Temeswar (ADZ) – Die Ausschreibung für das großangelegte Temeswarer Stadtentwicklungsprojekt im Bereich Trajansplatz/Piața Traian ist überraschend abgesagt worden. Die Entscheidung fiel am 22. Juli während der Evaluierung der zwei eingegangenen Angebote, wie aus dem elektronischen Beschaffungssystem SEAP hervorgeht. Der genaue Grund für die Annullierung wurde bislang nicht veröffentlicht. Die gesetzliche Einspruchsfrist läuft noch, teilte die Stadtverwaltung mit.
Vermutet werden gravierende Mängel in der Ausschreibungsdokumentation.
Nach Angaben des Rathauses bestehe momentan kein Risiko, die zugesagten EU-Fördermittel in Höhe von über 14 Millionen Euro zu verlieren. Die Ausschreibung solle erneut gestartet werden, sobald die rechtlichen Bedingungen es erlauben.
„Unser Ziel ist es, das Projekt auf höchstem Qualitätsniveau umzusetzen“, erklärte die Stadt gegen-über mehreren Lokalmedien.
Im Vorfeld der Absage war das Verfahren von mehreren Klärungsanfragen und einer früheren Beschwerde des österreichischen Baukonzerns Porr begleitet worden. Diese war im März eingereicht und später im Mai zurückgezogen worden, nachdem die Stadt die angesprochene Problematik behoben hatte. Auch eine Fristverlängerung für die Angebotsabgabe war zunächst abgelehnt, dann aber von April auf den 13. Mai verschoben worden.
Zudem sorgten inhaltliche Mängel in den Ausschreibungsunterlagen für Diskussionen: So wurden unter anderem Fragen zu Pflanzvorgaben, Beleuchtung, dem Umgang mit Straßenbahnen während der Bauarbeiten und fälschlich eingefügten Referenzen zur Verkehrsbehörde der Stadt Bistritz/Bistrița gestellt. Die Stadt sprach in diesem Fall von einem „redaktionellen Fehler“.
Die geplante Stadterneuerung umfasst 15 Straßen und vier Plätze im historischen Stadtteil Fabrikstadt, darunter der Trajansplatz und zwei weitere Plätze. Insgesamt sollen rund 60.000 Quadratmeter neugestaltet werden. Geplant sind unter anderem verkehrsberuhigte Zonen, neue Grünflächen, Spielbereiche und Umgestaltungen historischer Plätze. Die Gesamtfläche des Stadtgrüns soll von 6000 auf 9500 Quadratmeter erweitert werden. Die Arbeiten sind auf 24 Monate angelegt. Die geschätzten Gesamtkosten des Projekts betragen rund 34 Millionen Euro. Neben der EU-Förderung sollen lokale Haushaltsmittel sowie ein 30-Millionen-Euro-Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) zur Finanzierung beitragen. Die Ausschreibung war Ende Februar gestartet worden. Zwei Bieter – PORR Con-struct sowie ein Konsortium unter Leitung von Theda Mar Design – hatten Angebote eingereicht. Der Auftragswert inklusive Mehrwertsteuer lag bei rund 143 Millionen Lei (knapp 29 Millionen Euro).