„Das Leben darf alles, nur nicht langweilig sein“, lautet das Motto von Autor Heinrich Heini Höchsmann, kurz H.H.H, wie das Lachen. Huch – ein Seelenverwandter? Fast. Was uns verbindet? Auch er hat das „gelobte (Deutsch)Land“ verlassen, um im wilden Osten (Rumänien) Fuß zu fassen. Er allerdings wieder, denn ursprünglich kommt er von hier: ein „heruntergekommener“ Sachse also, wie seine Landsleute spitz bemerken, die Kommunismus und Kulturhauptstadt stoisch ausgesessen haben in ihrer Heimat- und Hermannstadt.
Weg, weg aus dem Land zog es ihn also, diesen Höchsmann, wo „alte weiße Männer“ absolut alles „prüfen müssen“, vor allem „ob die Entscheidung“ – egal welche – „datenschutzkonform, gendergerecht, fremdentauglich und LGBTQ-freundlich ist“. Wo selbst Hosen gegendert werden und in „pseudofortschrittlichen Rathäusern“ ein Sprachdiktat herrscht, „angetrieben von Sprachkas-trierenden und -verhunzenden“ und „gegen den Willen von 80 Prozent der Befragten (...sie verstehen nicht, warum sie gewisse Wörter nicht mehr oder anders sagen müssen)“. Wo man Goethe, Schiller und Heine abschafft und Pippi Lang-strumpf, Karl May oder den „Oberindianer Honey“ von Udo Lindenberg umschreibt. Und wo die (einstige) Kanzlerin ihre „Rasselbande nicht mehr im Griff hat“!
Tief sitzt der Frust, obwohl er doch von einer lieben Tante gleich nach Ankunft im gelobten Land so erfolgreich in die politisch korrekte Behandlung eines bundesdeutschen Frühstücksbutterziegels eingewiesen worden war... Welch unschätzbar wertvolle Eingliederungshilfe – im Nachhinein vergeblich.
Von Washington D.C. zum Zwiebelskandal
Lesung im April auf den Reschitzaer Literaturtagen: Ein mir Unbekannter betritt den Raum, füllt ihn mit seiner Präsenz binnen Sekunden vollständig aus – und schon liegt ihm das Publikum zu Füßen, um Atem ringend vor Lachen von den Stühlen gefallen. Oder so ähnlich. So jedenfalls erlebe ich Heinrich Heini Höchsmann zum ersten Mal: Wie er mit Grabesstimme Trump und Musk zitiert, in „Second Inauguration. Monday, January 20, 2025, Washington, Capitol“, aus seinem neuen Buch „Einmal Deutschland und zurück. Geschichten von Hüben und Drüben“ (2. Band).
Trump: „Okay, notieren Sie, Musk: Wir erhöhen die Zölle auf 25 Prozent, dann auf 50 Prozent, wenn nötig auf 150 Prozent, wenn sie nicht kapieren. Je nachdem, wie schnell sie kapitulieren!“ „Wir werden wieder reich, reich, reich!“ „Wir werden von allem mehr haben, wir werden Weltmeister in CO2 sein!“ Musk (flüstert stolz): „Mister President, das sind wir schon!“
Über „Schillers Glocke und Heinis ‚Klöppel‘“ führt er uns zur Butter der deutschen Erbttante, Einbürgerungstest Nummer Zwei wurde dann leider nicht bestanden, schuld war sein Vater, der barbarisch wild über die Zwiebelrabatte der Gastgeber hergefallen war und drei blasse Lauchzwiebelchen für’s gemeinsame Abendessen brutal entwurzelt hatte! Nicht einmal das Sauerampfersüppchen konnte da die Abendstimmung noch retten...
Lieber Altersheim oder nackt im Pool Schampus trinken?
Mit „Einmal Deutschland und zurück. Geschichten von Hüben und Drüben“ lässt uns Höchsmann höchst ausführlich an seinem bunten Leben teilhaben: von der Schulzeit in Hermannstadt/Sibiu über die Studienzeit in Bukarest, dem „Paris des Ostens“, wo man auch ohne Stipendium im „schönsten Studium der Welt“ (Sport) überleben konnte, dank Mensa-Küchenhilfe Tanti Kathi, die manchmal zwei, drei Studenten auf einen Bon essen ließ, oder den Hungrigen zumindest Püree servierte. Und „wenn gar nichts ging, dann fraßen wir die Reste von den Tischen. Abends, auf den Fluren vor den Spinden, gab es als Delikatesse Betthupferl in Form von Brot mit Senf oder Brot mit Zwiebeln“... (Woher soll man da den Umgang mit dem Butterziegel kennen?)
...bis ins tiefste Rentenalter, verarbeitet im Kapitel „Ein Tag im Leben des 73-jährigen Rentners H.H.H.“: Blatt für Blatt wird da gewendet, gelangweilt, und dies schon vor neun Uhr morgens. Im Medium der seichten Unterhaltung, Boulevard-Literatur, erfährt man erschöpfend „wer mit wem, die ganzen Techtelmechtel“ eben. „Alles Formate, welche von gehirnamputierten, tätowierten, Androsteron aufgepumpten und Hyaluron aufgespritzten Wesen leben.“ Doch die Lektüre des Rentners liefert auch Realsatire: „neue Sequenzen für den dritten Band ‚Herr Siegerius‘, der Alleswisser und Alleskommentierer, der seinen Senf überall kundtut, wo keiner hinhört.“ Auch ein H.H.H.-Produkt.
„Das Leben darf alles, nur nicht langweilig sein“, findet H.H.H immer wieder - und beschließt, ins Altersheim zu ziehen! Dass es dann doch nicht dazu kommt, dafür sorgt eine Wohngemeinschaft mit Kommunikationszentrumscharakter am Bodensee. Doch halt! So leicht geht’s nicht. Dort muss man sich die Aufnahme ins Mietverhältnis erst einmal verdienen: Mit Holzspalten, Rasenmähen, Kochen und im Adamskostüm im Planschbecken Sekt trinken! „Wir mussten uns sputen, denn die Königsaufgabe war das Nacktbaden mit Schampustrinken im Pool, und das Badewetter drohte zu kippen.“ Dem Altersheim in Neumarkt/Târgu Mureș knapp entkommen – „Warum eigentlich ein Altenheim? Weil es kommod und günstig gewesen wäre, für 750 Euro in Vollpension zu leben“ – darf das frischgebackene Kommunenmitglied nun den intelligenten, türenöffnenden schwarzen Kater („er stolzierte erst über meine Decke und dann über mein Gesicht“) und „Oma, Mariannes Mutter, die inzwischen ins kleine Zimmer nebenan gezogen war“, die morgens um sechs Uhr schon Lust auf „Heiiiin... riiiich!“s Geselschaft verspürte, genießen.
Bis ihn ein Freund, Jens Kielhorn, fragte, ob er nicht eher Lust hätte, wieder Lehrer zu werden. „Wie ein kosmischer Blitz, wie ein Wink des Universums, traf mich das Angebot“, gesteht Höchsmann. Erlöst!
Und da ist er nun wieder, im „România educată“ von Klaus Johannis, zurück in seiner alten Heimat- und Hermannstadt. Was für ein Glück auch für die Schüler der Charlotte-Dietrich-Schule, denn mit diesem Prof ist ihnen zumindest der H.H.H.-Effekt garantiert!
Ein „medizynischer“ Rat zum Schluss
Warum man sonst noch Heinrich Heini Höchsmann lesen sollte? Um länger zu leben, zum Beispiel. Oder, um die Menschheit zu retten. „Lachen fördert die Durchblutung des ganzen Körpers, Glückshormone wie Dopamin und Serotonin werden ausgeschüttet. Im Gegenzug werden Stresshormone und Entzündungsenzyme abgebaut, die Immunabwehr wird gesteigert, was in Zeiten wie diesen überlebenswichtig ist“, doziert Höchsmann, nach etlichen Jahren als Pharmavertreter auch „medizynisch“ höchst gebildet, im Kapitel „Ein ernstes Wort zum heiteren Spiel“. Und Verlegerin Bettina Ponschab verrät er im Interview: „Humor ist wichtig für den Fortbestand der Menschheit.“ Aus ebendiesen Gründen.