Rumänische Börse bewegte sich 2018 zwischen Extremen, weitere Entwicklung ungewiss

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Die Bukarester Wertpapierbörse BVB schloss zum ersten Mal seit 2015 ein Börsenjahr mit einem Kursverlust. Dieser betrug auf Jahressicht fast 5 Prozent, wobei der Hauptindex BET sich im vergangenen Jahr zwischen Extremen bewegte. So überschritt er zum ersten Mal in zehn Jahren die 9000-Punkte-Marke und erlebte im Dezember auch den höchsten Kursverlust seit 2011. Zeitweilig übertraf der Bukarester Aktienmarkt die Börsen in der Region mit seinen Kurszuwächsen, doch ein Eilerlass der Regierung, der unter anderem neue Banken- und Energiesteuern vorsah, brachte den Markt kurz vor den Winterferien zum Einbrechen. BVB erlebte als Folge dieses Erlasses den stärksten Wertrückgang der letzten zwei Jahre.

Der zuerst am 18. Dezember veröffentlichte Entwurf des umstrittenen Eilerlasses wurde dann am 29. Dezember im Amtsblatt veröffentlicht. Er sieht eine Besteuerung der Banken anhand ihrer Aktiva vor, aber auch eine Erhöhung der Kapitalanforderungen für Rentenfondsverwalter sowie neue Steuern in den Bereichen Energie, Telekommunikation, für die Tabak- und Glücksspielindustrie. Letztere dürften inflationstreibend sein. Industrie- sowie Finanzvertreter jeglicher Couleur äußerten starke Zweifel und Besorgnis angesichts der Unsicherheiten, die die Umsetzung dieses Eilerlasses mit sich bringt. Sämtliche Warnungen seien von der Regierung missachtet worden, hieß es.

Besonders hart traf es an der Börse Banken. Die Erste Group Bank AG (EBS, 144 Lei, ISIN AT0000652011) verlor Ende vergangenen Jahres 12 Prozent. Schlimmer erging es noch den in Rumänien registrierten Banken BRD (BRD, 11,8 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2) und Banca Transilvania (TLV, 2,1 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1), die beide jeweils mehr als 23 Prozent an Wert verloren. Die genauen Auswirkungen des Eilerlasses auf die börsennotierten Unternehmen sind noch nicht bekannt, weil ungewiss ist, wie sich die Volkswirtschaft 2019 entwickeln wird, wie hoch der Kredithunger sein wird und welche externen Faktoren eine Rolle spielen werden, so Finanzexperten. Eine Rezession in diesem Jahr sei nicht auszuschließen. Auf jeden Fall hat der rumänische Kapitalmarkt einen herben Imageverlust erlitten, denn vor allem institutionellen Anlegern wurde schmerzhaft vor Augen geführt, wie unsicher dieser Markt ist.

Lichtblick zum Jahresbeginn?

Der Aktienmarkt startete dennoch freundlich ins neue Jahr. Nach dem ersten Handelstag standen acht der insgesamt neun Indizes mit Kursgewinnen da, der Hauptindex BET hatte 1,18 Prozent zugelegt. Einzig der Finanzwerte-Index BET-FI verzeichnete am ersten Handelstag im neuen Jahr einen Kursverlust. Am zweiten Handelstag festigte der Markt seine Gewinne, BET legte noch einmal 2,6 Prozent zu und kletterte deutlich über 7500 Punkte. Vor allem der Energiewerte-Index konnte sich aufrappeln dank eines Zuwachses von 3,56 Prozent.
Auch die Marktkapitalisierung erholte sich, nachdem sie in der letzten vollen Handelswoche 2018 insgesamt 16,7 Prozent verloren hatte. Von ehemals 136,8 Milliarden Lei (29,37 Milliarden Euro) kletterte der Wert aller gehandelten Aktien am vergangenen Freitag wieder auf 150,11 Milliarden Lei (32,2 Milliarden Euro), was einem Wochenplus von 9,7 Prozent entspricht.

Von den Aktien taten sich vor allem die Brauerei Bermas (BRM, 1,2 Lei, ISIN ROBEMAACNOR3), der ehemalige Chemieriese Oltchim (OLT, 0,036 Lei, ISIN ROOLTCACNOR2) und der Hotelbetreiber SIF Hoteluri (CAOR, 1,07 Lei, ISIN ROCAORACNOR9) hervor, mit Tageszuwächsen von jeweils mehr als 14 Prozent. Am Tag zuvor hatte das Textilunternehmen Conted (CNTE, 21,6 Lei, ISIN ROCNTEACNOR9) mit einem Plus von 21 Prozent gepunktet. Die Verluste anderer Emittenten hielten sich in Grenzen.

Devisen

Für den rumänischen Leu war 2018 ein Jahr hohen Druckes seitens beider Leitwährungen US-Dollar und Euro. Zeitweilig konnte sich die rumänische Landeswährung gegen beide ein wenig durchsetzen, musste aber doch immer wieder nachgeben. Nicht selten überschritt der Leu historische Höchststände sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar. Druck verspürte der Leu vor allem aus der Politik, die ein hohes Maß an Unsicherheit einbrachte. Allerdings blieben dem Leu starke Schwankungen – wie sie am Aktienmarkt zu betrachten waren – weitestgehend erspart. Hier hat die Notenbank BNR für Ruhe gesorgt. So kommt es, dass der Euro Anfang Januar nur 0,6 Prozent mehr kostet, als noch vor einem Jahr. Der US-Dollar hingegen erzielte einen Kursgewinn zum Leu von 6,3 Prozent gegen-über den ersten Handelstagen vor einem Jahr. Gestern startete der Euro bei 4,6647 Lei, während ein US-Dollar 4,092 Lei kostete.

 

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