, zum Teil filigranen Abbildungen, aber auch in Sanskrit in Stein gehauenen Infos, lässt sich einiges über den Glauben und das Leben der Khmer erfahren. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Hinduismus vom Buddhismus verdrängt, deutlich u. a. an der Bayon-Tempelanlage zu sehen: Die 54 Türme sind auf den vier Seiten mit Buddha-Gesichtern verziert. Dahin fuhren wir durch ein Tor der ehemaligen, acht Meter hohen Verteidigungsmauer. Im zentralen Tempel von Bayon gab es eine 3,6 Meter hohe Buddha-Statue und es heißt, zunächst sei ein Tempel um sie und danach die 49 Tempel der Anlage gebaut worden. Beeindruckend ist die vom Dschungel vereinnahmte Ta-Prohm-Tempelanlage (auch Angelina-Jolie-Tempel genannt, weil hier „Tomb Raider“ gedreht wurde), die absichtlich nicht wieder ganz freigelegt wurde. Am besten gefallen hat mir die Anlage des aus rotem Sandstein gefertigten Banteay-Srei-Tempel aus dem 10. Jh. mit den unglaublich reichhaltig, anschaulich und fein verzierten Bauten. Der Bau soll 100 Jahre gedauert haben. Er steht außerhalb der einstigen Stadtmauern, da nicht von einem Mitglied der Königsfamilie gestiftet.
Vor Angkor hatten wir in Vietnam die Ruinen der Tempelanlage My Son, der heiligen Königsstadt des Champa-Reiches (vom 7.-14. Jh.) besichtigt. Die Shiva geweihte Tempelanlage wurde aus Ton und Harzen errichtet, wurde vom Vietkong als Versteck genutzt, von einem US-Bombenteppich übersät und ab der 1980er-Jahre etwas restauriert. Auch hier muss man über die Baukunst und kunstvollen Verzierungen staunen.
Ein Tempel der ganz anderen Art ist der Literaturtempel in Hanoi. 1070 erbaut, gilt die Anlage als erste Universität Vietnams. Zu den wertvollsten Stücken gehören die steinernen Schildkröten, auf denen die Namen der erfolgreichen Absolventen eingraviert sind und die Stelen tragen. Im Sanktuarium befindet sich eine rot-goldene Konfuzius-Statue – seine Lehre wurde hier verkündet – umgeben von vier seiner bedeutendsten Schüler, im fünften Hof befindet sich die eigentliche Schule, in der Kronprinzen und Mandarine gelernt haben und die heute ein kleines Museum beherbergt.
Etwas Besonderes ist die kleine Lotus- oder Ein-Säulen-Pagode in Hanoi, im 11. Jahrhundert von einem der Könige gestiftet. Die heutige Betonsäule allerdings stammt aus sehr viel jüngeren Jahren. Besonders beeindruckend ist die Tempel- (Haupt-)straße in Luang Probang (in Laos), auf der vier der wertvollsten Tempelkomplexe miteinander verbunden stehen. Der Baustil ist ein anderer, verwendet wurde vorrangig Holz und sehr viel Gold zur Verzierung. Alle Tempel und Pagoden waren voller Opfergaben sowie Blumen oder brennender Räucherstäbchen, in allen knieten oder standen betende Leute. Kleine Schreine sind aber auch an Bäume gelehnt oder vor Werkstätten zu sehen. Allüberall möchte man den Geistern der Ahnen und den Göttern nahe sein. In Südvietnam sieht man in den Reisfeldern Ahnengräber, in Nordvietnam wurde dieser Brauch abgeschafft.
Gewöhnungsbedürftig der kunterbunte Tempel der Cao-Dai, einer neuen Glaubensgemeinschaft in Südvietnam, die in den 1920er-Jahren gegründet wurde. Ihr gehören mittlerweile drei Millionen Mitglieder an. Ihre Lehre vereint Elemente des Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus, Islam, Christentums und vietnamesischen Animismus, ihre Organisationsform ähnelt jener der katholischen Kirche, das Oberhaupt ist ein Papst, ihr Zeichen ist ein Auge auf einer Weltkugel. Die Cao-Dai-Gläubigen versammeln sich viermal täglich in weißen Kitteln zum Gottesdienst, über den sie je nach Rang in der Gemeinschaft Schärpen in unterschiedlichen Farben tragen. Das Priestertum ist auch Frauen erlaubt.
Großstädte
Unser Aufenthalt begann in Ho-Chi-Minh-Stadt, bis 1976 offiziell Saigon, das von den Südvietnamesen immer noch so genannt wird, was die Nordvietnamesen nicht gern hören. Mit sieben Millionen Einwohnern ist die einstige Hauptstadt des „kapitalistischen“ Südvietnam die größte Stadt Indochinas. In den breiten Straßen herrscht ein Gewusel von Abermillionen Mopeds, auf denen auch vier Personen kauern, alles Erdenkliche transportiert wird und deren Fahrer – wie die Autofahrer ebenfalls – die Bedeutung der Fußgängerstreifen nicht kennen. Vom einst französischen Stadtkern – Indochina stand von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte der 1950er-Jahre größtenteils unter französischer Herrschaft – sind einige wenige Bauten übriggeblieben: Die Notre Dame ist seit Jahren in Renovierung, das Hauptpostamt, dessen Stahldecke von Eiffel stammt, voller Leute, vor dem einstigen Rathaus steht Ho Chi Minh, das Opernhaus ist schmuck anzusehen. Das Stadtbild prägen Hochbauten, schmale, mehrstöckige Wohnhäuser mit Werkstätten oder Läden im Parterre und viele Märkte.
Beeindruckend ist (trotz propagandistischer Verwertung) das „Kriegsreste-Museum“ mit zahlreichen Journalistenfotos des Krieges – u. a. der Agent-Orange-Opfer –, in dessen Hof aber auch US-Kampfflugzeuge, Panzer, riesige Bomben und nachgebaute Folterkammern zu sehen sind. In der Nähe Saigons befindet sich sodann im Dschungel das teilweise touristisch aufbereitete, etwa 250 Kilometer lange, ausgeklügelte Cu-Chi-Tunnelsystem, in dem der Vietkong den Widerstand organisiert und geleistet hat. Wer nicht klaustrophobisch ist, kann ein paar hundert Meter geduckt durch einen Gang gehen. Im Kapitel Krieg sei auch die Ausstellung zu dem von den Roten Khmer verübten Genozid in einer zum Verhörzentrum umfunktionierten Schule in Phnom Penh erwähnt: Zu sehen sind die Zellen und nachgebildeten Foltermethoden, aber auch gefundene Schädel- und andere Knochen derer, die die Verhöre nicht überlebten.
Hanoi, die Hauptstadt Vietnams, sieht Saigon in vielem ähnlich: irrer Verkehr mit Millionen Mopeds, Hochhäuser, bunte Reklame, überall Imbisskarren, Cyklos und ambulante Verkäufer. Noch präsenter ist hier Ho Chi Minh. Das Foto des Gründervaters des heutigen Vietnam blickt einen ohnehin von jedem Geldschein an, hier auch von zahlreichen Plakaten. Der Personenkult ist ein Postmortem-Konstrukt – wohl um eine Identifikationsfigur der neuen Republik zu schaffen. Onkel Ho (wie er liebevoll genannt wird) hatte sich bereits 1958, da alleinstehend – er widmete sein Leben dem Volk –, aus dem Präsidentenpalais, dem vormaligen Palais des Gouverneurs von Indochina, in ein bescheidenes Häuschen im gleichen Park zurückgezogen. Sein Mausoleum ist streng bewacht und gut besucht. Ein solches hatte er nicht gewünscht (siehe Kasten).
In Hanois Stadtzentrum befindet sich wunderschön, von zahlreichen Blumen und Sträuchern umgeben, der Hoan-Kiem-See, entlang dessen Tai Chi praktiziert, gejoggt und lustgewandelt wird – trotz der hohen Luftverschmutzung. Ein Touristen-Gag, den wir ausprobierten, ist das Kaffeetrinken bei durchsausendem Schnellzug in einer engen Häuserschlucht. Am besten schmeckt der Kokosnuss-Kaffee mit frischer Kokosmilch, im Angebot standen aber u. a. auch salziger Kaffee oder Eier-Kaffee, auf Chaudeau gegossen. Beigewohnt haben wir einer Vorstellung des berühmten Marionettentheaters auf Wasser – das uns wenig überzeugt hat. Und sind mit der Rikscha gefahren.
Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas, fanden die meisten von uns angenehmer als die vietnamesischen Riesenstädte, trotz der auch hier Millionen Mopeds und Hochhäuser. Dazwi-schen aber sind viele der älteren Bauten renoviert worden und in den Gegenden, in denen wir uns aufhielten, war es viel sauberer als in Vietnams Metropolen. In allen drei Großstädten gibt es Paläste, Tempel, Märkte und Flanierzeilen zu besichtigen.
Kleinstädte
Sehr gut gefallen hat das vom Krieg verschont gebliebene, unter UNESCO-Schutz stehende Städtchen Hoi An in Zentralvietnam: In engen Gässchen stehen jahrhundertealte Wohn- und Handelshäuser, Tempel, Pagoden, Cafés und Läden. Besonderheiten sind das „yin-yang“ genannte Dachdecker-System, bei dem die konkaven mit den konvexen Ziegeln ineinandergreifen, sowie die „Augen“, die die Eingänge bewachen. Zum Muss gehört der Gang über die gedeckte japanische Brücke, die einst das chinesische mit dem japanischen Viertel der Hafenstadt verband und in der sich (vermutlich seit 1763) eine kleine Pagode befindet.
Ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört das hübsche Luang Prabang, einst Hauptstadt des gleichnamigen Staates, Teil des heutigen Laos, das sein Aussehen in den letzten Jahrzehnten nicht verändert hat. Es ist mit seinen 33 Tempeln und ca. 2000 Mönchen ein Zentrum des Buddhismus, zu dem sich 70 Prozent der Laoten bekennen. Jeden Morgen um sechs Uhr setzen sich Bewohner und Touristen auf Gehsteige mit Gaben (Essen, Geld), das die vorbeiziehenden Gruppen von Mönchen auf ihrem Almosengang einsammeln. Das Ritual wird seit dem 14. Jahrhundert gepflegt. Es ist Usus für Jungen, eine kürzere oder längere Zeit als Mönch zu leben, erklärte unser Reiseleiter. Manche tun es nach dem Tod einer nahestehenden Person, andere, um die Möglichkeit zu haben, eine Schule oder Uni zu besuchen, er tat es „für sich“.
Paläste
Besucht haben wir auch Hue, die vom Gründer der Nguyen-Dynastie, deren Kaiser von 1802 bis 1945 (seit den 1880ern allerdings machtlos) Vietnam regierten, zur Kaiserstadt auserkoren worden war. Der einstige Glanz und Prunk ist am wenig Erhaltenen und Restaurierten erkennbar. In der Zitadelle befindet sich, von Gärten und Nutzbauten umgeben, auch eine (einst) verbotene Stadt, die man durch eine goldene Pforte betrat. Hier befanden sich die Gemächer des Kaisers, der Kaisermutter, der Konkubinen und Mandarine, aber auch eine Bibliothek und ein Theater sowie ein Ruhepavillon. Im Westen der Stadt, wo die Sonne untergeht, liegen die Mausoleen von sieben der 13 Nguyen-Kaiser in jeweils kleinen eigenen Anlagen mit Tempel, Pavillon und Grabmal. Wie in China, so werden die Kaiser von (aus Stein nachgebildeten) Soldaten, Elefanten und Pferden begleitet. Manche der Kaiser-Mausoleen sind prunkvoll, andere bescheiden.
Den ehemaligen Königspalast haben wir auch in Luang Prabang besichtigt: Er ist seit 1976 Nationalmuseum, um zu zeigen, wie der König gelebt hat. Fotografiert werden darf nicht, genauso wenig im dazugehörenden Tempel. Darin befindet sich der riesige goldene Prabang Buddha, der laut Legende im 1. Jh. in Sri Lanka erstellt und im 12 Jh. als Geschenk für einen Khmer-König hergebracht wurde.
In Phnom Penh wohnt König Norodom Sihamoni in dem im Khmer-Stil erbauten Palast, sodass Teile des Areals für Besucher gesperrt sind, wenn es einen Empfang oder eine Feier gibt. Wir hatten Glück und konnten auch den „Königsbereich“ besuchen. Verglichen mit Königspalästen in Europa sind jene in Indochina klein, aber goldstrotzend und mit wunderschönen Ornamenten verziert. Auf dem Areal des Palastes steht die Silber-Pagode, so genannt, weil der Fußboden mit Silberplatten ausgelegt ist. In ihrer Mitte befindet sich eine goldene Buddha-Statue sowie andere wertvolle Artefakte, hier hält die Königsfamilie ihre Gottesdienste. Hübsch anzusehen ist der „Mondscheinpavillon“, wo der König Ansprachen hält.
Ein Palast ganz anderer Art ist der nüchterne Wiedervereinigungspalast in Ho-Chi-Minh-Stadt. Dieser an der Stelle des früheren Gouverneur-Palais errichtete Quader aus Beton war Residenz und Arbeitsplatz des Präsidenten von Südvietnam während des Vietnamkrieges. Hier wurde das Ende des Vietnamkrieges besiegelt, nach dem Fall von Saigon im April 1975. Heute werden einige Räume von der Kommunistischen Partei bei Begegnungen oder Tagungen genutzt.
Natur
Ein Natur-Highlight sollte Bana Hills sein, eine Art Disneyland in über 1400 Meter Höhe im mittleren Vietnam. Hinauf gelangt man in einer Vielzahl Drahtseilbahnen und überquert sodann die 150 Meter lange, von zwei Stein-Händen gehaltene Fußgängerbrücke in luftiger Höhe. Das taten auch wir, allein wegen starkem Regen und dichtem Nebel sahen wir nichts. Das Natur-Highlight war dann die Halong Bucht im Golf von Tonkin. Die rund 1500 Quadratkilometer große Fläche mit ihren aus dem Meer ragenden begrünten zahlreichen Felsen unterschiedlicher Gestalt gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. In der Bucht liegen und bewegen sich zahlreiche kleinere und größere Kreuzschiffe – mit Namen wie Starlight, Crown Legend, Victory – und eine Übernachtung, um den Sonnenuntergang und -aufgang zu erleben, gehört zum Muss. Man kann sich aber auch auf einem Sandstrand sonnen und baden, im Kajak paddeln oder sich in einem Kleinboot spazieren fahren lassen. Ein Erlebnis war der Besuch der Sung Sot Höhle.
Bereits im Mekong-Delta hatten wir an den breiten Kanälen Behausungen auf Stelzen gesehen, bei der Bootsfahrt über einen natürlichen Arm des Tonle-Sap-Sees (in Kambodscha) sahen wir ganze Dörfer auf Pfählen. Oft liegen vor den Häusern noch Hausboote nebst Booten. Der Tonle-Sap-See ist mit seinen 180 Kilometern Länge der größte Süßwassersee Südostasiens, der sein Volumen in den Monsunmonaten Mai bis Oktober verdreifacht und auch zwei bis drei Meter ansteigt. Dann muss man von Haus zu Haus paddeln, wo man in der Trockenzeit Gehwege und Straßen benutzen kann. Die Bewohner leben vom Fischfang, der individuell, aber auch in Genossenschaften betrieben wird. Während des Fangverbots ernähren sich die Bewohner von „kleinen Schweinen“, d. h. Ratten, die hier sehr fett werden können. An kulinarischen Kuriositäten sahen wir am Markt übrigens auch gegrillte Käfer, Spinnen, Schlangen etc. Ein Mitreisender hat die Schlange probiert und meinte, sie schmecke wie eine krosse Grammel. Die Ingenieure der Khmer haben übrigens aus dem Tonle Sap-See Wasser in Kanälen abgeleitet und in Reservoirs gespeichert, zur Nutzung in Angkor.
Leider wird in den Naturreservaten und -arealen der zunehmenden Verschmutzung wenig Achtung geschenkt. Überall liegt Plastik und anderer Müll herum, die vielen Schiffe in der Halong Bucht bringen sicher schöne Einkommen, lassen jedoch Ölschlieren hinter sich und Abwässer ins Meer fließen, so dass das als „klar“ und für ein Bad angepriesene Wasser trüb, dreckig und wenig einladend ist.