Die Kaufkraftparität gemessen am Mindestlohn ist in Rumänien zwischen 2007 und Anfang 2019 von 171 auf 865 Euro gestiegen. Dadurch hat Rumänien neun EU-Länder, Bulgarien, Tschechien, Estland, Griechenland, Kroatien, Lettland, Litauen, Ungarn und Portugal überholt. Welche Folgen dies hat, erläutertet auf Nachfrage der Banater Zeitung, der Temeswarer bekannte Wirtschaftsanalyst Nicolae Țăran. Er ging auf die höhere Kaufkraft, auf die Attraktivität des Arbeitsmarktes und auch die Arbeiten im Lohn-System ein.
Die Anhebung des Mindestlohnes geht seiner Meinung nach auf eine politische Entscheidung und nicht auf die Folgen einer gehobenen Produktivität zurück. „Kurzfristig müssen die Firmeninhaber auf eine Verringerung der Gewinnspanne verzichten, oder die Preise, sowohl für den Binnenmarkt als auch für ausgeführte Güter anheben“, sagt der Experte. Da sich teure Waren jedoch schwerer verkaufen lassen, ist es notwendig, die Produktivität zu steigern, entweder aufgrund von weniger Arbeitnehmern, die besser qualifiziert sind, oder durch verbesserte Technologien.
„Im Falle Rumäniens ist ein weiteres Problem hinzugekommen: Der Lohnanstieg hat auch die Nachfrage für Konsumgüter ansteigen lassen“, so Nicolae Țăran. „Diese werden jedoch über weite Strecken eingeführt. Die Importe sind um 5.6 Milliarden Euro gestiegen, was die Handelsbilanz aus dem Gleichgewicht gebracht hat“, setzt der Temeswarer Analyst fort. „Dieses Gleichgewicht ist nur durch einen Verfall der nationalen Währung, des Leu, möglich. Dies kam den Firmen zugute, die ihre Waren ausführten. Sie konnten ihre Waren in Lei teurer verkaufen, was gleichzeitig bedeutet, dass sie höhere Löhne zahlen konnten, ohne ihre Profite einzuschränken. Was jedoch nicht heißt, dass langfristig eine Optimierung des Verhältnisses zwischen Kosten und Qualität notwendig ist“, schließt Nicolae Țăran sein Schreiben an die Redaktion.