Nokia zieht weiter

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Erst drei Jahre ist es her, da überschlugen sich die deutschen Tageszeitungen vor Empörung. Von „Raubtierkapitalismus“ und „Subventionshopping“ sprach man angesicht der Schließung des Bochumer Nokiawerks, durch die 2300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren. Nokia begründete die Abwanderung mit den billigeren Produktionskosten in Rumänien, nachdem es in Bochum über 60 Millionen Subventionen von Bund und Land eingestrichen hatte.

Die Situation in Rumänien klingt wie das Handwerk eines Folgetäters. Zuerst Einstreichen von rumänischen Steuervergünstigungen, jetzt die Schließung des Werks mit 2200 Mitarbeitern. Es ist richtig, dass Nokia die Immobiliensteuer komplett erlassen wurde – aber nur, falls sie für die nächsten 30 Jahre in Jucu ansässig bleiben.

Nachdem gerade mal ein Zehntel der Zeit verstrichen ist, wendet sich der finnische Konzern jetzt weiter gen Osten nach Asien und muss die Steuern nun doch noch zahlen. Unklar bleibt, wie viele Gelder aus den EU-Strukturfonds für den Aufbau des Industrieparks in Jucu Nokia indirekt zugute kamen. Der Kreis Klausenburg/Cluj hatte Millionen Euro in eine bessere Verbindungsstraße zwischen Jucu und Klausenburg investiert, der Flughafen sollte erneut ausgebaut werden.

Schon im April, als Nokia sein Forschungszentrum in Klausenburg dichtmachte, hatte sich angebahnt, dass Rumänien in der Firmengeschichte nicht mehr bleibt als ein kurzes Intermezzo.

Aber grundsätzlich lässt sich Nokia nicht viel vorwerfen. Es ist wie andere Unternehmen auf dem freien Markt einer globalisierten Welt auf der Suche nach kostengünstiger Produktion und Gewinnmaximierung. Sozial ist das oft nicht. In Jucu haben die Mitarbeiter nur noch bis Dezember feste Arbeitsverträge, bis einschließlich März können sie an Umschulungen zur Arbeitsplatzsuche teilnehmen.

Zurück bleiben leere Hallen, für die der Kreis einen Investor sucht. Die Krise hat dem Industriepark den Garaus gemacht, noch bevor sich der Kreis Klausenburg als Industriestandort wirklich profilieren konnte. Anfang 2008 sah es noch sehr gut aus. Im Januar verkündete Nokia, nach Rumänien umzusiedeln. Im Februar konnten sich auch UPS, Mercedes und General Motors einen Standort in Jucu vorstellen. Gekommen ist keiner.

Diesen Donnerstag weckte Klausenburgs Bürgermeister Sorin Apostu eingeschlafene Hoffnungen und kündigte einen „Industriegiganten“ der Informationstechnologie an, der sich im Kreis niederlassen möchte. Es wäre eine gute Nachricht für die Nokia-Mitarbeiter von Jucu, die wie ihre Kollegen aus Bochum  gegen die globalen Wirtschaftsmechanismen den Kürzeren ziehen.