Das Kulturhaus „Friedrich Schiller“ in Bukarest ist mit Konzerten, Diskussionen und verschiedenen Ausstellungen gut ins neue Jahr gestartet. Darunter war auch der Vortrag mit begleitender Fotoausstellung „Die Erinnerung eines Oktoberfests“ von Dr. Klaus Fabritius, die einen Rückblick auf das vorjährige Oktoberfest und seine reiche Tradition ermöglichte.
Dr. Klaus Fabritius ist Forscher, Dozent an der Fakultät für Landwirtschaftswissenschaft in Bukarest, Mitglied der Rumänischen Akademie und Vorsitzender des DFDR-Regionalforums Altreich. Freunde des Schillerhauses kennen ihn auch als leidenschaftlichen Hobbyfotografen, der mit seinen modernen Profi-Kameras vor allem Vögel, Wildtiere, Schmetterlinge sowie Landschaften, Gebäude und Volksfeste festhält. Die besten Fotos aus seinem reichhaltigen Bestand hat er im Laufe der Zeit im Schillerhaus präsentiert und in einer Bildbandreihe festgehalten.
Diesmal hat er als treuer Besucher des Münchener Oktoberfests seine Freude an diesem bunten, traditionsträchtigen Fest auch dem Bukarester Publikum mitteilen wollen. Dazu hat er Ende Januar eine neue Fotoausstellung im Schillerhaus organisiert und einiges zu den Bräuchen und dem Ablauf des Oktoberfests erläutert.
Der erste „Kunde“ war ein echter König
Das Münchener Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt und wohl das beliebteste. Zwar gibt es auch in anderen Städten Deutschlands und weltweit Oktoberfeste, doch keines hat eine vergleichbar lange Tradition. Jahr für Jahr zieht es Millionen Besucher nach München, die in der Regel immer wieder zurückkehren. Das Festival erwartet sie mit Bierzelten, Riesenrädern, Schießständen, Karussells, Lebkuchenherzen, Gruselpavillons usw. In den Bierzelten auf dem Oktoberfest gilt auch heute das Prinzip: der Kunde ist König. Wenige wissen jedoch, dass der Kunde, für den das Oktoberfest erstmals veranstaltet wurde, ein echter König war und dass die Geschichte des Festivals mehr als 200 Jahre zurückgeht.
Das erste Oktoberfest wurde am 12. Oktober 1810 anlässlich der Hochzeit von Prinzregent Ludwig von Bayern, dem späteren König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen gefeiert. Andreas Michael Dall’Armi, Mitglied der Bayerischen Nationalgarde, hatte die Idee, die Hochzeit einfach mal anders zu feiern: mit einem großen Pferderennen. Die bereits damals als „Volksfest“ bezeichneten Feierlichkeiten in der Innenstadt, die fünf Tage dauerten, wurden am 17. Oktober mit einem Pferderennen und Biertrinken auf einer Wiese, der heutigen Theresienwiese, vor den Toren Münchens beendet.
Am ersten Oktoberfest haben sich 40.000 Menschen beteiligt. Voriges Jahr belief sich die Teilnehmerzahl auf sieben Millionen, informierte Dr. Fabritius.
Das beliebte Festival läuft jedes Jahr ab Mitte September bis zur ersten Oktoberwoche. Veranstalter des Oktoberfests sind die Stadtverwaltung München und die örtlichen Traditionsbrauereien, darunter Augustiner Bräu, Paulaner, Löwenbräu, Hofbräu München usw. – insgesamt sind es acht.
Das kleinste Bier: ein Litermaß
Jede Brauerei hat ihr eigenes Zelt. Das größte Zelt bietet Platz für 10.000 Personen. Dort werden Bier und traditionelle Speisen serviert. Die kleinste bestellbare Biermenge beträgt einen Liter, also eine Maß, gefolgt von einer Stiefelmaß mit 3 Litern und der größten Stiefelmaß mit 5 Litern. „Können Sie sich vorstellen, wie viel Bier während der drei Wochen des Oktoberfests getrunken wird?“, fragte Dr. Fabritius das erstaunte Publikum und fügte hinzu, dass man vor einem Jahr zum ersten Mal auch alkoholfreies Bier angeboten habe.
Eröffnet wird das Fest immer von einer Frau, die die Blaskapelle anführt, und einem Trachten- und Schützenumzug. Erstmals fand der Trachtenumzug 1835 zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Prinzessin Therese statt. „16 Paare in Tracht eröffneten damals das Oktoberfest. Im Jahr 2023 gab es einen Rekord: 8000 Menschen nahmen an der Eröffnungsparade teil und mussten eine Strecke von knapp sieben Kilometern zurücklegen“, hieß es. Den Festzug prägen allegorische Bierkarren oder Wagen von Schützenvereinen, Gilden, die von geschmückten Pferden gezogen und von Blaskapellen begleitet werden. Auf den Bildern zu sehen waren die Holzfäller mit Äxten, die Blechner, Tischler und die Feuerwehr mit einem alten, historischen Karren, sowie bunt geschmückte Bierkarren und die Wagen der Münchener Moriskentänzer an der Technischen Universität München und des Münchener Marionettentheaters u.a.
O’zapft is - mit möglichst wenigen Schlägen
Dr. Fabritius erläuterte weiter den Ablauf des Festivals. „Punkt 12 Uhr zapft der Münchner Oberbürgermeister das erste Fass Bier an. Man zählt immer, wie viele Hammerschläge nötig sind, um ein Bierfass zu öffnen. Der Rekord liegt bei zwei Hammerschlägen. Gleich zwei Bürgermeister haben es mit zwei Hammerschlägen geschafft, andere Male waren dafür 15 bis 17 Schläge nötig.“
Der tägliche Ablauf des Oktoberfests erstreckt sich von 10 Uhr bis nach Mitternacht und besteht aus mehreren Phasen. In der Phase von 10 bis 12 Uhr ist es am ruhigsten, da entspannen sich einige Teilnehmer auf der Wiese, es werden auch spezielle Veranstaltungen für Kinder organisiert und es gibt auch einen historischen Teil, in dem alte Landwirtschaftsmaschinen usw. präsentiert werden. Bis 12 Uhr wird Volksmusik mit Tamburinen, Trommeln, Gitarre und Blechblasinstrumenten gespielt. Nachmittags bis Mitternacht ertönen Unterhaltungsmusik und Schlager.
Nach drei Wochen ständigen Feierns kehren die Teilnehmer mit schönen Erinnerungen nach Hause. Jedes Jahr wird außerdem ein spezieller Bierkrug gestaltet und als Souvenir verkauft. Für solche Festkrüge gibt es sogar Sammler.